Duisburg Große Klappe für Jugend-Dokufilme

Duisburg · Zum 13. Mal wird in Duisburg das Festival für Jugend-Dokumentarfilme, "doxs!" genannt, durchgeführt. Vom 4. bis 9. November werden parallel zur Filmwoche 28 Produktionen vorgestellt, die der Welt auf die Finger schauen.

Ein Schweizer Film, der "Großvater" heißt: Da vermutet man eine harmlose Produktion, denkt vielleicht an die Idylle um Heidi, die ihren "Grrroßvater" um Rat in allen Lebenslagen fragt. Doch der Großvater der Regisseurin Kathrin Hürlimann war keineswegs harmlos: Er setzte in den 60er Jahren seinen Arbeitsplatz - eine Telefonzentrale - in Brand, stellte sich gleich darauf der Polizei und musste für vier Jahre ins Gefängnis. Zehn Jahre nach dem Tod des Großvaters las Kathrin Hürlimann dessen Tagebücher. Ihr Film zeigt die Gründe, die einen friedlichen und höflichen Mann zum Brandstifter werden ließen.

"Großvater" ist einer von insgesamt 28 Filmen, die beim "doxs!"-Festival vom 4. bis 9. November im kleinen Saal des Filmforums gezeigt und diskutiert werden. Im Publikum sitzen Duisburger Schüler im Alter von sechs bis 18 Jahren. - Zum 13. Mal findet das "doxs!"-Festival in Duisburg statt. Entstanden ist es als Spartenprogramm der Duisburger Filmwoche, dem Festival des deutschsprachigen Dokumentarfilms. Bei "doxs!" geht es um dokumentarische Filme, die speziell für ein junges Publikum gedreht werden.

Längst ist "doxs!" mehr als bloß ein Spartenprogramm. Das Duisburger Festival gilt inzwischen als das wichtigste für den europäischen Dokumentarfilm für die Schüler-Generation. Das ist auch ein Verdient von Gudrun Sommer, die erkannt hatte, dass filmpädagogische Arbeit ein lohnenswertes Arbeitsfeld ist und "doxs!" mit viel Energie ins Leben rief und bis heute leitet. Das Festival wird inzwischen vom zuständigen Ministerium in NRW, der Film- und Medienstiftung, der Stadt Duisburg, der Sparkasse Duisburg und nicht zuletzt von den Sendern arte, 3Sat und ZDF gefördert. Die Bundeszentrale für politische Bildung stiftet den mit 3500 Euro dotierten europäischen Preis "Große Klappe" für den besten Film des Festivals. In der Jury sitzen Duisburger Schüler.

Anders als bei der Duisburger Filmwoche, die ganz dem längeren deutschsprachigen Dokumentarfilm gewidmet ist, werden bei "doxs!" auch nichtdeutschsprachige Produktionen ins Programm aufgenommen. In diesem Jahr werden neben deutschen und schweizerischen Filmen auch Beiträge aus den Niederlanden, Schweden, Norwegen, Frankreich und Dänemark gezeigt. Alle Filme sind für deutsche Schüler verständlich, bisweilen werden deutsche Kommentare bei der Vorführung eingesprochen.

"Das diesjährige Festival schaut der Welt auf die Finger", meinte gestern bei der Pressekonferenz Gudrun Sommer. Dokumentarfilme für junge Leute sparen wichtige und ernste Themen keineswegs aus. In dem niederländischen Film "Het Meisje en de boom" (Das Mädchen und der Baum) möchte die elfjährige Filine ihren Lieblingsbaum vor dem Fällen retten. "So ein Baum ist wie eine Stadt für Tiere", erkennt sie. Auch beim Schweizer Film "Die Biene Vigia" wird das Thema Umweltschutz auf fesselnde Weise behandelt. Während der Großvater vom Imkerhandwerk, Bienen, aber auch dem drohenden Bienensterben erzählt, dreht der Enkel dazu einen Zeichentrickfilm.

Leistungsdruck ist ein anderes Thema, das im jungen Dokufilm aufgegriffen wird, beispielsweise in Caterina Klusemanns 21-minütiger Produktion "Die Prüfung". Im Mittelpunkt steht der hochtalentierte 16-jährige Valentin, der sich der Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule Düsseldorf stellt. Wie die Niederlande auf einen achtjährigen Flüchtling aus Uganda wirkt, zeigt höchst eindrucksvoll der Film "Nieuw" von Eefje Blankevoort. "Sing zuerst dein Abi" heißt der französische Film von David André, der junge Menschen in Boulogne sur-Mer porträtiert, die ähnliche Probleme wie Teenager hier haben und darüber sprechen - und singen.

Das Programm ist so aufgebaut, dass verschiedene Altersgruppen angesprochen werden. Alle Filme moderiert ein Medienpädagoge, der im Anschluss eine etwa viertelstündige Diskussion mit den Schülern über die Filme leitet. Bei allen Vorführungen ist der Eintritt kostenlos. Ab sofort können Lehrer für ihre Schulklassen Plätze reservieren. Die Anmeldungen nimmt Stefan Schröer unter Telefon 0203 283-4164/4187 oder per Mail unter schroeer@filmwoche.de entgegen.

Allgemeine Informationen unter www.do-xs.de im Internet.

(RP)
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