Duisburg Gemälde mit der Computermaus

Duisburg · Heute Abend, 19 Uhr, wird im Lehmbruck-Museum eine eindrucksvolle Einzelausstellung mit neueren Werken von Gerhard Losemann eröffnet. Der Nestor der Duisburger Künstler zeigt malerische digitale Bilder.

 Gerhard Losemann gestern bei der Pressevorbesichtigung im Lehmbruck-Museum. Rechts sein Bild "Ikarus".

Gerhard Losemann gestern bei der Pressevorbesichtigung im Lehmbruck-Museum. Rechts sein Bild "Ikarus".

Foto: andreas probst

Zeit seines Arbeitslebens hat Gerhard Losemann immer wieder verschiedene künstlerische Techniken erprobt. Als Nestor der Duisburger Künstlerschaft, der sich stets für seine Kolleginnen und Kollegen einsetzt, genießt Gerhard Losemann einen guten Ruf, mag er auch gelegentlich im Rathaus für Stirnrunzeln sorgen, weil er die Belange der Künstlerschaft offensiv vertritt. Am 18. März hat Gerhard Losemann seinen 80. Geburtstag gefeiert. Das ist ein schöner Anlass, ihm im Lehmbruck-Museum eine Einzelausstellung auszurichten. Andere Künstler mögen angesichts des runden Geburtstags eine Retrospektive mit Werken der vergangenen 60 Jahre wünschen. Anders Losemann: Er bevorzugt eine Ausstellung mit neueren Werken; die letzte Arbeit wurde gar erst vor drei Wochen fertig. Und Losemann zeigt sich auf der Höhe der Zeit: Im großzügigen Souterrain des Museums sind 48 C-Prints von Losemann in überzeugender Anordnung ausgestellt. Am heutigen Donnerstagabend, 19 Uhr, wird die Ausstellung eröffnet.

Gerd Mascherrek vom Lehmbruck-Museum ist der kundig-einfühlsame Kurator der sehenswerten Schau, die beweist, wie malerisch die künstlerische Arbeit mit einer Computermaus sein kann. In der Ausstellung werden ausschließlich Bilder gezeigt, die am Computer ihren Anfang und ihre Vollendung gefunden haben und dann durch Weiterleitung der Daten in einer Spezialdruckerei auf Leinen, Büttenpapier oder auch andere Bildträger gedruckt wurden.

Aus seinem großen Bestand hat Losemann auch seine frühesten C-Prints ausgewählt. Bei diesen Werken aus dem Jahr 2002 hat der Künstler bis zu vier gestaltete Folien übereinandergeschichtet, wodurch eine interessante Raumwirkung entsteht. Bei dieser Werkreihe (Losemann arbeitet überhaupt gerne seriell) scheint die Landschaftsmalerei alter Meister eine digitale Renaissance zu erleben.

Seine Motive findet Losemann in der Natur, in der Landschaft und in der Architektur. Die Pointe ist dabei immer wieder der kulturell-politische Blick des Künstlers. Bereits in seinen allerersten C-Prints platziert Losemann gelb-schwarze Masten in seine abstrahierten Landschaftsbilder. Schwarz-gelb ist nicht nur die Färbung von Wespen, schwarz-gelb ist bei uns stets auch ein Symbol für Gefahr oder Vorsicht, das man häufig in Maschinenhallen oder bei Baustellen findet. Und genauso meint es auch Losemann, für den es ein Anliegen ist, auf die Gefährdung der Natur und letztlich auch der Menschheit hinzuweisen. Ein schönes Beispiel ist das Bild "Ikarus" (knapp zwei Meter hoch und ein Meter breit): Hier taucht vor einer himmelsblauen Fläche ein gelb-schwarz geringelter Stab gleich zweimal auf und nimmt die Stelle des Körpers des Ikarus ein, der seine Flugkünste überschätzt und zu Tode stürzt. Die Flügel der mythologischen Figur deutet Losemann mit Farbfeldern an: eine wunderbare Mischung aus figürlicher und nicht-figürlicher (informeller) Bildgestaltung.

Auf die Frage, ob er seine C-Prints eher als Grafiken denn als Gemälde sieht, antwortete Losemann nach einigem Nachdenken, dass er sich bei der künstlerischen Arbeit mit der Computermaus eher als Maler sieht. Die Technik sei zwar bei einer Computermaus anders als die mit Pinsel, Spachtel oder Stift, der künstlerische Impuls und die Art der Bildfindung sei jedoch durch und durch malerisch.

Gerhard Losemann beweist, dass neue digitale Techniken und künstlerische Experimente mit "traditionellen" ästhetisch-inhaltlichen Ansprüchen vereinbar sind.

Bei der heutigen Ausstellungseröffnung spielt das Quartett "Saxonner", das aus Preisträgern von "Jugend musiziert" zusammengesetzt ist, darunter Lewin Losemann, Enkel von Gerhard Losemann. (Ausstellung bis 5. August, Katalog: 15 Euro.)

(pk)
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