Interview: Innenansichten Duisburg Polizei Für alle die erste Anlaufstelle an der Eingangstür

Eines kann Ralf Weinem gar nicht leiden: Wenn jemand sagt, er sei Pförtner. Wer ihn so bezeichnet, tut dies mit Sicherheit nie in böser Absicht, sondern aus Weinems Arbeitsplatzlage heraus. Denn der 55-Jährige sitzt direkt am zentralen, verschlossenen Eingang zum Polizeipräsidium.

 Ralf Weinem sitzt hinter der hohen Theke am Eingang zum Präsidium und ist erster Ansprechpartner für alle Besucher und Ratsuchenden.

Ralf Weinem sitzt hinter der hohen Theke am Eingang zum Präsidium und ist erster Ansprechpartner für alle Besucher und Ratsuchenden.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Hinter seiner hohen Theke lässt er jeden herein, der schellt. An ihm kommt keiner vorbei, weder die Mitarbeiter im Präsidium, die er scheinbar alle kennt, noch die Bürger, die in die Polizeizentrale an der Düsseldorfer Straße bestellt worden sind oder von sich aus kommen.

Der Verwaltungsfachangestellte arbeitet seit 17 Jahren bei der Duisburger Polizei und ist quasi ein "Besucher-Verkehrspolizist", allerdings ohne Uniform. "Das ist auch gut so", glaubt er. So stünden zumindest optisch keine Hürden zwischen ihm und den Besuchern. Er ist für die Rat- und Hilfesuchenden der erste Ansprechpartner bei der Polizei. Freundlich und ruhig hört er sich die Anliegen an und stellt dann den telefonischen Kontakt zu den zuständigen Dienststellen her. Bei allzu Aufgebrachten versucht er, Dampf aus dem Kessel zu nehmen, bei Eingeschüchterten die Angst vor der Polizei. Mit Betrunkenen und Berauschten hat er ebenso wenig Probleme wie mit Großmäulern in der Gruppe, denen er selbstbewusst klar macht, welche Spielregeln im Präsidium gelten. Auch wenn er selbst nicht ermittelt und keine Anzeigen entgegennimmt, breiten doch viele Besucher vor ihm gleich ihre ganze Notlage aus. "Da heißt es, distanziert zu bleiben", sagt er, was ihm allerdings nicht immer so leicht fällt.

So erinnert er sich noch gut an eine Besucherin, die blau geschlagen worden war und die im Präsidium der Mut verließ, Anzeige gegen ihren Peiniger zu erstatten. Weinem überzeugte sie vom Gegenteil. Für einen Jungen, der von seinem Vater sexuell missbraucht worden war, kaufte er mal auf eigene Rechnung einen Teddybären mit Polizeimütze, "weil das Kind mir so leid getan hat".

Aber auch Heiteres weiß er zu berichten, so von einem Knirps, der sich ganz allein von zu Hause auf den Weg gemacht hatte, um die Polizei zu besuchen. Dem Kind den Familiennamen zu entlocken, "das war schon ein echtes Stück Arbeit".

(hch)
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