Praxistraining für Postboten in Duisburg Wenn Hunde nur noch gelb sehen

Duisburg · Bei einem Praxistraining lernten 15 Duisburger Postboten am Montag den richtigen Umgang mit Vierbeinern bei der Arbeit. Ein launiger Nachmittag mit ernstem Hintergrund: 2020 kam es in Deutschland zu über 1800 Hundeangriffen auf Zusteller.

 Eine Postbotin im Nahkampf mit einem Belgischen Schäferhund. Im Hintergrund sichert Hundetrainer Michael Pfaff die Situation ab.

Eine Postbotin im Nahkampf mit einem Belgischen Schäferhund. Im Hintergrund sichert Hundetrainer Michael Pfaff die Situation ab.

Foto: Marc Latsch

In der Welt da draußen gibt es zahlreiche natürliche Feinde. Für die Maus ist es die Katze, für die Gazelle der Löwe – und für den Postboten der Hund. Während die Tiere in freier Wildbahn alles daran setzen, ihren Fressfeinden aus dem Weg zu gehen, ist das für Postboten komplizierter. Sie müssen sich an den Haus- und Gartentüren dieses Landes immer wieder mit ihren Gegnern auseinandersetzen. Damit das möglichst glimpflich abläuft, bietet die Deutsche Post für ihre Zusteller Hundetrainings an. Eines davon fand am Montag in Duisburg statt.

Dort standen sich auf dem Hof des dortigen Zustellstützpunktes zunächst 15 Postboten und Hundetrainer Michael Pfaff gegenüber. Der fragte in einem Warm-up die Hunde-Erfahrungen seiner Kursteilnehmer ab. „Mal zugezwickt, nicht schlimmes“, sagt ein junger Mann. „Auf einmal sprang er aus dem Fenster raus und biss mir in den Fuß“, sagt eine junge Frau über ihre bislang schmerzhafteste Begegnung.

Pfaff ist bei diesem Training zunächst für den theoretischen Teil zuständig. Er plädiert dafür, die Hunde bei der Arbeit möglichst zu ignorieren, weder positiv noch negativ auf sie einzugehen. „Wenn ihr euch nicht in die Opferrolle bringt, hat der Hund kaum eine Schnitte gegen euch“, sagt Pfaff. „Ich habe noch nie gehört, dass ein Zusteller totgebissen wurde.“ Dennoch sollten Konfliktreaktionen des Hundes frühzeitig erkannt und die Zustellung in dem Fall abgebrochen werden.

Dafür, dass das theoretisch Gelernte auch gleich angewendet werden kann, sind an diesem Montag zwei Belgische Schäferhunde zuständig. Sie werden für verschiedene Übungen hinzugeholt. Das beginnt zunächst ganz harmlos mit dem richtigen Vorbeigehen an der Leine, wird aber schnell auch etwas für die mutigen Freiwilligen unter den Postboten. So springt bei einer simulierten Paketzustellung der Hund auch gerne mal gegen „Zaun“ und Postboten und zeigt im Anschluss gemeinsam mit Pfaff wie man ein Paket nicht halten sollte, damit es nicht am Ende in vielen kleinen Einzelteilen vor einem liegt.

 Michael Pfaff demonstriert den Kursteilnehmern was so ein Schäferhund mit einem falsch gehaltenen Paket anstellen kann.

Michael Pfaff demonstriert den Kursteilnehmern was so ein Schäferhund mit einem falsch gehaltenen Paket anstellen kann.

Foto: Marc Latsch

Was in vielen Szenen wie ein lustiger Betriebsausflug wirkt, hat einen ernsten Hintergrund. 2020 hat es laut Deutscher Post 1831 gemeldete Hundeangriffe auf ihre Mitarbeiter gegeben. In 1060 Fällen seien die Verletzungen so schwer gewesen, dass der betroffene Postbote einen oder mehrere Tage ausfiel. Das, so macht Pfaff in seinem Training deutlich, liege oft an einer schlechten Hunde-Erziehung durch die Besitzer. Da daran die Post schlecht etwas ändern könne, sei es umso wichtiger trotzdem möglichst immer richtig zu reagieren. Pfaff empfahl den Trainingsteilnehmern in den kommenden vier Wochen bei der Arbeit „zu 90 Prozent den Hund zu beobachten“ und nur noch zu zehn Prozent die dazugehörigen Menschen. Dann wüssten sie schnell, welcher Hund harmlos sei und welcher nicht.

Am Ende konnten ein paar mutige Freiwillige dann noch erleben wie es ist, wenn ein Schäferhund mit Schwung auf sie zuspringt. Mit einem Beißkissen sollten die Postboten das Tier dennoch unter Kontrolle bekommen und dabei selbst stabil stehenbleiben. Hier kam dann auch Michael Pfaffs Devise zur praktischen Anwendung. „Versuchen locker zu bleiben, auch wenn es ganz schwer ist“, riet der erfahrene Hundetrainer den Postboten für ihren Arbeitsalltag.

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