Der ewige Trommler Duisburger Peter Baumgärtner leitet Hildener Jazz-Tage

Duisburg · Der Duisburger Peter Baumgärtner gibt den Takt bei den renommierten Hildener Jazz-Tagen an, die am 18. Juni beginnen.

Peter Baumgärtner ist gelernter Kaufmann und studierter Musiker.

Peter Baumgärtner ist gelernter Kaufmann und studierter Musiker.

Foto: Barbara Steingießer

Wir saßen kaum vor der Sinnenden im Lehmbruck-Museum, da schoss es aus dem Jazz-Schlagzeuger Peter Baumgärtner heraus: „…Miles Davis hat ganz viel mit Kandinsky zu tun. Das ist mein Ding!“ Mir gegenüber, auf den Steinbänken, sitzt ein flinker, hellwacher Musiker und Mensch. Peter Baumgärtner hat immer getrommelt. Immer – meint bei dem mittlerweile 61jährigen – ein halbes Jahrhundert. Immer Schlagzeug, immer den Takt angeben, die Zeit vermessen, Struktur geben. Deshalb: „Ich bin kein Free-Typ (-Jazz); nicht komplett ‚free‘. Ich hör mir das an, aber ich habe gerne eine Struktur, wo man dann abstrahiert. Du kannst ganz weit weg gehen (meint: von Takt und Tonalität), aber trotzdem ist der Kern noch da. Der „Kern“ des Peter Baumgärtner ist die Durchdringung intellektueller, musikalischer Zusammenhänge. Das bedeutet Üben, Ausdauer und Fleiß. Das wird bei diesem Jazz-Großmeister sehr schnell klar.

Als gelernter Kaufmann und studierter Musiker lernte er früh die musikalische Interpretation und das Rechnen. Unter dem Strich rechnet sich Musikmachen, materiell gesehen, zwar nur für die Wenigsten, aber seiner Berufung bleibt er treu. Deshalb machte Baumgärtner auch die Ochsentour durch die Ballsäle, die Clubs. Er spielt, unterrichtet und ist nicht geizig mit seinem außerordentlichen Wissen und seinem riesigen Erfahrungsschatz. „Mit einem leichten Lachen…“tritt Baumgärtner nach eigenen Angaben, aktuell mit zwei Trios unterwegs, vor sein Publikum und ist im besten Sinne ein Unterhalter.

Unser Autor traf den Trommler zum Interview im Lehmbruck-Museum.

Unser Autor traf den Trommler zum Interview im Lehmbruck-Museum.

Foto: Thomas Bremser

Seit nunmehr 24 Jahren lockt Peter Baumgärtner, der Menschenfänger, sein Publikum nach Hilden, zu einem außergewöhnlichen, internationalen Jazz-Event: die „Hildener Jazztage“. Das aktuelle, erstaunliche Programm enthält neueste und ältere Jazz-Schätze. Kein anderer als Peter Baumgärtner kann sein „Ding“ besser beschreiben. Auf der Website www.hildener-jazztage.de schreibt er: „In diesem Jahr ist die halbe Welt bei uns zu Gast: Es spielen Künstler brasilianischer, chilenischer, kubanischer, libanesischer und südafrikanischer Herkunft. Ihr musikalischer Background ist vielfältig, aber etwas haben sie alle gemeinsam: Sie grooven. Garantiert! Freuen darf man sich besonders auf Schlagzeug-Legende Wolfgang Haffner, der bei der „International Jazznight“ (Samstag 22. Juni ab 19.30 Uhr) in der Stadthalle auftritt. Weltstars wie Al Jarreau, Pat Metheny und Hildegard Knef haben ebenso mit ihm gearbeitet wie Stefan Raab, Helge Schneider, Wolfgang Niedecken oder Xavier Naidoo. Sie alle liebten seinen feinfühligen, unverwechselbaren „Haffner Touch“. Die Hildener Jazztage beginnen am Dienstag 18. Juni und enden am Sonntag, 23. Juni.

Als ich Peter Baumgärtner fragte, welche deutschen Jazzer er mag, begann er mit den Legenden Joachim Kühn und Wolfgang Haffner, schließlich auch Sebastian Sternal, Michael Wollny aus der jüngeren Garde und nicht zu vergessen Jonas Burgwinkel. Der Jazz ist sein Leben. Trotzdem hat es Baumgärtner als ein kompletter Musiker geschafft, zusammen mit seiner Frau Claudia, die beachtliche eigene Kunstobjekte daheim in Duisburg-Serm angehäuft hat, seinen Kern zu hüten. Schnell gibt es noch einen interessanten Buchtipp für den Autor. Sympathisch, kompetent und ein „bisschen weiser“ verabschiede ich den ewigen Trommler vor der Sinnenden. Danke Peter Baumgärtner!

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