Duisburg Wenn das Herz schwächer schlägt

Duisburg · Am Evangelischen Klinikum Niederrhein ist man auf die Einpflanzung von Herzunterstützungssystemen spezialisiert. Im Rahmen der "Herzwochen" geht es vor allem auch um das Thema Herzinsuffizienz.

 Prof. Dr. Reiner Körfer mit einem Modell des menschlichen Herzens. Er ist Spezialist bei der Behandlung von Herzschwäche.

Prof. Dr. Reiner Körfer mit einem Modell des menschlichen Herzens. Er ist Spezialist bei der Behandlung von Herzschwäche.

Foto: Christoph Reichwein

In den Mittelpunkt der diesjährigen "Herzwochen" stellt die Deutsche Herzstiftung das Thema "Herzinsuffizienz" (Herzschwäche). Unter dem Titel "Herzwochen 2013 — Das schwache Herz: Diagnose und Therapie der Herzinsuffizienz heute" finden bundesweit noch bis zum 30. November mehr als 1100 Veranstaltungen statt, zum Beispiel Vorträge, Seminare, Telefonaktionen und Gesundheitstage. Im Rahmen einer bundesweiten Aufklärungskampagne soll umfassend über den neuesten Stand der Vorbeugung, Erkennung und Behandlung der Herzschwäche informiert werden.

Prof. Dr. Reiner Körfer und sein Team an der Klinik für Herzchirurgie, Abteilung für chirurgische Therapie der terminalen Herzinsuffizienz und Kunstherzversorgung des Evangelischen Klinikums Niederrhein, wollen zur Aufklärung der Bevölkerung beitragen, um die Lebenserwartung und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

"Wir bieten im Rahmen der Herzwochen beispielsweise interessierten Ärzten einen Workshop an," so Prof. Körfer, "um wichtige Aufklärungsarbeit auf diesem Gebiet zu leisten." In Deutschland wird die Zahl der Patienten mit Herzschwäche auf zwei bis drei Millionen geschätzt. Etwa 300 000 Menschen kommen jedes Jahr neu hinzu, 50 000 Patienten sterben jährlich an dieser Krankheit. Früher stand man der Herzschwäche fast hilflos gegenüber.

Inzwischen sind große Fortschritte erzielt worden und die Therapiemöglichkeiten sind vielfältig. Insbesondere für Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz sind in Zeiten sinkender Spenderherzzahlen alternative Therapien dringend erforderlich. Laut DGTHG (Deutsche Gesellschaft für Thorax- Herz- und Gefäßchirurgie) warten aktuell circa 1000 Menschen auf ein neues Herz. Viele davon überleben die durchschnittliche Wartezeit von etwa zwei Jahren nur mit Hilfe eines Herzunterstützungssystems. Es wurden 2012 nur 327 Herztransplantationen durchgeführt, so wenige wie nie zuvor im wiedervereinigten Deutschland. Im Gegensatz dazu erreichte die Zahl der Implantationen von Herzunterstützungssystemen mit 835 und 25 Kunstherzen einen neuen Höchststand. Auf dieses Verfahren sind Prof. Körfer und seine Mitarbeiter spezialisiert. "Deutschlandweit implantieren wir hier die meisten Unterstützungssysteme/Kunstherzen," berichtet der Mediziner.

"Derzeit bauen wir in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Aachen ein neues Kunstherz, das sich bereits in der Versuchsphase mit Kälbern befindet," so Körfer weiter. " In etwa zwei Jahren werden wir ein sehr viel kleineres, sehr viel leiseres Kunstherz mit seiner Batterie implantieren können, die bislang außerhalb des Körpers vom Patienten mitgeführt werden muss." Dies bedeutet wiederum ein deutliches Plus an Lebensqualität.

Weiterhin problematisch ist allerdings, dass Betroffene die mit einer Herzinsuffizienz verbundenen Beschwerden wie Leistungsabfall, Atemnot oder geschwollene Beine oft als altersbedingt registrieren und zu lange zögern, ehe sie einen Arzt aufsuchen. Je früher eine Herzschwäche erkannt und behandelt wird, desto wirksamer kann sie bekämpft werden.

(gh)
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