Duisburg Hoher Besuch beim Vorzeigeverein

Duisburg · Mit Mitgliedern des SV Genc Osman Duisburg haben sich gestern Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und NRW-Innenminister Ralf Jäger unterhalten. Der Verein arbeitet gegen die Radikalisierung von jugendlichen Muslimen.

 Gesprächsrunde mit (von rechts) Erkan Üstünay, Manuela Schwesig, Ralf Jäger und Jugendlichen des SV Genc Osman.

Gesprächsrunde mit (von rechts) Erkan Üstünay, Manuela Schwesig, Ralf Jäger und Jugendlichen des SV Genc Osman.

Foto: Christoph Reichwein

Riesen Andrang herrschte gestern im Jugendraum des SV Genc Osman Duisburg in Alt-Hamborn: Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und NRW-Innenminister Ralf Jäger (beide SPD) statteten dem Verein einen Besuch ab und unterhielten sich mit Mitgliedern über das Projekt "Extremismus - nicht mit uns". Seit Jahresbeginn nimmt der türkische Verein daran teil. Es handelt sich um ein Modellprojekt, das sich mit Radikalisierungsprävention bei muslimischen Jugendlichen beschäftigt. Gefördert wird es im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben".

Das Projekt richtet sich an sozial, schulisch und familiär benachteiligte Jugendliche, die für Radikalisierung besonders empfänglich sind. "Sie sollen in die Gesellschaft, in der sie leben, integriert und dafür sensibilisiert werden, dass es verschiedene religiöse und politische Orientierungen gibt, die durchaus nebeneinander existieren können", erklärte Projektleiter Tuna Kozak.

Gearbeitet werde sowohl theoretisch, als auch praxisorientiert in verschiedenen Modulen. "Wir zeigen zum Beispiel auf, dass andere unterschiedlicher Meinung sein können und man trotzdem friedlich zusammenleben kann." Die Jugendlichen lernten, Vielfältigkeit zu akzeptieren. "Nicht alle Menschen können gleich sein." Die Themen Respekt, Akzeptanz, Toleranz, Empathiefähigkeit und Meinungsfreiheit stehen dabei ganz oben - und wie man Konflikte mittels Kommunikation gewaltfrei lösen kann. Kozak: "Wir versuchen, Werte zu vermitteln, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Für Extremismus ist da kein Platz."

Schwesig und Jäger zeigten sich beeindruckt - und wollten vom Vorsitzenden Erkan Üstünay mehr über die Motive wissen, warum sein Verein sich um das Projekt beworben habe. "Extremismus kann sich hier sehr schnell ausbreiten", sagte Üstünay. "Denn viele Jugendliche haben Probleme, die Perspektivlosigkeit ist groß." Das machten sich Gruppierungen zunutze. Sie versuchten, diese Jugendlichen abzufangen und für sich und ihre Zwecke zu gewinnen. "Das wollen wir verhindern", so Üstünay. "Wir müssen präventiv arbeiten, damit es dazu nicht kommt."

Als Paradebeispiel für eine gelungene Integration stellte er Kerem, Emre, Yusuf und Kayra vor - vier Jungs, die an dem Projekt teilnehmen und nach eigenen Aussagen bereits viel gelernt haben. "Zum Beispiel, dass man erst versuchen soll, zu reden, und sich nicht direkt prügelt, wenn man provoziert wird", sagte Yusuf. "Oder jeden so zu akzeptieren, wie er ist. Egal ob Moslem, Jude oder Christ. Es sind doch alles Menschen", sagte Kerem.

Begeistertes Nicken, auch wenn Innenminister Jäger etwas ungläubig dreinblickte. "Habt ihr denn gar keine Probleme? Nichts? Auch in der Schule nicht?", hakte er nach. Die Jungs verneinten unisono. Aber was sollten sie dem hohen Besuch denn auch sagen vor all den laufenden Kameras!?

"Es ist sehr wichtig, respektvoll miteinander umzugehen", resümierte Ministerin Schwesig. "Das Projekt 'Extremismus - nicht mit uns' ist ein Beispiel, wie Radikalisierungsprävention funktioniert: Indem man mit Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe spricht. Mit ihnen diskutiert und sie ernst nimmt. Wir müssen dafür sorgen, dass sich junge Menschen gar nicht erst radikalisieren", erklärte sie. "Aufgeklärte und informierte Menschen sind der beste Schutz vor Extremismus. Wir müssen die Jugendlichen immun machen gegen die Einflüsterungen extremistischer Fanatiker", ergänzte Jäger.

Die beiden vereinbarten, sich bei der Präventionsarbeit auch weiterhin eng abzustimmen. Wichtig dabei sei die Vernetzung von Bundes- und Landesprogrammen. "Gemeinsames Ziel ist es, zivilgesellschaftliches Engagement für Demokratie und Vielfalt bei jungen Menschen zu unterstützen. Das soll durch umfassende Angebote wie Bildungs-, Aufklärungs-, Beratungs- und Aussteigerprojekte passieren, um so dem gewaltbereiten Islamismus präventiv entgegenzutreten", so Schwesig.

(skai)
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