Duisburg G8/G9: Uneinigkeit bei Duisburgs Eltern

Duisburg · In der Frage, wie die bestmögliche Schulstruktur für Duisburgs Schüler aussieht, gehen die Meinungen der Eltern auseinander. Viele tendieren aber laut einer Umfrage der Elternschaft Duisburger Schulen zu G9 - in optimierter Form.

 Eltern wünschen sich individuelle Förderung für ihre Kinder. Sowohl "Überflieger", wie auch schwächere Schüler sollen den Unterricht bekommen, der sie für die Zukunft rüstet.

Eltern wünschen sich individuelle Förderung für ihre Kinder. Sowohl "Überflieger", wie auch schwächere Schüler sollen den Unterricht bekommen, der sie für die Zukunft rüstet.

Foto: Probst

Kaum etwas erhitzt die Gemüter so, wie die Debatte um die derzeitige Beschaffenheit des Schulsystems. Die Frage, ob G8, also Abitur nach acht Jahren, oder wieder zurück zu G9 das Sinnvollste ist, beschäftigt auch die Betroffenen in Duisburg. Die Elternschaft Duisburger Schulen (EDuS) hat nun versucht, die Stimmung zu diesem Thema einzufangen.

Nach Rücksprache mit der Verwaltung, den Schulleitern, sowie unter Berücksichtigung der Rückmeldungen aus den verschiedenen Schulpflegschaften der Gymnasien und einer Elternumfrage der EDuS zu G8/G9 zeichnet sich zum Thema Schulzeitverlängerung ein sehr gemischtes Bild ab. "Die Meinungen gehen auseinander. Manche sind zufrieden mit der derzeitigen G8-Situation. An den Duisburger Gymnasien wurden die Empfehlungen aus dem Ministerium zur Entlastung der Schüler größtenteils umgesetzt, so dass viele Eltern mit der vorgegebenen Struktur zufrieden sind, und sich keine erneuten Änderungen wünschen", sagt Christina Herold, Mitglied der Elternschaft Duisburger Schulen. Andere, so sagt die Mutter von drei Kindern, seien gegenteiliger Meinung. Die Schulen seien nicht gut organisiert und es gebe kein gutes Gesamtkonzept. Mit der Lösung, innerhalb einer Schule verschiedene Schulzeiten (G8/G9 Flexi) anzubieten, täten sich alle schwer. Denkbar sei für die Eltern jedoch, dass die Schulen selbst entscheiden dürfen, ob sie ein G8 oder G9 anbieten. Aus der Elternumfrage habe sich ein sehr großer Zuspruch für G9 ergeben, sowohl bei den Grundschuleltern, als auch bei den Gymnasialeltern.

Fest steht, Eltern wollen ihren Kindern flexible Zukunftschancen ermöglichen. Dazu würden sie das Abitur als Schulabschluss als optimal ansehen. "Es kann aber nicht sein, dass wir uns als Eltern Gedanken über gute Strukturen machen müssen. Diese müssen von der Politik geschaffen werden", sagt Herold. Auch ein G7 oder ein G10, etwa mit integrierter Berufsausbildung, seien denkbar. Zurück zum alten G9 in der bisherigen Form wolle keiner. Die Strukturen seien überholt, im Fokus müsse die individuelle Förderung jedes einzelnen stehen. Die Gymnasialeltern würden indessen feststellen, dass die Kinder weniger Freizeit haben als früher, die Themen zum Teil viel zu phlegmatisch behandelt werden, das Wissen sich nicht verfestigt und sich die Kinder mit einer großen Menge Unterrichtsstoff beschäftigen müssen, der ihnen vor der Einführung des G8 erst zu einem späteren Zeitpunkt begegnet wäre.

Durch die vorgezogenen Einschulungszeiten und das verkürzte Abitur falle es vielen Kindern schwer, in diesem jungen Alter eine Entscheidung für ihr zukünftiges Berufsleben zu treffen. Einige Eltern berichteten, dass vor allem die Jungen sich besonders schwer damit täten, und auch schon zuvor, durch einen späteren Eintritt in die Pubertät einer stärkeren Belastung in der Qualifizierungsphase ausgesetzt wären.

Die Elternschaft Duisburger Schulen fordert unter anderem eine auskömmliche Deckung der Schulen mit Lehrkörpern von mindestens 105 Prozent, eine Reduzierung der Klassengrößen, individuelle Fördermöglichkeiten auch im Bereich Kunst, Musik, Sport, Sprache etc, mehr und vielfältigere Überbrückungsangebote für Zeiten zwischen Vormittags- und Nachmittagsunterricht. Auch sei ihnen eine Förderung der Selbstreflexion der Schüler wichtig, genauso wie mehr Arbeiten mit freien Texten und individueller Ausgestaltung der Aufgaben, mehr berufsbezogene Praktika oder Schnupperstunden an der Universität, pro Schule mindestens einen Sonderpädagogen, einen Sozialpädagogen und einen Schulpsychologen oder zwei Vertrauenslehrer mit dementsprechender Qualifizierung. Sie wünschen sich mehr Unterstützung für Eltern, insbesondere von Kindern mit Migrationshintergrund oder mit besonderen Bedürfnissen. Eine förderliche Lernumgebung, Ausstattung der Schulen mit ausreichendem Material, Möbeln, Schulbüchern, Internet, Computern und anderen digitalen Medien die in der heutigen Zeit unverzichtbar sind sowie eine Qualifizierung der Lehrer im Umgang mit digitalen Medien, stehen ebenfalls auf der Wunschliste.

(RP)
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