Duisburg Hitachi streicht 200 Stellen

Duisburg · Knapp ein Fünftel der 1076 Bediensteten des Kraftwerksbauers müssen zum 31. März gehen. Wegen schlechter Auftragslage will sich Hitachi zum Serviceunternehmen umstrukturieren und aus Deutschland zurückziehen.

 Mit betretenen Mienen verkündeten Unternehmenssprecher Helge Schulz und Geschäftsführer Klaus Dieter Rennert (v.l.) gestern die Neuigkeit.

Mit betretenen Mienen verkündeten Unternehmenssprecher Helge Schulz und Geschäftsführer Klaus Dieter Rennert (v.l.) gestern die Neuigkeit.

Foto: Probst

Gestern Morgen bekamen die Mitarbeiter des Anlagenbauers Hitachi Power Europe die Hiobsbotschaft bei einer Betriebsversammlung eröffnet. "Wegen der politischen Rahmenbedingungen ist eine Neuausrichtung des Unternehmens unabdingbar", erklärte Geschäftsführer Klaus Dieter Rennert. Übersetzt heißt das: Der Markt für das Kernprodukt des Unternehmens, Kohlekraftwerke, ist in Deutschland "faktisch zusammengebrochen", so Rennert. Für Elektrizitätsversorger, die Hitachis Auftraggeber sind und damit über Gedeih und Verderb der Firma entscheiden, hat sich die Marktsituation massiv verändert. Während erneuerbare Energien subventioniert werden, fehlt den Investoren der wirtschaftliche Anreiz, auf Kohle zu setzen.

Auch verhindere, so Hitachi, die verlorene politische und gesellschaftliche Akzeptanz und die unvorhersehbare Dauer von Genehmigungsverfahren, neue Aufträge. "Unsere Kunden haben keine Planungssicherheit für ihre Investitionen. Die Politik trifft im Monatsrhythmus immer neue, irrsinnige Entscheidungen", so Rennert. Das hätten, so Rennert, auch die Mitarbeiter des Konzerns eingesehen: "Natürlich haben unsere Angestellten betroffen reagiert. Aber es gab keine Anklagen oder Vorwürfe."

Innerhalb der kommenden Wochen werde bei Sozialplanverhandlungen beraten, welche Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssen. Bislang waren bereits die normale Fluktuation und die Altersteilzeit genutzt worden, um sukzessive Stellen abzubauen. Reichen wird das künftig jedoch nicht. Betriebsbedingte Kündigungen will das Unternehmen nicht ausschließen. Sie gelten als wahrscheinlich.

Aufatmen heißt es bei rund einem Drittel der 1076 Mitarbeiter. Angestellte aus den Bereichen Montage, Konstruktion und Inbetriebnahme sind nicht von den Stellenstreichungen betroffen. Ansonsten zieht sich der Jobabbau aber durch alle Hierarchieebenen", so Rennert. Ingenieure, Projektmanager und die Verwaltung müssen um ihre Jobs bangen.

Das Unternehmen mit Firmensitz im Innenhafen will sich künftig auf den Kraftwerkservice und Neubauten im Bereich Strom- und Wärmezeugung spezialisieren. Und vermehrt im Ausland agieren. "In anderen Ländern laufen die Märkte im Kohlekraftwerk-Sektor nach wie vor. Wir hatten in Deutschland ein gutes Geschäft. Aber dieses Geschäft ist zu Ende", sagte Rennert.

Die Probleme mit dem neuen Block 10 des Walsumer Steinkohlekraftwerks habe mit dem Stellenabbau im Unternehmen nichts zutun, betonte Rennert. Für den neuen Block sollte ursprünglich der hochmoderne Stahl T 24 des japanischen Unternehmens verwendet werden. Weil dieser jedoch seine Spannkraft verändert, wenn er mit Wasser in Berührung kommt, musste die Inbetriebnahme auf den Sommer 2013 verschoben werden. Hitachi steht mit der Steag nach eigenen Angaben deshalb derzeit in Nachverhandlungen.

(RP)
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