RP-Serie: Gesund und vital in Duisburg Hepatitis lauert nicht nur in fernen Ländern

Duisburg · Das Klinikum Duisburg hält die einzige Leberambulanz in der Stadt Duisburg vor.

 Dr. Barbara Strey setzt einen Pikser mit großer Wirkung. Impfungen schützen gegen Hepatitis A und B, sollten jedoch rechtzeitig vor Antritt der Reise erfolgen.

Dr. Barbara Strey setzt einen Pikser mit großer Wirkung. Impfungen schützen gegen Hepatitis A und B, sollten jedoch rechtzeitig vor Antritt der Reise erfolgen.

Foto: ralf hohl

Muscheln aus Süditalien, Garnelen aus Asien, Wildschwein aus Deutschland, in all diesen Lebensmitteln können Hepatitis-A-Viren lauern. Hepatitis ist "Näher als Du denkst", lautete denn auch gestern das Motto des Welt-Hepatitis-Tages. Auch Dr. Barbara Strey, Chefärztin der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie am Klinikum Duisburg, weiß nur zu gut, wo und wie man sich mit dem Hepatitis-Virus anstecken kann.

Seit Anfang des Jahres 2012 leitet Strey die Leberambulanz im Klinikum Duisburg. Rund 1000 Patienten im Jahr suchen die Sprechstunde auf, die zweimal in der Woche angeboten wird. "Wir sind die einzige Leberambulanz in der Stadt", sagt Strey. Und dorthin kommen Menschen mit chronischer Hepatitis oder anderen Lebererkrankungen, überwiesen von den Hausärzten.

Hepatitis hat verschiedene Varianten. Da ist zum einen die akute Hepatitis A, "die immer ausheilt", wie Strey sagt. Allerdings könne der Krankheitsverlauf schon sehr heftig sein. Die Anfänge sind ähnlich wie bei einer Grippe. "Man fühlt sich schlapp, müde und usselig", sagt Strey. Augen und Haut werden gelb und die Leberwerte steigen. Normalerweise heilt Hepatitis A nach sechs Wochen aus. "Bei schweren Verläufen kann es auch ein halbes Jahr dauern. In seltenen Fällen brauchen die Erkrankten eine neue Leber. Und in 0,1 Prozent der Fälle endet die Hepatitis A tödlich."

Wer glaubt, sich nur in exotischen Ländern anstecken zu können, der irrt. Auch in beliebten Urlaubsländern wie der Türkei und Süditalien können sich Reisende infizieren. Vor allem im Bereich des südlichen Mittelmeers, im Nahen Osten, Afrika, Asien, Zentral- und Mittelamerika sowie in Ländern der ehemaligen Sowjetunion ist Vorsicht geboten. Da Hepatitis A über die Nahrung verbreitet wird, rät Strey zu Vorsichtsmaßnahmen: nur Mineralwasser aus verschlossenen Flaschen trinken, auf Eiswürfel verzichten, denn die werden aus Leitungswasser hergestellt, keine Blattsalate, Obst nur geschält und Fleisch und Fisch nur gut durchgebraten. Riskant ist auch der Verzehr von Schalentieren. Wer auf Letztere nicht verzichten möchte, sollte sich impfen lassen. "Schon in Süditalien sind 40 Prozent aller Muscheln mit Hepatitis A-Viren infiziert", sagt Strey. Die Impfung erfolgt in zwei Abschnitten in einem Abstand von sechs Monaten. Je nach Krankenkasse werden die Kosten übernommen. Wenn nicht, kostet die Impfung zwischen 50 und 60 Euro. "Die Impfungen führt dann der Hausarzt durch", sagt Strey. Und auch bei einem Ausbruch der Krankheit ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner.

Anders sieht das bei den chronischen Fällen aus. Patienten mit Hepatitis B oder C kommen in die Sprechstunde der Leberambulanz im Klinikum Duisburg. Dieser Virus kann durch ungeschützte Sexualkontakte oder kleinste Tropfen Blut übertragen werden. "Man sollte schon genau überlegen, ob man sich im Urlaub piercen oder sich Tattoos stechen lässt", sagt Barbara Strey. Denn häufig sind die hygienischen Bedingungen unzureichend. Auch die Benutzung von fremden Nagelscheren oder Zahnbürsten sollten tabu sein.

Oft wissen die Patienten gar nicht, dass sie das Virus in sich tragen. "Der Klassiker ist, dass jemand zum Blutspenden geht und dort erfährt, dass mit seinen Leberwerten etwas nicht stimmt", sagt Strey. In der Lebersprechstunde sind zudem immer wieder Patienten, die ursprünglich aus der Türkei stammen, wo Hepatitis B in der Bevölkerung häufiger vorkommt. "Der Virus wird dann von der Mutter auf das Baby übertragen." In Deutschland ist Hepatitis B bei den jungen Menschen dagegen auf dem Rückzug. Der Grund: Die Kinder werden seit den 90er Jahren dagegen geimpft. "Im vergangenen Jahr hatten wir einen akuten Fall von Hepatitis B", sagt Strey.

Anders sieht das bei Hepatitis C und E aus. Impfungen gibt es bisher nicht. Der Hepatitis C-Virus wird auf ähnlichem Weg wie HIV übertragen. "Die Übertragung ist aber weit schwieriger als beim Hepatitis-B-Virus, wo schon geringe Blutmengen reichen", sagt Barbara Strey. Beiden Virus-Arten ist aber gemein, dass sie zu chronischen Entzündungen der Leber und zu einer Zirrhose führen können. Beide Viren lassen sich aber mit Medikamenten behandeln. Während die Therapie bei Hepatitis C zwischen sechs und zwölf Monaten dauert, müssen die mit Hepatitis B Infizierten oft langfristig Tabletten nehmen.

Schließlich gibt es die eher unbekannte Hepatitis E-Variante, die in asiatischen Ländern vorkommt. Der Verlauf der Krankheit ist ähnlich wie bei Hepatitis A, mit einer Besonderheit: Er ist besonders für Schwangere gefährlich. "Bei rund 25 Prozent führt der Virus zum Tod", sagt Strey und rät Schwangeren deshalb von einer Reise in diese Länder ab.

(RP)
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