Duisburg Gemeinsam gegen die Abwärtsspirale

Duisburg · "Quo vadis, Duisburg?", so lautete das Motto des gestrigen "Rotary-Talks" im Duisburger Hof. Dabei wurde deutlich, dass vielen das Imageproblem der Stadt Sorgen bereitet. Oberbürgermeister Link will Gewerbesteuer nicht senken.

60 Minuten, fünf Gäste, ein aktuelles Thema — das waren die Rahmenbedingungen des "Rotary Talks". Rotarier-Präsident Bernd Leonhart hielt sich angesichts der knapp bemessenen Zeit gar nicht mit langen Vorreden auf und erteilte Torsten Hiermann das Wort. Der Moderator, von Beruf Leiter der Kommunikation beim Duisburger Versorgungs- und Verkehrskonzern (DVV), wählte den richtigen Einstieg, als er auf Helmut Schmidts geflügeltes Wort zu Visionen ("Wer Visionen hat, sollte besser zum Arzt gehen") anspielte. In der folgenden Stunde waren alle Teilnehmer bemüht, eine Vision für die Stadt zu entwickeln. Offenbar kein leichtes Unterfangen.

Hafen-Chef Erich Staake erklärte, außer dem Hafen habe Duisburg kein internationales Markenzeichen. "Duisburg wird nicht mit Thyssen und auch nicht mit Haniel in Verbindung gebracht." Duisburg bewege sich in eine Abwärtsspirale. "In fünf Jahren wird es der Stadt noch schlechter gehen. Wir sehen doch, was noch alles wegbrechen wird", sagte Staake. Außer zahlreichen Ansiedlungen auf Logport habe sich in der Stadt nur sehr wenig bewegt. Eine Lösung sei schwierig: "Ich sehe da nur wenig Ansätze."

Duisburg verwalte lediglich den Mangel, anstatt die Menschen emotional für die Stadt zu begeistern. Der Schlüssel für eine Verbesserung liege bei der Bildung, meinte Oberbürgermeister Sören Link. Das fange mit der U3-Betreuung an und gehe bis zur Universität. Link verwies auf seine Entscheidung, alle Kinder vom ersten bis sechsten Schuljahr kostenfrei für ein Jahr mit einem Büchereiausweis auszustatten.

Eine Zuhörerin wies auf die Vorbildfunktion der Eltern hin: "Wenn Eltern das nicht vorleben, dann liegt der Büchereiausweis schnell in der Ecke." Schüler des Landfermann-Gymnasiums warben in ihren Redebeiträgen bei den Wirtschaftsvertretern dafür, mehr auf Abiturienten zuzugehen. "Sonst sind die meisten nach dem Abi ganz schnell weg aus Duisburg", meinte Landfermann-Schüler Niklas Wiskandt.

Der OB erklärte, Visionen seien wichtig — doch nun ginge es in Duisburg nicht wie früher darum, bunte Bilder zu zeigen, sondern vorhandene Projekte "seriös abzuarbeiten". Jürgen Marbach, MSV-Aufsichtsratsvorsitzender bemängelte wie auch IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger und der frühere IHK-Präsident Dr. Ulrich Kleier mangelndes Engagement für den Mittelstand. Link verwies auf den städtischen Haushalt und erklärte: "Bei allem Verständnis für die Belange der Wirtschaft — ich kann die Gewerbesteuer nicht einfach senken. Ich bin schon froh, wenn ich den jetzigen Stand halten kann."

Positiv für Duisburgs Image sei die Fan-Solidarität mit dem MSV gewesen, sagte Jürgen Marbach. "Das habe ich von München bis Flensburg bestätigt bekommen", so der Aufsichtsratschef. Um das Image der Stadt zu verbessern, bedarf es auch konkreter Visionen, sagte Egbert Deekeling vom Beratungsunternehmen Deekeling Arnd Advisors. Das von den Diskussionsteilnehmern lobend erwähnte Projekt "Duisburg 2027" sei in seiner Sprache "technokratisch" und daher ungeeignet, wirkliche Begeisterung zu wecken. Das gelte auch für Wortungetüme wie "Integriertes Handlungskonzept Innenstadt (IHI)". "Da ist man weit entfernt von der Vorstellung, wo es eigentlich hingehen soll."

(RP)
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