Duisburg Gangsters Paradies

Duisburg · "Gangster" ist kein Krimi, "Jazz" keine Schallplatte und "Hollywood" kein Film. Robert Nippoldts drei bis jetzt erschienene Bücher sind aufwendig gemachte Kunst-Sachbücher. Mit internationalen Buchpreisen ausgezeichnet.

Marlenes Beine sind lang. Lang und schön. Marlenes Beine, lang und schön, zieren den jüngsten Band des in Kranenburg geborenen Robert Nippoldt. Lange schöne Beine auf edel-goldenem Leineneinband. "Hollywood" titelt das gute Stück und läuft wie seine Vorgänger "Gangster" und "Jazz" unter der Rubrik Sachbuch.

Nippoldts Bücher sind aber nicht einfach "nur" ausgesprochen fundiert recherchierte Sachbücher über das Amerika der 1930er Jahre, über Al Capone, über Marlene Dietrich oder die Größen des Jazz. Sie sind mehr — viel mehr. 2008 wurde "Jazz" von der Stiftung Buchkunst als das schönste Buch des Jahres ausgezeichnet.

"Gangster" bekam eine entsprechende Auszeichnung vom Deutschen Designer Club in Frankfurt, 2006 gab's den Red Dot Award (eine hohe Design-Auszeichnung). Fürs Buchlayout wurde ihm in Stockholm der European Design Award überreicht, 2009 folgte für Jazz der Preis der Deutschen Schallplattenkritik und im Oktober 2011 soll die Übergabe des "Red Dot Design Award" für "Hollywood" sein.

Im Güterbahnhof

Der Klever Grafiker, der im Güterbahnhof Münster in einer Ateliergemeinschaft arbeitet, schafft mit seinen Büchern eine Art Gesamtkunstwerk. Alles wird von ihm gemacht — akribisch, detailverliebt, historisch belegt. Zuvor recherchiert er die Themen, entwirft die Schrift und die Initialen der Kapitel oder Seitenanfänge. Zu den Themen der Bücher gibt Nippoldt limitierte Grafiken heraus, wie der Blick aufs nächtliche New York, dazu hat sein Verlag Gerstenberg jetzt alle drei Bände in einem Kunstschuber in signierter und limitierter Auflage herausgegeben.

"Ich arbeite rund drei Jahre an einem Band", sagt Nippoldt.Für Gangster fuhr er nach Chicago, recherchierte in Zeitungsarchiven, bei der Polizei. So entstehen Bücher, die ganz die Handschrift des Künstlers/Autors tragen in ihren Motiven aber einen großen Wiederkennungswert haben. Marlenes Beine etwa nach einem berühmten Foto der Diva.

Nippoldt Idee, Fakten, die künstlerische Umsetzung historischer Bilder zeichnerisch plakativ wie informativ zu verbinden, überzeugt. Es ist eine Mischung aus aufwendiger Aufmachung, Augenzwinkern und sachlichem Text, die seine Werke auszeichnet. In seinen Büchern vereint Nippoldt seine drei Standbeine — den Künstler, der wunderschöne Grafiken herausgibt, den Sachbuchautor, den die Neugierde, die Faszination eines Themas treibt, und nicht zuletzt den Illustrator, der nicht nur seine eigenen Bände entwirft und zeichnet, sondern beispielsweise auch für das "Zeit"-Magazin arbeitet. Immer macht es Spaß, in diese Buchwelt Nippoldts einzutauchen, sich in den Details der oft doppelseitigen Bilder zu verlieren, die großen und doch griffigen Bände in die Hand zu nehmen.

Zu den Bänden erscheinen in gleicher Machart auch Quartette, Brettspiele, Karten. Dem Band "Jazz" liegt eine CD bei. "Ich kann mich dafür begeistern, verschiedene Medien so miteinander zu verbinden", sagt Nippoldt.

Wenn er nach mehrjähriger Arbeit wieder einen Band abgeschlossen hat, kommt erst einmal die Leere. "Nach zwei Jahren an ,Jazz' war ich ein halbes Jahr im Ausland", sagt er. Hollywood ist jetzt abgeschlossen, wenn diesen Monat die Quartette und Karten erschienen sind. Und das nächste Thema, jetzt wo die Trilogie zu Amerika der 1920er/30er Jahre abgeschlossen ist?

"Mich reizen Rennfahrerlegenden und ihre Autos, wie Graf Berghe von Trips, die man zeichnerisch bestimmt sehr gut umsetzen kann. Vielleicht auch ein Buch zu Olympia — ich mache selbst ja auch viel Sport", sinniert Nippoldt. Wie auch immer. Eins ist sicher: Der Band wird schön, aufwendig, detailverliebt. Und spannend.

(RP)
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