Duisburg Grünspecht – Gewinner des Sparkurses

Duisburg · Weil in Duisburg aus Spargründen Geld für die Vernichtung von Ungeziefer und Unkraut fehlt, findet der Nabu-Vogel des Jahres hier einen reich gedeckten Tisch.

 Der Grünspecht ist in vielen Hausgärten in Duisburg anzutreffen und frisst besonders gerne Ameisen.

Der Grünspecht ist in vielen Hausgärten in Duisburg anzutreffen und frisst besonders gerne Ameisen.

Foto: Archiv

Der Grünspecht wurde vom Naturschutzbund Deutschland, kurz Nabu, zum Vogel des Jahres 2014 gewählt. In Duisburg fühlt sich der dohlengroße Vogel äußerst wohl. Er liebt verwilderte Industriebrachen, große Wiesen, und auch in privaten Gärten geht der Specht auf Ameisenjagd. Der Titel "Vogel des Jahres" geht ausnahmsweise an eine Vogelart, die nicht vom Aussterben bedroht ist. Mit der Jahresvogelwahl möchte der Nabu diesmal eine weitgehend positive Entwicklung herausstellen.

"Wir können den Grünspecht als einen Gewinner des Klimawandels und der schlechten finanziellen Situation in Duisburg beschreiben", verdeutlicht Jürgen Hinke, Vorsitzender des Nabu-Stadtverbandes Duisburg. "Der Grünspecht liebt milde Winter und profitiert davon, dass weniger Geld für Unkraut- und Insektenvernichtung zur Verfügung steht." Denn der Grünspecht sucht seine Nahrung, anders als der Buntspecht, nicht unter der Rinde von Bäumen, sondern auf Rasenflächen. Ameisen, die auf oder dicht unter der Grasnabe krabbeln, sind seine Lieblingsnahrung, die er mit seinem langen Schnabel aufpickt. "Der bislang milde Winter gefällt unserem Vogel des Jahres sehr gut", sagt Hinke. Denn je kürzer Frost und Schnee in Duisburg herrschen, desto länger findet der Grünspecht seine Nahrung — und die besteht aus 2000 Ameisen am Tag.

Wer glaubt, der Grünspecht sei bloß ein scheuer Waldbewohner wie sein großer Bruder, der Schwarzspecht, der irrt. "Der Grünspecht liebt Parkanlagen, Friedhöfe, und auch in den Gärten der Duisburger fühlt er sich pudelwohl", weiß Hinke, der als Hobby-Ornithologe durch die Wälder zieht. "Wir wissen von Brutpaaren rund um den Kaiserberg, an der Sechs-Seen-Platte, im Landschaftspark und auf den Rheinwiesen." Insgesamt leben etwa 50 bis 100 Brutpaare im Stadtgebiet und scheinen das Leben hier zu genießen. "Das Ruhrgebiet ist mit seinen verlassenen Industriebrachen das Herzstück der Grünspechtpaare." 15 Prozent der gesamten Population Deutschlands lebten in NRW, der größte Teil im Ruhrgebiet, so Hinke

Im Volksmund wird der Grünspecht aufgrund seiner schwarzen Gesichtsmaske, die vom Schnabel bis hinter die Augen reicht, auch "fliegender Zorro" genannt. Vielleicht steht auch sein freches "Lachen" (mit dem er sein Revier markiert und Weibchen anlockt) damit in Verbindung?

Noch bis Montag, 6. Januar, können die Duisburger einem Aufruf des Nabu folgen, sich auf die Lauer zu legen und an der "Stunde der Wintervögel" teilzunehmen. Ziel ist es, schleichende Veränderungen in der Vogelwelt festzustellen. Eine Stunde lang müssen die Bürger dazu die Vögel im Garten oder im Park beobachten, bestimmen und ihre Daten weitergeben. Weitere Informationen unter www.nabu.de.

(RP)
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