Folkwang-Konzert Henne und Hund in der Barockmusik

Der Doppelabend der Folkwang-Universität brachte Projekte herausragender Studentinnen.

Der Andrang war groß, als zwei Duisburger Kulturinstitute, die gerade mal eben 100 Meter Luftlinie voneinander entfernt liegen, jetzt bei freiem Eintritt eine gemeinsame Konzertreihe starteten. Unter dem Motto „Alte Musik trifft Moderne“ gibt die Fachgruppe Alte Musik vom Campus Duisburg der Folkwang-Universität der Künste künftig zwei Konzerte pro Jahr im Lehmbruck-Museum.

Der Doppelabend brachte zwei spannende und jeweils einstündige Master-Projekte von herausragenden Studentinnen. Zuerst kam die Cembalistin Lisa Schäfer (Klasse Prof. Christian Rieger) mit bestens ausgesuchten Werken von fünf zu ihrer Zeit in London tätigen Komponisten, von dem von mehrstimmigen Gesängen der Renaissance herkommenden „Felix namque 1“ (1562) von Thomas Tallis bis zu der schon ganz frühklassischen Sonate F-Dur op. 1 Nr. 4 (1771) von Muzio Clementi. Leider wurde der tiefere Sinn des Programms, formuliert als „Musik im Spiegel des gesellschaftlichen Wandels“, nicht recht deutlich – zum Beispiel wurde der Titel der Komposition von Thomas Tomkins „A Sad Pavan for those distracted times (February 14th, 1649)“ nicht erläutert (die heißt nämlich so, weil zwei Wochen zuvor der englische König Karl I. hingerichtet worden war). Jedenfalls spielte Lisa Schäfer alle diese Werke mit gelassener Hingabe, zunächst auf einem einmanualigen Spinett und ab der Suite III G-Dur von Henry Purcell auf einem zweimanualigen Cembalo. Ein Höhepunkt war jenes „Suite“ genannte Werk F-Dur HWV 427, in dem sich Georg Friedrich Händel gleichwohl der viersätzigen Abfolge einer italienischen Kirchensonate bedient.

Noch spektakulärer wirkte der zweite Teil, in dem die Barockgeigerin Anne-Rose van Gils (Klasse Mayumi Hirasaki) sich der Imitation der Natur in der italienischen Violinmusik des 17. Jahrhunderts widmete. In sechs der sieben aufgeführten Beiträge von sechs frühbarocken Komponisten meinte man Lebewesen oder andere Instrumente zu hören. Das bekannteste Beispiel war das „Capriccio stravagante“ von Carlo Farina, der als Konzertmeister unter dem Dresdner Hofkapellmeister Heinrich Schütz wirkte. Darin werden Trompete, Flöte, Gitarre, Katze, Henne und Hund mit besonderen Spieltechniken wie Glissando oder Pizzicato nachgeahmt. Unterstützt wurde Anne-Rose van Gils an diesem Abend in wechselnder Besetzung von ihrem Ehemann Mohamed Ali (Violine und Viola), Stefan Steinröhder (Violine), Angel Munoz Vella (Viola), Felix Zimmermann (Violoncello) und Ada Tanir (Cembalo).

Der Beifall für beide Teile war gewaltig. So kann die neue Reihe weitergehen.

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