Hitzewelle in NRW Duisburg, 39 Grad im Schatten

Duisburg · Die Ruhrgebietsstadt zählt an diesen Tagen zu den heißesten Orten in NRW. Wie gingen die Menschen damit um? Während sogar die Eisverkäuferin vergeblich auf Kunden wartete, verkauften Geschäftstüchtige auf der Straße Ventilatoren.

 Der zwei Jahre alte Damien spielt im Wasser eines Brunnens auf der Königstraße in Duisburg Stadtmitte.

Der zwei Jahre alte Damien spielt im Wasser eines Brunnens auf der Königstraße in Duisburg Stadtmitte.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Selbst ein Becher mit Erdbeereis zieht in Duisburg nicht mehr. „Die Leute sind am See oder im Schwimmbad, heute ist kaum was los“, sagt eine Mitarbeiterin eines Eiscafés an der Königstraße. Wer durch die Straßen schlendert, hat meist einen triftigen Grund. „Ich hatte einen Arzttermin und gehe jetzt schnell zurück nach Hause ins Kühle“, sagt Karin Grotenbreg, Rentnerin und mit ihrem Mann Heinrich unterwegs. Ihr Plan bei der Hitze: Besser gar nicht rausgehen und wenn, höchstens früh morgens. Dann die Rollos unten lassen, ein wenig Kochen und Kreuzworträtsel lösen. Auch in luftigen Klamotten sei es viel zu warm, sagt sie. Das Ehepaar trägt lange weiße Hosen. „Ich bin 83, da kann ich ja schlecht in Hotpants rumlaufen“, sagt Karin und lacht.

In Duisburg ist es am Mittwoch heiß. Sehr heiß. Am Nachmittag zeigen die Thermometer dort 39,1 Grad, in kaum einer Großstadt in Nordrhein-Westfalen ist es an diesem Tag wärmer. So eine Hitze verändert das Stadtbild. Die warme Luft drückt auf die Straßen, und gerade in engen Geschäftsvierteln ohne viel Grünzeug wird geschwitzt. Die Duisburger Fußgängerzone ist leerer als sonst. Auch klimatisierte Läden sind kaum besucht, auf Shoppen haben viele offenbar keine Lust, auf deftiges Essen erst recht nicht, und die Menschen halten sich nur dort auf, wo es Schatten, Wasser oder Eis gibt.

 Nuh Ugurlu hat vor seinem Geschäft an der Wanheimer Straße Ventilatoren auf die Straße gestellt.

Nuh Ugurlu hat vor seinem Geschäft an der Wanheimer Straße Ventilatoren auf die Straße gestellt.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Ein paar Kilometer weiter, im Stadtteil Hochfeld, läuft es für die überwiegend türkisch-stämmigen Händler schlecht. Die Wanheimer Straße, sonst eigentlich belebt, ist wie leergefegt. Es ist nicht nur brütend heiß, es sind auch Sommerferien und viele Familien im Urlaub. Nuh Ugurlu will wenigstens ein bisschen Geld machen und hat alle Ventilatoren, die er noch hat, auf die Straße gestellt. Heute verkauft er sie im Sonderangebot, alle zum halben Preis. „15 Stück sind schon weg“, sagt der 53-Jährige. Gerade verhandelt er mit einer Kundin, die ein Fußpflegestudio betreibt und zwei Ventilatoren kaufen will. „Hab’ ich im Winter vergessen“, sagt sie. Sie lässt sich zeigen, ob die Geräte auch wirklich funktionieren und packt sie ins Auto. „Meinen Kunden ist es sonst viel zu heiß, die Hitze ruiniert noch mein Geschäft.“

Schwitzen bei 39,1 Grad, das sorgt nicht bei allen für schlechte Gemüter. Egal wie warm es ist, wenn Kinder irgendwo Wasser finden und darin toben dürfen, sind sie glücklich. Auf der Brunnenmeile an der Königstraße springen Dutzende Jungs und Mädchen durch die hohen Wasserfontänen. Es ist einer der wenigen Orte, an denen die Hitze egal ist. Die Kinder haben Spaß – und dann sind auch die Eltern froh. „Ich habe meinen Sohn von der Kita abgeholt, und wir haben immer Badesachen dabei, da wollte er einfach im Wasser spielen“, sagt Susanne Gwisdalla. Die beiden Söhne Milan und Matti springen plitschnass zwischen den Wasserstrahlen umher. Auch der zwei Jahre alte Damien genießt die Abkühlung. Milan bringt Mama Susanne einen Becher, den er am Brunnen gefüllt hat, doch die winkt ab. „Kein Trinkwasser“, sagt sie.

 Ehepaar Heinrich und Karin Grotenbreg aus Neuenkamp haben ausreichend Trinkwasser dabei.

Ehepaar Heinrich und Karin Grotenbreg aus Neuenkamp haben ausreichend Trinkwasser dabei.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Dafür muss man hier schon zum Kiosk oder zur Imbiss-Bude. Eine der bekanntesten der Stadt, der Pommes-Express, hat heute viele Getränke verkauft, nur die namensgebenden Pommes blieben oft lange liegen. Eine Mitarbeiterin, die in einer der Filialen Würstchen und Frikadellen brät, sagt: „Heute waren vielleicht halb so viele Gäste da wie sonst.“ Den Grill hat sie vorerst ausgemacht. Sonst wird’s auch im Imbiss zu warm.

In Duisburg wird an diesem Mittwoch viel geschwitzt, etliche Menschen bleiben zu Hause oder ziehen das Freibad vor, weil die Hitze nervt. Das Gute ist: Der nächste Winter kommt bestimmt. Die schlechte Nachricht: Am Donnerstag wird es wahrscheinlich nochmals wärmer, die 40 Grad könnten geknackt werden. Die Stadt wird es überleben. Sie ist immun gegen Fieber.

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