Duisburg Hilfe für die Vergessenen

Duisburg · Die Straßenambulanz des Vereins "Bürger für Bürger" fährt mit einem ausrangierten Rettungswagen durch Duisburg und behandelt Menschen, die in den Arztpraxen nicht gern gesehen sind .

Furchtlos hält Markus dem Sanitäter seine linke Hand mit der Schnittwunde hin. Sie sieht ordentlich genäht aus, rund um die Wunde ist die Haut noch ganz rot vom Desinfektionsmittel. "Ich bin in eine Glasscherbe gefallen", sagt der schmächtige Mann mit der Baseballkappe. Das war vor einer Woche. "Gut, dass es so etwas hier gibt", sagt der 35-Jährige.

Die Straßenambulanz des Vereins "Bürger für Bürger Duisburg" hat Markus geholfen. Hier, auf dem Bahnhofsvorplatz, in dem leuchtend orangen Ambulanzfahrzeug wurde seine Schnittwunde ordentlich genäht und desinfiziert, Ob er sonst in ein Krankenhaus gegangen wäre, weiß Markus nicht so genau, gibt er schulterzuckend zu.

"Kommt drauf an, ob ich die zehn Euro Praxisgebühr gehabt hätte", sagt er. Besonders freundlich werde er dort eh nicht behandelt. Obdachlos ist Markus zurzeit nicht. "Jetzt lebe ich gerade mal wieder in einer Wohnung", sagt er vieldeutig.

Viele der Menschen, die vor dem Wagen auf ihre Behandlung warten, haben dagegen keine eigenen vier Wände. "Wer zu uns kommt, ist arbeitslos, oft auch obdachlos. Es sind Leute, die in den Arztpraxen nicht so gern gesehen sind", berichtet Sanitäter Ralf Maurer. Wie die vier Ärzte, der Rettungsassistent und die zwei Praktikanten des Ambulanz-Teams hilft auch er ehrenamtlich mit. Was er fast täglich zu sehen bekommt?

"Überwiegend behandeln wir Abzesse, die unter anderem entstehen, wenn Drogenabhängige alte Nadeln zum Spritzen verwenden, aber auch Erkältungen oder Prellungen", sagt der Sanitäter. Im Winter kommen auch Kälteerscheinungen dazu: Beginnende Erfrierungen wie blaue Füße oder Bronchitis. Aber auch akute Notfälle sind dabei, zwölf waren es in den vergangenen Monaten.

Ins Leben gerufen hat das Projekt der Rheinhauser Verein "Bürger für Bürger". Die Initiative übernahm der Vorsitzende Rolf Karling. Die Grüne-Bezirksvertreterin in Rheinhausen, Claudia Leiße, stellte den Kontakt zu Stadtdirektor Dr. Peter Greulich her. Der überließ dem Verein einen von der Hauptfeuerwache ausgemusterten Rettungswagen. "Seit Juni fahren wir durch Duisburg und Moers und haben einen Zulauf wie bei warmen Brötchen", sagt Karling. Gestern besuchte Leiße die mobile Krankenversorgung, um Unterstützung zu signalisieren.

Vernetzt hat sich Karlings Verein auch mit der Bahnhofsmission. Deren Mitarbeiter vermitteln vor allem Obdachlose an die Straßenambulanz. "Es ist gut, dass wir so auch Menschen weiterhelfen können, die sonst keine Versorgung bekämen", sagt Bahnhofsmissionsleiter Torsten Ohletz.

(RP)
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