Duisburg "Ich bin doch kein Zocker"

Duisburg · Anleger, die durch den Kauf von Zertifikaten der Lehman-Bank geprellt wurden, treffen sich. Wolfgang Dülk ist kein Einzelfall. Rund 40000 Deutsche haben durch den Konkurs der Lehman-Bank viel Geld verloren, zum Teil ihre komplette Altersvorsorge. Der 60-Jährige aus Laar war früher selbstständig mit einer eigenen Bäder- und Massagepraxis.

Anleger, die durch den Kauf von Zertifikaten der Lehman-Bank geprellt wurden, treffen sich. Wolfgang Dülk ist kein Einzelfall. Rund 40 000 Deutsche haben durch den Konkurs der Lehman-Bank viel Geld verloren, zum Teil ihre komplette Altersvorsorge. Der 60-Jährige aus Laar war früher selbstständig mit einer eigenen Bäder- und Massagepraxis.

"Dann musste ich aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Als Selbstständiger hatte ich natürlich nicht so viel für die Altersvorsorge zurückgelegt", erläuterte Dülk gestern im Gespräch mit der RP. Er verkaufte sein Haus, wollte davon 25 000 Euro anlegen und ging damit zur Citibank. "Mein Bankberater schlug vor, Zertifikate der Leh-manbank zu kaufen. Die seien zu 100 Prozent kapitalgeschützt und würden eine Rendite von fünf bis sechs Prozent erbringen", so der 60-Jährige.

"Auf jeden Fall sicher"

Eine Woche vor dem Konkurs der Bank aus New York fragte Dülk besorgt bei seinem Bankberater nach. Fallende Kurse und viele Gerüchte hatten ihn aufhorchen lassen. "Ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen", hieß. Die Kurse würden nun einmal steigen und fallen. "Aber meine Zertifikate wären auf jeden Fall sicher." Dülk war zunächst beruhigt. "Ich bin doch kein Zocker", sagt er voller Überzeugung. Nach dem Konkurs der Lehman-Bank hieß es dann plötzlich, dass das gesamte Kapital natürlich weg sei, wenn der Emittent der Zertifikate pleite geht. Dülk schrieb insgesamt fünf Briefe an die Citibank. "Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, dass es sich um meine Altersabsicherung handelt." Vergeblich.

Überwiegend Rentner

Inzwischen haben sich die Lehman-Zertifikate-Geschädigten bundesweit organisiert. Dülk engagiert sich in Duisburg und Umgebung, trifft sich mit anderen Geschädigten und überlegt das weitere Vorgehen. "60 bis 70 Prozent der Geprellten sind Rentner. Die Bankberater haben gedacht, dass sie dieses Klientel leichter beschwatzen können, um dabei selbst eine Provision einsacken zu können", meint Dülk.

Er scheut sich auch nicht davor, selbst auf die Straße zu gehen oder Mahnwachen vor Banken abzuhalten. Zuletzt traf er bei einer dieser Gelegenheit gleich drei weitere Geschädigte, von denen einer sein Haus verkaufte und rund 460 000 Euro verlor. "Ich überlege, die Citibank wegen Falschberatung zu verklagen. Denn das Insolvenzverfahren der Lehman-Bank wird fünf bis zehn Jahre in Anspruch nehmen, und bis dahin bin ich 70. Und höchstwahrscheinlich bleibt dann für die Kleinanleger ohnehin nichts mehr übrig." Das Treffen der Lehman-Zertifkate-Geschädigter findet am Samstag, 16 Uhr, im Brauhaus Schacht 4 / 8 an der Düsseldorfer Straße 21 in der City statt. Dort werden zahlreiche Geschädigte aus Duisburg und Umgebung erwartet.

(RP)
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