Duisburg Henze-Projekt wurde hier eröffnet

Duisburg · Im vierten Philharmonischen Konzert in der ausverkauften Mercatorhalle bewiesen die Duisburger Philharmoniker unter GMD Jonathan Darlington eindrucksvoll, dass sie für ihr Saison-Programm zu Recht ausgezeichnet wurden. Steven Sloane, Kulturhauptstadt-Direktor, gratulierte.

Jetzt ist endlich soweit: das Henze-Projekt der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 ist eröffnet, und zwar mit einem großartigen Konzert der Duisburger Philharmoniker. Im vierten Philharmonischen Konzert in der ausverkauften Philharmonie Mercatorhalle bewies das Orchester unserer Stadt unter der Leitung von Generalmusikdirektor Jonathan Darlington eindrucksvoll, dass es zu Recht gerade von den deutschen Musikverlegern für das beste Saison-Programm 2009/2010 ausgezeichnet wurde (die RP berichtete). Steven Sloane, Generalmusikdirektor der Bochum Philharmoniker und vor allem Mitglied im Direktorium der Kulturhauptstadt, eröffnete nicht nur offiziell das Henze-Projekt, sondern ließ es sich auch nicht nehmen, den Philharmonikern öffentlich zu gratulieren.

Schweigen wir lieber über die teils routinierte, teils aufgeregte Aufführung der "Reformationssinfonie" von Felix Mendelssohn, mit welcher der Abend begann. Das war immerhin eine gute Ergänzung des im weitesten Sinne religiös-mythologischen Programms und ein gutes "Oberteil" für das "Sandwich" der Programmfolge. Aber die beiden Hauptereignisse kamen ja ohnehin erst noch.

Kompromissloser Einsatz

Es gab "Adagio, Fuge und Mänadentanz" (2004) aus der 1966 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführten, monumentalen und opulenten Antiken-Oper "Die Bassariden" von Hans Werner Henze. Überwältigend, mit welch kompromisslosem Einsatz die in riesenhafter Besetzung angetretenen Duisburger Philharmoniker diese sinnlich schillernde, sich auch mal tragisch zusammenballende Musik herüber brachten. Das glänzte in vielen Farben, das entsprach kongenial dem hier komponierten, zwiespältigen Sieg des Gefühls über die Vernunft. Das war wahrhaft kulturhauptstadtwürdig, zumal der GMD hier wieder einmal seine besondere Affinität zu Theatermusik bewies. Wenn es dramatisch und bildhaft wird, wirkt dieser Dirigent immer wieder wie verwandelt und steigt in ungeahnte Höhen auf.

Das war aber noch nicht alles, denn nach der Pause durften wir die 1972 geborene deutsche Weltklasse-Geigerin Isabelle Faust mit dem einzigen, großen Violinkonzert von Johannes Brahms bewundern. Mit perfekter Technik und überhaupt sehr souverän legte sie das umfangreiche Werk hin. "Virtuos" wäre hier das falsche Wort, denn Brahms schrieb kein Virtuosenkonzert im herkömmlichen Sinne, kommentierte dazu: "Ich kann kein Konzert schreiben für Virtuosen, ich muss auf etwas anderes sinnen". Schade nur, dass hier, einer schlechten Tradition folgend, zumindest im Kopfsatz immer wieder auf die Tempobremse getreten wurde. Aber spätestens im Finale war die Welt wieder in Ordnung. Da brauchte es keine Zugabe.

(RP)
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