Serie Erste Hilfe hilft Helm schützt - auch Radler mit E-Bike

Duisburg · Ein Schlag auf den Kopf (direkte Gewalteinwirkung) oder ein Sturz oder Aufprall mit Kopfverletzung (indirekte Gewalteinwirkung) können schwere Schädel-Hirn-Verletzungen verursachen. Zu den Folgen gehört oft die Bewusstlosigkeit, deren Tiefe und Dauer vom Schädigungsgrad abhängt. Hinzu kommen unter Umständen Erinnerungslücken nach Wiederkehr des Bewusstseins, Übelkeit und Kopfschmerzen.

 Dr. Frank Marx hat schon viele Kopfverletzte behandelt.

Dr. Frank Marx hat schon viele Kopfverletzte behandelt.

Foto: Archivfoto

Zu einer Gehirnerschütterung kommt es beispielsweise, wenn durch die Gewalteinwirkung auf den Schädel Gehirnmasse gegen den Knochen gepresst wird. Die daraus entstehende Hirnschwellung kann zu Bewusstlosigkeit führen. Das Gehirn nimmt zwar keinen substanziellen Schaden, aber der Patient hat oft nachhaltig Übelkeit, Schwindel, kann sich nicht auf den Beinen halten und manchmal sogar wochenlang nicht zur Arbeit gehen. Eine Gehirnerschütterung ist also trotz des fehlenden Gewebeuntergangs keine leichte Verletzung.

Bei einer Gehirnprellung können tatsächlich Schäden entstehen, die man auch auf einer Röntgenaufnahme sehen kann und die auch der Arzt bei der Untersuchung feststellen kann: Es können neben der Bewusstlosigkeit Unterschiede in der Pupillengröße und in der Pupillenreaktion auftreten und es können auch Gehirnkrämpfe die Folge sein. Lähmungen können ebenso die Folge sein wie heftigste Kopfschmerzen.

Bei offenen Gehirnverletzungen als schwerste Form einer Kopfverletzung ist die Hirnhaut beschädigt und Keime können in das Gehirn eindringen und so weitere Zerstörungen des Gehirns verursachen. Die Infektionsgefahr ist also hier besonders groß.

Und hier ist die Erste Hilfe besonders wichtig: Zunächst ist der Rettungsdienst (Telefon 112) zu alarmieren. Dann überprüft der Helfer die Atmung des Verletzten. Bei vorhandener Atmung wird der Betroffene in die Seitenlage gebracht, damit die Atemwege frei bleiben. Bei fehlender Atmung oder nicht normaler Atmung und gleichzeitig fehlenden Reaktionen auf laute Ansprache muss sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen werden. Dabei liegt der Patient auf dem Rücken.

Ist der Patient bei Bewusstsein, wird er auf dem Rücken gelagert, der Rücken soll dabei etwas erhöht sein. Hat der Patient offene Wunden, werden sie steril verbunden. Hier hilft zur Befestigung ein Dreiecktuch aus dem Verbandkasten. Das "Wie" des Anlegens eines Kopfverbandes mit dem Dreiecktuch lernt man am besten in einem Erste- Hilfe-Kursus.

Bei einem Schädelbasisbruch bricht tatsächlich die knöcherne Grundlage des Schädels. Die Folge ist oft eine meist geringe Blutung aus dem Ohr, dem Mund oder aus der Nase. Auch kann Gehirnwasser austreten. Die Gefahr einer Infektion ist hier besonders hoch. Alle Patienten sollten mit erhöhtem Oberkörper gelagert werden, wenn sie normal atmen. Die Seitenlage ist anzustreben, wenn eine Bewusstlosigkeit vorliegt (denn es droht bei der Bewusstlosigkeit die Gefahr des Erbrechens). Der Kopf wird dabei möglichst achsengerecht gehalten; das bedeutet, dass die Halswirbelsäule möglichst ruhig gehalten wird, denn es könne neben der Gehirnverletzung auch noch eine Verletzung der Halswirbelkörper aufgetreten sein.

Der Rettungsdienst geht übrigens ganz ähnlich vor wie die Helfer in der Ersten Hilfe: Er lagert den Patienten ruhig, hält die Halswirbelsäule ruhig, in dem er eine Halskrause anlegt, die man "Stiffneck" nennt, und achtet darauf, dass der Patient bei einem Erbrechen nicht erstickt. Ist der Patient bewusstlos, wird oft eine Narkose eingeleitet und der Patient wird mit einem Luftschlauch in der Luftröhre versorgt, so dass er nicht ersticken kann. In der Klinik dann werden neben einer ärztlichen Untersuchung auch Röntgenaufnahmen veranlasst, so dass Schäden am Knochen oder am Gehirn entdeckt und behandelt werden können.

Bei allen Kopfverletzungen - leicht oder kompliziert - leiden die Patienten oft lange Zeit unter Beschwerden. Zu den Themen der ersten Hilfe gehören auch die Maßnahmen, um Kopfverletzungen zu vermeiden. Hier steht der Helm an erster Stelle: Beim Arbeiten auf der Baustelle und auf der Skipiste ist er inzwischen allgegenwärtig. Auf der Baustelle, weil der Helm vorgeschrieben ist, und auf der Skipiste, weil der Helm offensichtlich nützlich ist.

Schwieriger ist es anscheinend beim Radfahren. Hier hat sich der Bundesverband der Ärztlichen Leiter Rettungsdienst dafür ausgesprochen, dass zumindest Kinder und Jugendliche einen Helm tragen müssen. Aber in Zeiten der Elektro-Bikes kommt nun eine neue Gruppe auf die Retter zu: Es sind die 70-jährigen E-Biker, die sich zwar für 2000 Euro ein neues Gefährt kaufen und damit schneller fahren als jugendliche Radfahrer, die aber keinen Helm tragen wollen - warum auch immer.

"Als Notarzt kann man hier nur den Kopf schütteln, denn die Zahlen der verletzten älteren E-Biker zeigen, dass der Helm vor heftigen Schäden helfen würde. Aber wie heißt seit Jahrzehnten so treffend? Freie Fahrt für freie Bürger - in den Tod", drückt es Dr. Frank Marx, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Berufsfeuerwehr Duisburg, etwas drastisch aus.

(RP)
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