Migrationsprobleme in Duisburg Gauck stellt die richtigen Fragen

Duisburg · Der Bundespräsident schaute sich in Hochfeld die Einrichtung "Netzwerk Immendal" an und sprach mit den Verantwortlichen unter anderem über Migrationsprobleme. Im Landschaftspark empfing er später geladene Gäste.

Duisburg: Gauck im Landschaftspark
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Kurz und knapp fiel das Resümee aus: "Ich fühle mich angekommen in diesem Land", sagte Bundespräsident Joachim Gauck gestern Abend zum Abschluss seines Antrittsbesuchs in Nordrhein-Westfalen. Rund 170 Menschen waren auf seine Einladung in den Landschaftspark gekommen, alle ehrenamtlich aktiv. "Was wir nicht verlieren dürfen, ist das Gefühl, dass wir alle aufeinander bezogen sind", rief Gauck ihnen zu.

Zuvor hatte er das Familienzentrum "Netzwerk Immendal" in Hochfeld besucht, um sich über das Projekt "Kein Kind zurücklassen" zu informieren. Mehr als 80 Prozent der Kinder in dieser Einrichtung haben einen Migrationshintergrund. Die Kleinen begrüßten den gut gelaunten Bundespräsidenten mit dem Lied "Guten Abend, guten Abend", klatschten dazu, stampften auf den Boden. Gauck, der selbst vier Kinder, elf Enkel und drei Urenkel hat, freute sich sichtlich über das Ständchen: "Das fängt ja gut an..."

Ernster wurde es im Gespräch mit den Verantwortlichen der Einrichtung: Hier kam auch die Zuwanderer-Problematik auf den Tisch, wie der Leiter des Jugendamtes, Thomas Krützberg, berichtete: "Joachim Gauck hat sich intensiv an den Gesprächen beteiligt und die richtigen Fragen gestellt. Wir wollten nicht ein rosarotes Bild zeichnen, sondern aufzeigen, dass es in Hochfeld viele Probleme gibt." Davon bekam Gauck allerdings nichts mit. Der "Klüngelklub Hochfeld", eine Initiative von Hauseigentümern, warf dem Bundespräsidialamt Ignoranz vor, weil dieses eine Einladung des Klubs missachtet habe.

Aus Angst um die Sicherheit des Präsidenten hatte die Polizei die Zufahrt zum Zentrum weiträumig abgeriegelt. Anwohner schauten aus den Fenstern und sahen, wie kurz vor Gaucks Ankunft noch eine Blechbüchse und Papier im Eingangsbereich der Einrichtung entdeckt wurde. Schnell eilte eine Mitarbeiterin herbei, hob den Müll auf. Und stellte lachend fest: "So sauber war es hier noch nie."

Der Präsident zeigte sich beeindruckt von der Begegnung in Hochfeld, bezeichnete den Stadtteil als sozialen Brennpunkt: "Bundesweit kennt man die Probleme in Duisburg und in Hochfeld. Was man aber nicht kennt, ist die Freude und das Selbstbewusstsein der aktiven Menschen." Gauck, der von einer "unerwarteten Tour" durch NRW sprach, blickte am Ende des Tages auf ein Geschenk zurück: "Auf ein Geschenk, dass mir die Menschen gemacht haben. Sie haben mich beschenkt mit ihrem Engagement und ihrem Optimismus."

(jco/top)
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