Duisburg Glückliches Ende des Filmfestivals

Duisburg · Am Samstagabend endete die 40. Duisburger Filmwoche. Der von der Rheinischen Post gestiftete Publikumspreis geht an Carolin Genreith, die in "Happy" filmisch die Eheschließung ihres Vaters mit einer jungen Thailänderin schildert.

 Die glückliche Preisträgerin Carolin Genreith bedankt sich bei Festivalleiter Werner Ruzicka für die Einladung zur Filmwoche und bei der Leserjury der Rheinischen Post für die Verleihung des Publikumspreises.

Die glückliche Preisträgerin Carolin Genreith bedankt sich bei Festivalleiter Werner Ruzicka für die Einladung zur Filmwoche und bei der Leserjury der Rheinischen Post für die Verleihung des Publikumspreises.

Foto: Andreas Probst

Mit der Preisverleihung im vollbesetzten Filmforum ging am Samstagabend die 40. Duisburger Filmwoche zu Ende. Festivalleiter Werner Ruzicka sprach den Dauergästen aus dem Herzen, als er das Jubiläumsfestival mit den Worten beschrieb: "Ein starkes Programm mit vielen Besuchern und vielen interessanten Diskussionen nach den Filmen."

Das Ende der Duisburger Filmwoche war in mehrfacher Hinsicht diesmal besonders glücklich. So ging der von der Rheinischen Post gestiftete "Publikumspreis für den beliebtesten Film des Festivals" ausgerechnet an den letzten Wettbewerbsfilm: "Happy" von Carolin Genreith. Die 1984 in Aachen geborene Dokumentarfilmerin hat einen sehr persönlichen Film gedreht, nämlich einen über ihren Vater. Der sei ihr immer schon "peinlich" gewesen, berichtet sie. Regelrecht geschockt habe sie jedoch dessen Mitteilung, dass er sich in Thailand in eine Frau verliebt habe, die er heiraten möchte. Und diese Frau sei genauso alt wie die Tochter. Carolin Genreith zeigt in ihrem Film, wie sie ihren Vater fast anklagend zur Rede stellt. "Kannst du dir denn nicht einfach eine pensionierte Lehrerin als Partnerin aussuchen?", fragt sie ihn. Doch der Vater bleibt bei seiner Entscheidung, und Carolin fährt mit ihm und der Kamera nach Thailand, wo die Ehe tatsächlich geschlossen wird. Der Film zeigt die Problematik dieser Eheschließung durchaus auf, ist nie rührselig, dokumentiert aber doch die Annäherung der Tochter an den Vater und auch an dessen thailändische Frau.

Nicht nur die junge Filmemacherin war bei der Preisverleihung glücklich. Auch der Vater mit seiner thailändischen Frau, die am späten Samstagnachmittag bei der Aufführung von "Happy" im Publikum saßen, wirkten glücklich.

Ein ungewöhnlicher Dokumentarfilm wurde mit dem ARTE-Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet: "Havarie" von Philip Scheffner. Grundlage des eineinhalbstündigen Films ist ein dreiminütiges Amateurvideo, das - gefilmt von einem Passagierschiff - ein auf dem Mittelmeer dümpelndes voll besetztes Flüchtlingsboot zeigt. Das Video wird zeitlich gedehnt. Dazu läuft, gewissermaßen als "Durchkreuzung" der Bilder, eine unverzerrte Tonspur mit Diskussionen und Mutmaßungen. In der Preisbegründung der Jury heißt es: "Wenn am Ende der einzige Fixpunkt im Bild - das Boot der Flüchtlinge - scheinbar spurlos verschwindet, bekommt man eine Idee davon, was es bedeutet, wenn etwas verlustig gegangen ist - auf dem Meer wie im Bild."

Der 3sat-Dokumentarfilmpreis ging an den österreichischen Regisseur Patric Chiha, der in "Brüder der Nacht" junge bulgarische Stricher porträtiert, die sich in Wien prostituieren. Der Filmemacher lässt sich darauf ein, dass sich seine Protagonisten selber inszenieren. In der Begründung für den Preis heißt es: "'Brüder der Nacht' hat die Jury überzeugt, weil er es vollbringt, Schattengestalten ins Licht zu setzen, ohne sie völlig auszustellen."

Auch in einem anderen, viel gelobten Preisträgerfilm verbündet sich der Filmemacher mit den Menschen, die im Film gezeigt werden. Der 1963 im Iran geborene Filmautor Mehdi Sahebi, der seit 1983 in der Schweiz lebt, reiste nach Kambodscha zu Kleinbauern, die ihre Felder an rücksichtslose Großgrundbesitzer verlieren. "Wie macht man daraus einen Film?" Diese Frage wird im Film "Mirr" vor der Kamera von den Kleinbauern selber angesprochen. In der Begründung für den mit 5000 Euro dotierten Förderpreis der Stadt Duisburg heißt es: "Mehdi Sahebi zeichnet diese ungeheuerliche Tragödie nicht einfach nach, sondern reflektiert deren Inszenierung mit seinen Protagonisten, um gemeinsam mit ihnen eine Geschichte zu erzählen."

Den Nachwuchspreis des Landes bekam die österreichische Filmautorin mit irakischen Wurzeln Kurdwin Ayub, die ihren in Wien als Arzt praktizierenden Vater bei seinem sehnsuchtvollen Besuch in der irakischen Heimat mit der Kamera und skeptischer Anteilnahme begleitete. "Paradies! Paradies!" ist ein beeindruckender Film, der gewiss - wie auch viele andere Filme der Filmwoche - seinen Weg in die kommunalen Kinos und die Fernsehsender finden wird.

www.duisburger-filmwoche.de

(pk)
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