Befreiungsversuch in Duisburg Forensik: Zaun ist unüberwindbar

Duisburg · Mittwochabend näherten sich ein Mann und eine Frau dem Zaun der Forensik. Dabei wurde der Alarm ausgelöst. Das Duo flüchtete und hinterließ ein mitgebrachtes Seil. Vermutlich sollte ein Insasse befreit werden.

 Der durchsichtige Zaun rund um die Forensik in Hohenbudberg gilt als unüberwindbar. Wer ihm zu nahe kommt, löst unweigerlich einen stillen Alarm aus.

Der durchsichtige Zaun rund um die Forensik in Hohenbudberg gilt als unüberwindbar. Wer ihm zu nahe kommt, löst unweigerlich einen stillen Alarm aus.

Foto: andreas probst

Einen etwas dilettantischen Befreiungsversuch starteten Mittwochabend gegen 18.15 Uhr ein Mann und eine Frau am Niederrhein Therapienzentrum (NTZ). Mit einem Seil näherte sich das Duo dem Zaun der Forensik und löste durch seine Aktivitäten dort einen stillen Alarm in der Einrichtung aus.

Als sie erkannten, dass sie entdeckt worden waren, flüchteten die beiden und ließen das Seil zurück. Dieses wurde von der Polizei zur weiteren Untersuchung als möglicher Spurenträger sichergestellt. Das Pärchen soll etwa 20 bis 30 Jahre alt sein, er mit dunklen und sie mit blonden Haaren.

"Der Zaun ist von innen wie von außen unüberwindbar", erklärte Andrea Piccenini, kaufmännische Geschäftsführerin des NTZ. "Ich bin froh, dass an diesem Vorfall deutlich zu erkennen ist, wie gut bei uns Technik und Personal zusammenwirken und dieses Vorhaben weit im Vorbereitungsstadium gestoppt haben". Offensichtlich griffen die Sicherheitssysteme so rechtzeitig, dass es zu Schlimmerem gar nicht kommen konnte. Der Sicherheitsdienst wurde unverzüglich aktiv und parallel dazu die Polizei informiert.

Offensichtlich haben sich die laienhaften Ausbruchshelfer von der durchsichtigen Gestaltung des Zaunes blenden lassen, doch die Konstruktion aus Makrolon und Stahl ist "nicht weniger sicher als eine dicke Mauer mit Stacheldraht", stellte der zuständige Landesbeauftragte für den Maßregelvollzug klar.

Der 5,5 Meter hohe Glaszaun der Forensik wurde schon im Bau durch ein SEK Team auf seine Ausbruchssicherheit getestet. Doch selbst die speziell ausgebildeten Beamten des Sondereinsatzkommandos konnten ihn nicht überwinden.

Darüber hinaus ist der Zaun vollständig "detektiert", das heißt in diesem Fall: druckempfindlich. "Selbst wenn da ein Vogel gegen fliegt oder im Winter der Schnee daran herunterrutscht, kriegen wir das mit", so Piccenini. "Sobald jemand versucht, die Absperrung zu manipulieren, wird ein Alarm ausgelöst. Jede Schwingung, die da nicht hingehört, wird registriert", ergänzt der Vollzugsbeauftragte, dem der Vorfall als zuständiger Aufsichtsbehörde sofort gemeldet wurde. Sehr wahrscheinlich hat sich das Duo auch filmisch verewigt: "Das gesamte Gelände ist so ausgestattet, dass man jeden Winkel einsehen kann",beschreibt Piccenini eine der weiteren zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen. Die Kameras erfassen auch den Außenbereich der Zaunanlage.

Dass dann auch die beiden "Experten" von Mittwochabend auf den Bändern zu sehen sein werden, ist also sehr wahrscheinlich, wurde aber bisher weder von der Polizei, noch von der Forensikleitung bestätigt. Ein solches Schweigen hat in der Regel ermittlungstaktische Gründe.

Vorerst ist das Duo der Polizei entwischt. Wahrscheinlich sind die beiden mit einem in der Nähe geparkten Fahrzeug geflohen.

Wem die missglückte Hilfestellung dienen sollte, ist bisher nicht bekannt. Als sich das Duo am Zaun zu schaffen machte, hielt sich keiner der Insassen im Hof auf. "Das herauszufinden, wird von unserer Seite wohl nicht möglich sein", gesteht Piccenini.

Hinweise auf die flüchtigen Personen nimmt die Polizei (Kriminalkommissariat 35) unter Telefon 0203 2800 entgegen.

(RP)
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