Duisburg Gemeinden: Neue Konzepte müssen her

Duisburg · Die Gemeinde Ruhrort-Beeck hat kein Geld mehr und muss Kirchen schließen. Nur eine der drei vorhandenen Kirchen soll zum einzig verbleibenden Standort für die Gemeindearbeit werden.

Die Gemeinde habe kein Geld mehr, die finanzielle Situation sei katastrophal. Mit dieser Erinnerung musste Pfarrer Rüdiger Klemm im Verlauf der Gemeindeversammlung mehrmals deutlich machen, warum die Beecker und die Laarer Kirche zum 1. Juli dieses Jahres für alle gemeindlichen Veranstaltungen und alle Gruppen geschlossen werden sollen.

Mit Ausnahme der Markuskirche und den dazugehörigen Gemeinderäumen am Ostacker sollen auch alle anderen Gemeinderäume zum 1. Juli geschlossen werden. Innerhalb von zwei Jahren soll dann geprüft werden, welche der drei Kirchen zum einzig verbleibenden Standort für die Gemeindearbeit wird.

Bei der Entscheidung spiele die Mischung aus Eignung der Räumlichkeiten für die Gemeindearbeit und die Kosten für Bereitstellung und Unterhaltung der Räumlichkeiten eine Rolle. Nach derzeitiger Beschlusslage des Presbyteriums gelte jedoch die Beecker Kirche wegen ihrer historischen Bedeutung – mit zusätzlich bereitzustellenden Räumlichkeiten – als besonders wünschenswerte Lösung.

Gleichzeitig will das Presbyterium eine Gemeindekonzeption erarbeiten, die aufzeigen soll, welche Arbeitsbereiche erhalten werden. Bis der endgültige Standort feststeht, sollen für die Sonntagsgottesdienste am Ostacker Fahrdienste angeboten werden, die alle betroffenen Stadtteile anfahren. Die Gemeindegruppen sollen ihre Treffen ebenfalls zum Ostacker verlagern; wo dies nicht möglich sei, werde Hilfe bei der Suche nach Alternativen angeboten.

Details will das Presbyterium bis zur nächsten Gemeindeversammlung am 18. Mai erarbeiten. Sie findet in der Markuskirche am Ostacker nach dem Gottesdienst statt. Gespräche müssen die Presbyteriumsmitglieder nun auch mit fremdsprachigen Gemeinden und weiteren Gruppen führen, die ebenfalls Gemeinderäume in den anderen Stadtteilen nutzen.

Die Mitarbeitenden der Gemeinde wurden bereits darüber informiert, dass auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen werden könnten; ein Sozialplan werde derzeit erstellt. "Vielleicht ist diese Finanzkrise eine Chance, dass die Gemeinde seit der Fusion endlich zusammenwächst", betonte Presbyterin Karin Gerlich in der anschließenden Diskussion. Pfarrer Klemm zeigte sich weniger optimistisch: "Ich befürchte, dass wir Menschen auf diesem Weg verlieren werden." Er verwies darauf, dass die evangelische Kirchengemeinde Ruhrort-Beeck nicht mehr in allen sechs Stadtteilen gleichermaßen präsent bleiben könne; und er warb mehrfach dafür, dass besondere Bezirksinteressen zurückstehen müssten, da es schlicht um das finanzielle Überleben der Gemeinde gehe.

Ein Grund für die miserable finanzielle Situation der Gemeinde sind die drei Friedhöfe in Beeck, die derzeit ein jährliches Defizit von 100 000 Euro erwirtschaften. Die Gesamtsumme beziffert sich bereits auf 800 000 Euro.

Vergangenes Jahr hatte das Presbyterium beschlossen, die Friedhöfe Laar und Beeck an der Möhlenkampstraße zu schließen. Umgesetzt wurde der Beschluss noch nicht, da sich ein Interessent für den Betrieb der Friedhöfe angeboten hat.

Ob das Presbyterium auf das vorgeschlagene Geschäftsmodell eingeht, will es bis Ende April entscheiden. Weiterer Kostenfaktor ist die hohe Anzahl der Gebäude in den sechs Stadtteilen, über die die Kirchengemeinde Ruhrort-Beeck seit der Fusion der Kirchengemeinden Ruhrort, Laar, Beeck, Beeckerwerth, Bruckhausen und Ostacker vor elf Jahren verfügt. Eine ganze Reihe von Mietshäusern der Gemeinde stehen zum Verkauf, die verbleibenden Gebäude müssen jedoch unterhalten werden und verursachen Kosten.

Der finanzielle Spielraum der Kirchengemeinde verringert sich auch durch den Rückgang des Kirchensteueraufkommens: Gab es 2003, zum Zeitpunkt der Fusion, noch 8250 Mitglieder, so sind es heute noch etwa 6000.

(RP)
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