Folkwang-Konzert in der Sparkasse „Jungfernflug" eines Cembalos

Duisburg · Christian Rieger gastierte beim Sparkassenkonzert der Folkwang-Uni.

 Christian Rieger ist Professor für Historische Tasteninstrumente am Campus Duisburg der Folkwang-Universität der Künste.

Christian Rieger ist Professor für Historische Tasteninstrumente am Campus Duisburg der Folkwang-Universität der Künste.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

1816 vermachte der britische Adlige und Universalgelehrte Richard, siebter Viscount Fitzwilliam von Merrion, seine umfangreiche Sammlung von Gemälden, Porträts, Büchern, Manuskripten und Musik der Universität Cambridge, einschließlich einer größeren Geldsumme, um daraus ein angemessenes Museum zu machen. Längst ist das Fitzwilliam Museum die kostbarste Sammlung von Kunstschätzen in Großbritannien. Eines der wertvollsten Exponate ist das um 1609 entstandene „Fitzwilliam Virginal Book“ mit 297 Stücken Tastenmusik der Shakespeare-Zeit. Jetzt spielte Christian Rieger, Professor für Historische Tasteninstrumente am Campus Duisburg der Folkwang-Universität der Künste, in der beliebten Reihe der Sparkassenkonzerte „Große Klaviermusik“ daraus zehn Stücke von vier Komponisten.

Die Formenvielfalt dieses Manuskripts „ist fast grenzenlos“, so Rieger im Programmheft: „Es finden sich Tanzsätze wie Pavanen, Gaillarden, Allemanden, dazu Cantus-Firmus-Bearbeitungen, Fantasien, Praeludien, Liedvariationen und Programmmusik. Es gibt Gelehrtes, Volkstümliches, Heiteres, Trauriges, Weniges was sich leicht dahinspielt und Vieles was man lange übt. Kurzum: Ein Buch für jede cembalistische Lebenslage, eine Musiksammlung für die einsame Insel.“

Für Duisburg hatte der Cembalist jetzt vor allem sechs Stücke von Wiiliam Byrd ausgewählt, der mit 70 Beiträgen das „Fitzwilliam Virginal Book“ dominiert. Das ging von dem von Byrd arrangierten „O Mistris Myne“, das ist das von Thomas Morley vertonte Liebeslied des Narren aus Shakespeares „Was ihr wollt“, bis zur relativ bekannten Variationenfolge „The Bells“ („Die Glocken“, Nr. LXIX). Der einzige nichtenglische Komponist war der Niederländer Jan Pieterszoon Sweelinck mit seiner Fantasie „Ut, re, mi, fa, sol, la a 4 voci“ (CXVIII). Danach gab es spontanen Beifall, wobei die elisabethanische und – nach dem Tod der Königin 1603 – jakobinische Musik zunächst ein wenig spröde erscheint, bevor sich in ihr allmählich ein weiter Kosmos erschließt.

Der Abend war der erfolgreiche „Jungfernflug“ eines neuen Cembalos, das Volker Platte und Eva Thomas eigens für die Folkwang-Uni gebaut haben, nach dem Urzustand eines Instruments von 1637 des Antwerpener Cembalobauers Andreas Ruckers. Es passte perfekt zu der aufgeführten Stilrichtung und zu der unspektakulären, aber meist detailgenauen Spielweise Riegers.

Am Montag um 19.30 Uhr spielt die Klasse Rieger im Kleinen Konzertsaal „Frühe Claviermusik“. Eintritt: fünf Euro (erm. drei). Die „Große Klaviermusik“ geht an der Düsseldorfer Straße 19 am Dienstag, 5. März, um 19.30 Uhr weiter. Dann spielt Thomas Günther Werke von Franz Schubert, Ivan Wyschnegradsky und Juan Allende-Blin. Eintritt: zehn Euro (erm. fünf).

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