Interview mit Knüllermarkt-Inhaberin Petra Manoah "Ich fühle mich auch in Jeans schick"

Duisburg · Mitten im Weihnachtsgeschäft hat sich Knüllermarkt-Inhaberin Petra Manoah Zeit genommen, um über Frauen in Führungspositionen, ihren Alltag als Unternehmerin und Mutter und natürlich über Deko zu sprechen.

 In Jeans vor ihrem Geschäft auf der Münzstraße: Petra Manoah.

In Jeans vor ihrem Geschäft auf der Münzstraße: Petra Manoah.

Foto: crei

Ist es für Frauen schwieriger, sich in der Geschäftswelt zu behaupten, als für Männer?

Manoah Nein, ich habe das nie so empfunden. Aber ich bin ja selbstständig und kaufe ein. Wer mich schlecht behandelt, bei dem würde ich auch nicht mehr einkaufen.

Ist denn der "Einkauf" nicht eher eine Männerwelt?

Manoah Also früher war das so, dass da sehr viele Männer waren. Aber heute sind auf diesem Gebiet auch viele Frauen unterwegs. Das hat sich im Laufe der vergangenen 20 Jahre schon sehr verändert.

Sie haben einen 14-jährigen Sohn. Hatten sie jemals Probleme, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren?

Manoah Für mich war das immer einfach, weil der Vater meines Sohnes zuhause war und Hausmann ist.

Und das hat nie Probleme gegeben?

Manoah Nein, das war von beiden Seiten gewollt.

Haben Sie sich das immer schon so vorgestellt, dass das so läuft?

Manoah Ja, für mich war klar, dass mir das Arbeiten viel Spaß macht, das wollte ich immer gern machen und hatte mir das so dann auch gewünscht. Natürlich sollte das Kind auf gar keinen Fall zu kurz kommen. Ich nehme mir für ihn so viel Zeit, wie es nur irgendwie geht. Ich glaube, wir Frauen bekommen das einfach implantiert, dass man das Gefühl hat, man hat zu wenig Zeit mit dem Kind. Halte ich aber für Quatsch. Kein Mensch kommt darauf zu sagen, hey, der Mann arbeitet aber viel, das ist aber schlimm. Das sagt niemand!

Wurden Sie denn schon mal schief angeguckt, dass Sie diesen Weg gewählt haben?

Manoah Als mein Sohn im Kindergarten war und ich zur Messe, da gabs schon Frauen, die schon mal was gesagt haben. Und das erstaunliche ist ja, dass solche Bemerkungen nicht von Männern kommen, sondern von Frauen. Das ist das große Übel da dran, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann.

Ist das Neid oder stecken die Frauen in alten Rollenbildern fest?

Manoah Ich glaube, dass es Frauen gibt, die in den alten Rollenbildern gefangen sind. Mag auch sein, dass Neid eine Rolle spielt, aber das will ich niemandem unterstellen. Was ich nur so erschreckend finde, ist, dass es Frauen sind, die dann sagen, wie kannst du so lange wegfahren oder Ähnliches. Keine Frau würde sagen, wo ist denn dein Vater? Das finde ich unglaublich.

Ärgert sie das, wenn von Frauen solche Kommentare kommen?

Manoah Ich ärgere mich kurz darüber und dann lass ich es aber auch wieder, denn es hat ja keinen Sinn. Ich würde mir wünschen, dass man solidarischer ist. Ich finde es schade, wenn Frauen anderen Frauen etwas nicht gönnen. Ich finde, Frauen sollten einander unterstützen.

Wie viel sind Sie denn mit Ihrem Geschäft beschäftigt?

Manoah Ich würde mal sagen, ich habe einen ganz normalen Arbeitstag. Ich habe das so organisiert, dass ich viel Zeit für mein Kind habe.

War es immer schon klar, dass es beruflich in diese Richtung geht, oder hätten Sie sich auch ein anderes Business vorstellen können?

Manoah Das war relativ schnell klar. Ich habe früher schon Weihnachtsmärkte gemacht. Auch damals schon mit meinem jetzigen Geschäftspartner. Da war ich 16 oder 17 und hatte noch gar keinen Führerschein, da haben wir schon den ersten Weihnachtsmarkt gemacht.

Haben Sie ein Lieblingsthema, oder eine Lieblingszeit, was die Dekoration betrifft?

Manoah Weihnachten! Das nimmt natürlich auch den meisten Raum ein. Das ist mein Spezialgebiet, würde ich sagen. Aber das Hochzeitsthema mag ich auch.

Glauben Sie, dass Sie das Geschäft anders führen können als ein Mann es könnte oder würde?

Manoah Deko ist zwar eher ein Frauending, aber ich glaube, dass man in das Thema reinwächst. Also, Autos würden mir jetzt etwas schwerer fallen und einem Mann würde es vielleicht schwerer fallen, die richtigen Engel und die richtigen Farben auszusuchen. Könnte ich mir jedenfalls vorstellen, obwohl es auch sehr viele Männer gibt, die in der Branche tätig sind.

Wenn es nicht der Knüllermarkt wäre, was würde Sie sonst interessieren?

Manoah Ich finde das Thema Gastronomie sehr interessant. Da gibt es viele neue Konzepte, die ich sehr spannend finde.

Sie sind immer in Wanderschuhen unterwegs. Liegt das an dem Tempo, mit dem Sie hier unterwegs sind?

Manoah Auf jeden Fall! Gucken Sie mal, wie groß das hier ist und da muss man rein und raus und nach vorne und nach unten. Und ich finde, das geht nur mit bequemen Schuhen.

Gibt es denn auch die Momente, in denen Sie die Wanderschuhe gerne mal gegen hohe Schuhe tauschen?

Manoah Selten. Kommt vor, aber sehr selten. Da muss es dann schon ganz schick zugehen. Vielleicht an Silvester. Im Laden aber gar nicht. Da brauche ich ja ne halbe Stunde von A nach B.

Würden Sie denn gerne öfter?

Manoah Ach, ich brauch das nicht. Das ist nicht so meins. Ich finde mich auch in Jeans und Wanderschuhen schick.

Was halten Sie denn generell von Geschlechterrollen?

Manoah Da halte ich gar nichts von. Jeder ist, wie er ist.

Wie viel steckt von Ihnen in ihrem Laden? Suchen Sie die Sachen allein aus?

Manoah Nein. Ich suche zwar aus, nehme aber immer gern jemand dazu für eine zweite Meinung.

Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Manoah Ich denke, wir machen unsere Sache einfach sehr gut. Wir haben sehr gute Mitarbeiter und ich würde sagen, die sind alle mit Liebe und Leidenschaft dabei. Und das ist sehr wichtig, dass man sich im Laufe der Jahre eine Mannschaft zusammensucht, die wirklich gut ist und das gern macht.

Wie viel Frau steckt in ihrem Laden?

Manoah Das Weibliche steckt in jeder Ecke. Unsere Dekorateurinnen zum Beispiel sind alle Frauen. Wie das hier zu funktionieren hat und wie alles aufgebaut werden soll, das sagen die Frauen.

Gibt es genügend Unternehmerinnen?

Manoah Ich finde, es könnten noch 'ne ganze Menge mehr kommen. Ich will jetzt nicht unbedingt sagen, dass Männer oder Frauen die besseren Unternehmer sind, aber es spricht gar nichts gegen mehr Frauen.

Warum scheuen sich viele Frauen?

Manoah Ich denke, bei vielen trifft einfach noch das Klischee zu, dass der Mann arbeitet und die Frau zu Hause bleibt. Aber da ändert sich ja gerade auch viel.

Was raten Sie Frauen, die gerne würden, sich aber nicht trauen?

Manoah Dass man auf jeden Fall versucht, sich den Traum zu erfüllen. Dass man da einfach dran glaubt und sein Ding macht und nicht darauf hört, was andere sagen. Das soll nicht bedeuten, dass man sich kopflos irgendwo rein stürzt. Hand und Fuß muss das Ganze schon haben.

CAROLIN SKIBA STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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