Duisburg Fußball-WM: Arbeitgeber drücken oft ein Auge zu

Duisburg · Fußball-Deutschland fiebert mit Spannung der heutigen Viertelfinalbegegnung seiner Mannschaft gegen Frankreich entgegen. Doch nicht jeder Arbeitnehmer kann die Spiele der DFB-Elf live verfolgen.

 Wenn die Patienten in der Geriatrie des Klinikums Duisburg Fußball schauen, gesellen sich Ärzte und Pfleger schon mal dazu. Auch heute werden sie wieder gemeinsam Deutschland die Daumen drücken.

Wenn die Patienten in der Geriatrie des Klinikums Duisburg Fußball schauen, gesellen sich Ärzte und Pfleger schon mal dazu. Auch heute werden sie wieder gemeinsam Deutschland die Daumen drücken.

Foto: christoph reichwein

Egal ob beim Public-Viewing, gemeinsam mit Freunden in der Bar oder zuhause auf der Couch - kaum einer lässt sich die Spiele der Deutschen Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Brasilien entgehen. Dies wird sicherlich auch heute wieder der Fall sein, wenn Jogis Truppe in Rio de Janeiro auf Frankreich (18 Uhr) trifft. Für den Großteil der arbeitenden Bevölkerung stellt diese Uhrzeit kein Hindernis zum entspannten Fußball schauen dar. In einigen Berufen ist es aber zwingend erforderlich, rund um die Uhr einsatzbereit zu sein.

 Feuerwehrmann Reiner Grönnert (57) arbeitet in der Leitstelle der Feuerwehr, im Hintergrund läuft der Fernseher.

Feuerwehrmann Reiner Grönnert (57) arbeitet in der Leitstelle der Feuerwehr, im Hintergrund läuft der Fernseher.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

So zum Beispiel auch bei den Mitarbeitern der Polizei. "Selbst bei Deutschlandspielen ist Duisburg nicht polizeibefreit", gibt Joachim Wawrzeniewski von der Pressestelle deutlich zu verstehen. Ob die Kollegen sich die Partien anschauen können, hängt ganz von deren Einsatzzeiten ab. Aus eigener Erfahrung im Streifenwagen weiß Wawrzeniewski aber: "Zum Fußball gucken bleibt im Dienst keine Zeit." Da spiele es keine Rolle, ob nun Deutschland, oder einer der vielen anderen WM-Teilnehmer gerade spielt. Zwar stehe auch auf der Wache ein Fernseher, auf der die Viertelfinalbegegnung des DFB sicherlich laufen wird, doch "wirklich Zeit zum gemeinsamen Fußball schauen gibt es nicht." Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Feuerwehr ab. Auch hier wird in der Leitstelle mit der Deutschen Elf mitgefiebert, doch von gemütlichem Fußball gucken kann keine Rede sein.

Etwas besser ergeht es da schon den Mitarbeitern des Elektronik-Fachmarktes Saturn im Duisburger Forum. Dort laufen auf 120 Fernsehbildschirmen in der TV-Abteilung die Spiele der WM in Brasilien - natürlich auch die der Deutschen Mannschaft. "Wenn gerade nicht viel los ist, dürfen sich unsere Mitarbeiter das Spiel auf den Bildschirmen anschauen. Oft bleiben auch einige Kunden die kompletten 90 Minuten hier. Dann wird die Partie halt gemeinsam geschaut", sagt Levent Hasdemir, Abteilungsleiter für TV- und Hi-Fi. Sollten während der Duelle allerdings Kundenfragen auftauchen, hätten diese "selbstverständlich Vorrang".

Im Klinikum Duisburg haben die Patienten der Psychiatrie und Geriatrie ebenfalls die Möglichkeit, sich die WM-Spiele gemeinsam in ihren Aufenthaltsräumen anzuschauen. Oft gesellt sich dann auch das Personal hinzu. "Das gehört einfach zur guten Patientenbetreuung", erklärt Kirsten Quint von der Pressestelle des Klinikums. Auf den anderen Stationen gibt es diese Option allerdings nicht. Quint verrät: "Aber da gibt es immer nette Kolleginnen und Kollegen, die ihre Schicht mit den fußballbegeisterten Mitarbeitern tauschen."

Fans tanzen nach Sieg gegen Algerien auf der Straße
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Aus rechtlicher Sicht müssen Arbeitnehmer aber immer auf die Milde ihrer Chefs hoffen, wenn es um das Schauen der WM-Partien geht, sagt Matthias Heidmeier, Pressesprecher der Unternehmerverbandsgruppe. "Es gelten die gleichen arbeitsrechtlichen Bestimmungen wie sonst auch. Alle anderen Regelungen, was das Livestreaming oder auch Radio hören während der WM angeht, müssen rechtzeitig mit den Vorgesetzten abgeklärt werden und basieren auf freiwilliger Basis", erklärt Heidmeier. Oft sei der Chef aber auch Fußball-Fan und würde ein Auge zudrücken. Einen Rechtsanspruch auf Fußballschauen gibt es allerdings nicht. Es gilt das Prinzip: "Die Arbeitsleistung darf nicht unter der WM leiden."

(sebe)
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