Hitzewelle Duisburg knackt die 40-Grad-Marke

Duisburg · Tag zwei der großen Hitze: Am Donnerstag kletterten die Thermometer über die 40-Grad Marke. Die Schwimmbäder sind voll, nur das Freibad Wolfssee muss geschlossen bleiben. Die Forstwirtschaft warnt vor einem Waldsterben.

 Das Homberger Kombibad aus der Vogelperspektive. Die Freibäder freuen sich über außerordentlich gute Besucherzahlen. Nur das Freibad Wolfssee durfte am Donnerstag nicht öffnen.

Das Homberger Kombibad aus der Vogelperspektive. Die Freibäder freuen sich über außerordentlich gute Besucherzahlen. Nur das Freibad Wolfssee durfte am Donnerstag nicht öffnen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Der Brunnen vor dem Forum in der City ist in diesen Tagen eine kleine Oase. Von früh morgens bis spät abends springen Kinder durch die Abkühlung verheißenden Fontänen. Und nicht selten blicken die wartenden Eltern mit etwas Neid auf ihren Nachwuchs. Kein Wunder, 40 Grad und kein Fleckchen Schatten – wer würde sich bei diesem Anblick nicht nach der Zeit zurücksehnen, in der man noch unbeschwert und mit pitschnassen Anziehsachen durch die Innenstadt laufen konnte.

Tag zwei der Hitzewelle traf Duisburg abermals besonders hart. Das Thermometer an der Wetterstation Hochfeld kletterte bis 15.30 Uhr auf 40,4 Grad Celsius. Ein Festtag für die Freibadbetreiber. Die Bäder in Großenbaum, Walsum und Homberg freuen sich schon seit einigen Tagen über außerordentlich hohe Besucherzahlen. Ins Freibad Großenbaum zum Beispiel pilgern immer um die 500 Badegäste pro Tag. „In den kommenden Tagen kommen hoffentlich noch ein paar mehr“, sagt Kim Samonte vom Trägerverein des Schwimmbads. Sie rechnet mit bis zu 600 Badegästen. Das seien viele für das „relativ kleine Bad“. Vor Ort seien die Schattenplätze derzeit der Renner und die Sonnenschirme schnell vergriffen, wie Samonte berichtet.

Das bei vielen Duisburger beliebte Freibad am Wolfssee allerdings muss aufgrund von Blaualgen vorerst geschlossen bleiben. Das teilte das Freibad am Donnerstag via Facebook mit. Wie lange die Sperrung dauern wird, ist noch nicht klar. Laut Gesundheitsamt darf allerdings erst wieder geschwommen werden, wenn der Befall verschwunden ist. Vergleichbare Sperrungen in den Vorjahren dauerten bis zu einer Woche.

Die Duisburger Polizei indes bekommt es in diesen Tagen immer häufiger mit Wildschwimmern zu tun. Sie hat deshalb am Donnerstag noch einmal explizit vor dem Baden im Rhein gewarnt. Zwar sei der Rhein als Fluss Gemeingut und das Baden damit nicht grundsätzlich verboten, es sei aber schlicht lebensgefährlich, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung der Behörde. Unterschätzt werde oftmals der Sog- und Wellenschlag, der durch vorbeifahrende Schiffe verursacht werde. Hier komme es immer wieder zu gefährlichen Situationen selbst in knietiefem Wasser und in vermeintlich sicheren Uferbereichen zwischen den sogenannten Kribben (Bauwerke, die in den Rhein hineinragen). Dieser Sog könne so stark sein, dass selbst erwachsene Personen in die Strömung gezogen werden. Explizit verboten sei das Schwimmen im Rhein überdies in den Bereichen von 100 Metern vor und hinter Hafeneinfahrten, sonstigen Ein- und Ausfahrten und Bauwerken wie Brücken, Wehren und Anlegestellen.

Auch die Tiere im Duisburger Zoo kämpfen aktuell mit der Hitze. Bei dermaßen hohen Temperaturen brauchen sogar Savannentiere wie die Elefanten eine Abkühlung. „Die Elefanten schlagen mit den Ohren oder legen sich Schlammpackungen aus Wasser und Sand auf die Haut, um sich abzukühlen“, sagt Zoo-Mitarbeiterin Katharina Thol. Andere Tiere hätten andere Tricks gegen die Hitze. Kängurus beispielsweise würden ihre Handgelenke ablecken und Pelikane hechelten mit dem Kehlsack. Tiere aus kälteren Regionen suchten Schatten.

Der Tierpark hilft den Tieren dabei, mit den extremen Temperaturen zurecht zu kommen. Die Rentiere zum Beispiel bekommen in ihrem Gehege Sand aufgeschüttet, in dem sie sich Kuhlen bauen können, um sich zu kühlen. Abgesehen davon gebe es in jedem Gehege Rück-
zugsmöglichkeiten im Schatten, außerdem Wassersprenger, um den Boden anzufeuchten, oder Wasserstellen, die die Tiere benutzen könnten, wenn es zu heiß werde.

Weniger zu heiß als vielmehr zu trocken ist es den Bäumen im Duisburger Stadtwald. Nachdem der Naturschutzbund BUND am Donnerstagmorgen angesichts ausbleibenden Regens vor einem „Waldsterben 2.0“ gewarnt hatte, warnt nun auch die Interessengemeinschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) vor Waldschäden in Duisburg und Umgebung. Die IG, die unter anderem die Interessen der Forstwirtschaft wahrnimmt, sieht vor allem den Nadelbaumbestand bedroht. „Nach dem Hitze-Jahr 2018 fehlt auch in diesem Sommer bislang der nötige Regen. Gerade heimische Fichten leiden unter ,Dürre-Stress‘. Die Bäume sind Schädlingen wie dem Borkenkäfer fast schutzlos ausgeliefert“, sagt die Bezirksvorsitzende der Forst-Gewerkschaft, Karina Pfau. Die aktuelle Lage sei dabei erst der Anfang. „Der heimische Wald bekommt den Klimawandel längst zu spüren. Bei Fichten, Kiefern und Tannen geht es langfristig ums Überleben.“

Nadelbäume machten etwa 41 Prozent der knapp 910.000 Hektar des nordrhein-westfälischen Waldes aus. Das gehe aus der letzten Bundeswaldinventur hervor. „Jeder dritte Baum in Nordrhein-Westfalen ist eine Fichte. Sie ist besonders von der aktuellen Witterung betroffen“, sagt Pfau. Ohne ausreichend Wasser könnten die Bäume kaum Harz bilden, das sie gegen die Schädlinge schützt, erklärt die Gewerkschafterin.

Auf dem Schild vor dem Schwimmbad am Wolfssee steht: „Freibad wegen Blaualgen geschlossen“.

Auf dem Schild vor dem Schwimmbad am Wolfssee steht: „Freibad wegen Blaualgen geschlossen“.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Wegen der Wärme halte sich der Borkenkäfer derzeit etwa vier Generationen lang – statt wie sonst nur zwei. Geschwächte Bäume seien zugleich anfälliger für Stürme. Nach Beobachtung der IG Bau Duisburg-Niederrhein sind mittlerweile sogar junge Bäume vom Borkenkäfer betroffen, obwohl der Schädling sonst überwiegend ältere Bäume mit dicker Rinde befalle. „Die Ausfälle bei der Holzernte könnten damit in einigen Jahren massiv sein“, warnt Pfau.

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