Redaktionsgespräch Axel Funke, Multi Development Germany Funke droht mit Rückzug aus Duisburg

Duisburg · Während die Arbeiten am Stadtfenster schneller voranschreiten als geplant, tut sich beim Bau der Hauptverwaltung an der Mercatorstraße scheinbar gar nichts. Verlässt das Unternehmen die Stadt?

Fortschritte auf der Baustelle des "Stadtfenster"
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Fortschritte auf der Baustelle des "Stadtfenster"

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Äußerlich bleibt Axel Funke ganz ruhig. Doch tatsächlich fühlt sich der Geschäftsführer von Multi Development (MD) Germany von der Stadt in der Vergangenheit nicht sonderlich gut behandelt, was den geplanten Neubau der Firmenzentrale an der Mercatorstraße angeht. "Unsere Räume in Neudorf sind schon lange nicht mehr ausreichend und wenig repräsentativ. Eigentlich wollten wir die Räume bis Ende des ersten Quartals 2014 kündigen und in unsere neue Immobilie umziehen", sagt Axel Funke im RP-Redaktionsgespräch.

In dieser Woche gab es ein Gespräch mit Vertretern von MD und Fachleuten aus dem Planungsamt. Das war auch dringend notwendig. "Es gibt jetzt seitens der Stadt endlich die Pläne zur Verkehrsführung an der Mercatorstraße", so der MD-Chef. Dies ist von elementarer Bedeutung: Schließlich soll die Immobilie dort stehen, wo zurzeit noch zwei Fahrspuren der Mercatorstraße verlaufen. Möglicherweise muss während der Bauphase die Verkehrsführung über die Bahnhofsplatte verschwenkt werden. Die Planungen des Unternehmens selbst gehen nun schon mehrere Jahre zurück. Schon 2010 gab es erste Visualisierungen des Vorhabens. Lange kann Funke nun nicht mehr warten. "Bis zur Sommerpause sollte das geklärt sein. Ansonsten müssen wir uns einen neuen Standort möglicherweise in einer anderen Stadt suchen." Das sei nicht nur für das Unternehmen selbst schwerwiegend. Das Investment für die Immobilie in Höhe von rund 30 Millionen Euro wäre für Duisburg verloren, genau so wie bis zu 250 Arbeitsplätzen, die hier neu entstehen könnten. Schließlich gebe es bereits Mietverträge mit interessierten Nutzern (Büros, Dienstleistungen, Gastronomie).

Nicht zuletzt fehle dann Geld in der Stadtkasse: Multi Development zahlte zuletzt bis zu 750 000 Euro Gewerbesteuer pro Jahr. Funke will den Rückzugsgedanken gar nicht als Drohung verstanden wissen. "Aber viel länger warten können wir nicht mehr. Wir haben im Tectrum einen unserer Besprechungsräume aus Platzgründen in Büros umwandeln müssen. Und ich weiß nicht, ob ich demnächst noch Auszubildende einstellen kann, wenn ich nicht weiß, wo ich sie räumlich unterbringen kann." An den Gesprächen über die Gestaltung der Bahnhofsplatte haben sich MD-Vertreter schon zuletzt beim Leitbild-Workshop im CityPalais beteiligt. Daran will sich das Unternehmen auch künftig konstruktiv beteiligen. Nach dem aktuellen Stand sieht es so aus, dass die MD-Hauptverwaltung fertig sein könnte, noch bevor die Gestaltung des Bahnhofsplatzes in Angriff genommen wurde. Dass sich Multi Development an Zusagen hält, hat das Unternehmen gerade in Duisburg mit dem Forum und der Königsgalerie bewiesen. Beide Objekte gehören inzwischen zum Portfolio der niederländischen Corio-Gruppe.

Zurzeit schreitet der Bau des Stadtfensters an der Steinschen Gasse (Stadtbibliothek, Volkshochschule) sichtbar voran. "Wir sind momentan unserem eigenen Zeitplan sogar ein wenig voraus. Es spricht jedenfalls nichts dagegen, den Bau wie geplant im Dezember zu übergeben." Das Stadtfenster wäre dann weitaus mehr als nur ein Rohbau.

Die Diskussion über die millionenschwere Verteuerung für die Stadt hat Funke zwar mitbekommen — doch den Schuh zieht er sich nicht an: "Die Mehrkosten sind den besonderen Anforderungen und Wünschen der Nutzer — sprich Bibliothek und VHS - für die Innenausstattung geschuldet. Der Innenausbau ist aber nicht unsere Sache. Wir liefern das Gebäude so, wie es von Anfang an vertraglich vereinbart wurde." Wie lange der Innenausbau anschließend dauert, ist dann Angelegenheit der späteren Nutzer.

Wegen der geplanten aufwendigen Technik, gerade im Bibliotheks-Bereich, könnte der Innenausbau länger dauern als bei vergleichbaren Projekten. Trotz der vergleichsweise schleppenden Vermarktung der Ladenlokale in der Königsgalerie - die allerdings auch nicht in den Zuständigkeitsbereich von Multi Development fällt - will das Unternehmen auch eine Entwicklung des Gebäudes an der Düsseldorfer Straße forcieren. "Das lässt sich auch nicht mit einer Mall wie im Forum oder in der Königsgalerie vergleichen.", so Funke. Der Platz in der Immobilie sei mit zwei oder drei größeren Geschäften schon gut gefüllt. So weit ist es aber noch nicht. Über die Ausschreibung ist noch nicht entschieden worden. Funke: "Wir haben aber immer gesagt, dass wir daran Interesse haben."

(RP)
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