Duisburg Gastdirigent überzeugte ohne Mätzchen

Duisburg · Im jüngsten, fünften Philharmonischen Konzert im Theater am Marientor (TaM) leitete der Gastdirigent Aldo Ceccato ausschließlich Werke von Antonín Dvorák. Vorzüglicher Solist im Violinkonzert war Marco Rizzi.

 Der italienische Star-Dirigent Aldo Ceccato ließ die Musik ganz natürlich fließen, sehr genau im Detail und ohne aufdringliche "Zugaben".

Der italienische Star-Dirigent Aldo Ceccato ließ die Musik ganz natürlich fließen, sehr genau im Detail und ohne aufdringliche "Zugaben".

Foto: über duisburger philharmonie

Drei profilierte Musikerpersönlichkeiten präsentierte das jüngste, fünfte Philharmonische Konzert im Theater am Marientor (TaM). Da war zum einen der Gastdirigent, nämlich der am 18. Februar 1934 in Mailand geborene, italienische Star-Dirigent Aldo Ceccato, in Deutschland besonders bekannt geworden durch seine Zeit als Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg (von 1976 bis 1982) und später der NDR-Radiophilharmonie Hannover. Auch der vorzügliche Violin-Solist Marco Rizzi ist ein Italiener mit besonderem Bezug zu Deutschland: Seit 1999 hatte er eine Professur für Violine an der Musikhochschule Detmold inne, 2008 wechselte er an die Musikhochschule Mannheim.

Der vielleicht wichtigste Mensch an diesem Abend war aber der tschechische Komponist Antonín Dvorák (1841-1904). Nach eigener Aussage wollte er nicht mehr sein als ein "einfacher böhmischer Musikant". Spätestens wenn man, wie hier, ausschließlich Werke von Dvorák spielt, merkt man, was für ein großer Meister der bescheidene Komponist war. Mal mehr sinfonisch und mal mehr folkloristisch sind die Stücke, immer formal klar und bei höchstem Anspruch immer unmittelbar ansprechend. Nach der beliebten neunten Sinfonie "Aus der neuen Welt" im ersten Philharmonischen Konzert der Saison im September 2012 (die RP berichtete) gab es nun drei etwas weniger bekannte Werke, angeordnet nach dem gängigen Konzert-Schema Ouvertüre-Solokonzert-Sinfonie,

Schon bei der überschäumenden Konzertouvertüre "Karneval" op. 92 (1891) war klar, wie hier der Dvorák-Hase lief. Aldo Ceccato ließ die Musik ganz natürlich fließen, sehr genau im Detail und fast ganz ohne Mätzchen. Das wirkte jederzeit sehr durchsichtig und hatte fast immer eine überzeugend atmende Phrasierung. Gebremst wurde das Ganze nur durch meist eher gemäßigte Tempi und ein überhaupt eher gedämpftes Temperament. Da schimmerte sicherlich auch Ceccatos Vorbild (und Lehrer in den Kursen an der Accademia Chgiana in Siena) namens Sergiu Celibidache durch. Bewundernswert, wie willig und entspannt die Duisburger Philharmoniker im TaM wirkten.

Da fügte sich der gelassene Geigen-Solist Marco Rizzi im Konzert für Violine und Orchester a-Moll op. 53 (1879/80) bestens ein. Nun hatte Dvorák sowieso kein blendendes Virtuosenkonzert komponiert, sondern nach dem Vorbild seines Mentors Johannes Brahms einen ganz eigenständigen Beitrag zur Gattung. Rizzi und Ceccato rückten dieses Werk in das beste Licht, wobei ihnen die Duisburger Philharmoniker mehr als eine wohlklingende Hilfe waren - alles sang auf einem Atem. Verblüffend, wie genau die solistische Zugabe von Johann Sebastian Bach auf diese unprätentiöse Linie passte.

Nach Pause gab es die besonders seriöse Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70 (1884/85). Das ist nun etwas anstrengender, und gegen Ende schien es fast so, als wollte der Dirigent sein konsequentes Konzept ein wenig aufweichen. Aber natürlich endete der Abend triumphal, auch weil das Orchester dann immer noch weitere Reserven mobilisierte.

(hod)
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