Duisburg "hafenkult": Künstlerische Soll-Bruchstellen

Duisburg · Kunst kann heutzutage und vor allem in Duisburg oft nur die Soll-Bruchstellen der Umgebung und damit der Gesellschaft darstellen, sei es als Abbilder oder im Material.

Das zeigt sich jetzt auch noch bis zum 22. März in der gemeinsamen Ausstellung von Ralf Grossek (Fotografie) und Alexander Voß (Zeichnung und Objekte) im Atelier- und Ausstellungshaus "hafenkult" in Neuenkamp, Am Parallelhafen 12.

In der ehemaligen Büroimmobilie, die Katja Zappe vor fast drei Jahren in einen kreativen Ort umfunktioniert hat (die RP berichtete), treten die beiden Künstler in einen Dialog. Der Duisburger Dokumentarfotograf Ralf Grossek, Jahrgang 1968, begibt sich in seiner Serie "tomorrow land" in den Randbezirken der Ruhrgebiets-Städte auf Spurensuche nach Orten und Situationen, die Stillstand, oberflächliche Modernisierung und Zerfall zeigen: leerstehende Ladenlokale mit verklebten Schaufenstern, die auf eine neue Nutzung warten, eine bröckelige Mauer, die wieder verputzt werden möchte oder aber der übrig gebliebene Ständer eines bereits abmontierten Zigarettenautomaten.

Wie unser Foto im Hintergrund zeigt, kann das eine Schräge auf einem Trafokasten sein, damit dort keine Bierflaschen abgestellt werden ("vermeidungsstrategie") oder ein zusammengeklapptes und abgeschlossenes Verkehrsschild ("vorherzusehen"). Es geht um Vorläufiges, Vergängliches, um preisgünstige Materialien - vor allem aber nicht um gesellschaftskritischen Pessimismus, sondern einfach um gute Fotos.

Alexander Voß, Jahrgang 1960 und unter anderem Mitglied im Duisburger Künstlerbund, hingegen präsentiert in der Ausstellung Zeichnungen und Objekte aus Glasplatten, die er entlang von geplanten Soll-Bruchstellen wieder zusammengesetzt hat. Einige hängen an der Wand, andere "lehnen" über Eck mit Boden und Wand. Es sind "natürliche" Linien wie Äste oder Flussläufe. Der Clou dabei ist, dass die durchsichtigen Glasfragmente ja freie Sicht auf den jeweiligen Untergrund gewähren und somit einen endgültigen Bezug zum Ausstellungsort herstellen.

Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, 8. Februar, um 19.30 Uhr. Zur Einführung spricht Anja Bauer vom Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr. Geöffnet ist sie bei freiem Eintritt mittwochs von 11 bis 14 Uhr und freitags von 17 bis 20 Uhr sowie nach Vereinbarung.

(hod)
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