Duisburg Heimatliches von der Beekstraße

Duisburg · Einst wurde hier nobel eingekauft. Heute sieht die Beekstraße/ Ecke Münzstraße stellenweise wie eine heruntergekommene Fußgängerzone aus. Die Akzente sorgen für eine Belebung.

 Die Akzente machen's möglich: Selbst die ansonsten eher "tote" Beekstraße wirkt auf einmal wieder lebendig.

Die Akzente machen's möglich: Selbst die ansonsten eher "tote" Beekstraße wirkt auf einmal wieder lebendig.

Foto: Christoph Reichwein

Neben dem traditionellen Theatertreffen, das die Akzente einst begründet hatte, wurde in letzter Zeit häufig ein weiterer Spielmittelpunkt hinzugenommen, der konzeptionell das Festivalzentrum markieren soll. So stand im Kulturhauptstadtjahr der Hafenstadtteil Ruhrort im Fokus und 2012 das Mercator-Quartier. In diesem Jahr ist es die Beekstraße. Hier finden von den etwa 130 Akzente-Veranstaltungen insgesamt mehr als 30 statt. Am Wochenende starteten allein dort zehn Projekte.

Die Beekstraße ist als innerstädtische Fußgängerzone weitgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden, obwohl - und das macht ihren besonderen Reiz aus - sie vor dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg Duisburgs eleganteste Einkaufsstraße war, deren modernste Kaufhäuser dort von jüdischen Familien betrieben wurden. Genau zu diesem Themenkomplex unternahmen die Duisburger Stadtarchivare Dr. Michael Kanther und Dr. Andreas Pilger mit ihrem Vortrag am Sonntag im ehemaligen Café Alex "Anne Ecke" einen spannenden historischen Streifzug. Auf ganz andere Art fällt die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, der Gegenwart und der (fiktiven) Zukunft dieser Straße bei den "Lichtgestalten" Teresa Grünhage, Matthias Plenkmann und Christian Spieß, dem Texter und Komponisten Peter Eisold sowie dem Designer und Illustrator Jens Maria Weber und deren audiovisueller Live-Performance "Die Straße und die Zeit" aus. Die gelungene rund einstündige Licht- und Klangschau, die am 14. und 21. März (jeweils Samstag) an der Rückfront vom sogenannten Knüllermarkt erneut zu sehen ist, montiert und collagiert aktuelle Zeichnungen und historische Fotos und verfremdet diese mittels "Caligari-Effekt" zu mutierten Straßenzügen und -plätzen. Gleich nebenan, im Showroom "Sissy Lala", fand ebenfalls am Wochenende die Premiere des neuen Tanzstückes von Avi Kaiser und Sergio Antonino "Land Akupunktur - Bodies" statt (die RP berichtete). In sechs Bildern, einem Vor- und mehreren Zwischenspielen entwickeln die vier Tänzer und drei Klangmacher eine imaginäre Kunstlandschaft, die aus den Fugen zu geraten scheint und durch choreografische "Akupunktur" wieder in Fluss gebracht wird. Nach ihrer Wiederholungsaufführung am Sonntag gastiert das Kaiser-Antonino-Dance-Ensemble mit dieser Inszenierung am kommenden Donnerstag in Tel Aviv. Von dort, aber auch aus anderen Teilen Israels, kamen vergangene Woche neun Fotografen zu Besuch nach Duisburg, um an dem Projekt "Land Akupunktur - Photos" teilzunehmen. Entstanden ist während dieser Zeit eine Ausstellung mit 18 Fotomotiven aus dem Duisburger Stadtleben zum Thema "Erinnerungen". Die sehenswerten Bilder sind noch bis Samstag, 22. März, im leer stehenden Ladenlokal der Diakonie zu besichtigen.

Gegenüber, im ehemaligen Möbelhaus UNI-Polster, werden auf zwei Etagen zig Kunstwerke verschiedenster Art gezeigt. So ist im Erdgeschoss beispielsweise die eindrucksvolle Mixed-Media-Installation "Bäume der Heimat" der Land Art-Künstlerin Mila Langbehn ebenso zu erleben wie das kuriose Fotoprojekt von Susanne Gwisdalla und Fabienne Piepiora, das private Fenster in Hochfeld und Ruhrort zeigt und Geschichten dazu erzählt. Ganz außergewöhnlich ist das Projekt "Must be Displayed" der Malerin Katrin Roth und der Musikerin Anke Johannsen, die in sehr aufwändiger Weise ein Zusammenspiel von Sehen, Hören und Fühlen nach dem Motto "Ankommen bei sich selbst" entwickelt haben. In der ersten Etage haben sich 32 Künstler aus dem sogenannten In- und Outsider-Bereich zum Ausstellungsprojekt "Terra incognita" vereint.

Bei der Vernissage am Samstag sagte Diakonie-Geschäftsführer Sieghard Schilling in seinem Grußwort, dass er sich vom Schwung der Akzente ähnliches in diesem Stadtteil in Sachen Inklusion erhoffe wie seinerzeit in Ruhrort. Alle im UNI-Polster-Haus gezeigten Ausstellungen laufen noch bis Samstag, 22. März. Bis zu diesem Datum ist sowohl die teils mediterran anmutende "Intervention im urbanen Raum", wie Manuel Schroeder sein seit Samstag installiertes Kunstwerk "The Green Line" nennt, zu sehen, als auch die Fotoausstellung von Peter Deubel "Wir - Menschen, die mit uns leben", die am Sonntag im Diakoniewerk eröffnet wurde.

Weitere Infos gibt es unter www.duisburger-akzente.de im Internet.

(RP)
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