Duisburg Herbert Knebel solo unterwegs

Duisburg · Am Freitag kam der Comedian in die Rheinhausen Halle. Mit seinem Programm „Ich glaub, mich holnse“, traf der schwadronierende Rentner direkt in die Herzen des Publikums.

Kennen sie eigentlich Uwe Lyko? Nicht? Dann aber bestimmt die von ihm entwickelte und gespielte Kunstfigur „Herbert Knebel“, jenen Rentner aus Essen-Katernberg, der seit nunmehr zehn Jahren ein Millionenpublikum mit skurrilen Alltagsbeobachtungen und seiner haarsträubenden Grammatik zum Lachen bringt. Dass dem durch seine Auftritte bei „Mitternachtsspitzen“ bekannten Comedian die Rolle des konsequent altmodischen Kleinbürgers mit der dicken Hornbrille, den braunen Polyesterhosen und dem großen Mundwerk auf den ungelenkigen Leib geschneidert ist, stellte Lyko am Freitag in der ausverkauften Rheinhausen Halle erneut eindrucksvoll unter Beweis. Mit seinem Solo-Programm „Ich glaub, mich holnse“, entführte Herbert Knebel das von der ersten Minute seines Erscheinens auf der Bühne verzauberte Publikum, in die kleine Welt der muffigen Blümchentapeten, Nierentische und Stammtischanalysen. Dabei verfehlten auch Knebels kritische Aussagen gegenüber gesellschaftlichen Trends wie Diät-Wahn, Casting-Shows und Telefonroboter ihre schenkelklopferische Wirkung nicht.

Doch der Reihe nach: „Boh glaubste... ich sach sie, meine Guste hat schon die x-te Diät probiert“. Leider bliebe der Erfolg bei seiner übergewichtigen Ehefrau aus, bedauerte der Rentner. Nun soll es Kohlsuppe richten – mit unliebsamen Folgen: „Seit vier Tagen haben wir schon die Fenster auf, wegen der Blähungen“, motzte Knebel. Wenn das so weiter ginge, schwebe man bald wie ein Zeppelin über der Waage. „Aber aufgebläht sind wir dann wie ein Schlauchboot“, gab der ehemalige Bergmann zu bedenken. Doch nicht nur die Aussicht auf Darmwinde störten die kleinbürgerliche Idylle. Auch Nachbarstochter „Sandara Krokoschinski“ ging ihm entsetzlich auf die Nerven. Diese übte nämlich lautstark, um bei „Deutschland sucht wieder wen“ anzutreten. Leider ist es mit ihren Gesangskünsten, laut Herbert Knebel, nicht weit her: „Bei dem Geheule denkt meine Generation sofort an Fliegeralarm“. Eine Runde weiter sei sie bei der Casting-Show trotzdem gekommen. Aber kein Wunder, denn „den Bohlen würden echte Bands nicht mal als Kartenabreißer zulassen“. Kopfzerbrechen bereitete dem Rentner zudem ein Anruf bei der Servicehotline seiner Bank, denn am anderen Ende der Leitung meldete sich kein Mensch aus Fleisch und Blut, sondern eine Roboterstimme. „Da hab ich mir gedacht, das iss nich mehr Sinse Fiktschn, jetzt sinse echt“.

Nach zwei Stunden verabschiedete sich Herbert Knebel stürmisch beklatscht von seinem Publikum. Dies verlangte eine Zugabe, die es dann auch gab.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort