Duisburg FOC: kurzfristige Lösung nicht in Sicht
Duisburg · Die Pläne für das in Marxloh geplante Factory Outlet Center (FOC) an Stelle der Rhein-Ruhr-Halle kommen nicht voran.Gutachter streiten wegen des Sicherheitsabstands zu Grillo. Der Entwickler hofft auf eine Offenlegung in diesem Jahr.
Grillo-Vorstand Dr. Christian Ohm erklärte im Gespräch mit unserer Zeitung, es gebe keinerlei Verhandlung seines Unternehmens mit dem Projektentwickler des Duisburg Outlet Village (Douvil). "Es gibt nichts zu verhandeln", so Ohm. Hintergrund ist der zu geringe Abstand des Grillo-Werks zum geplanten FOC. Die Bezirksregierung hatte festgestellt, dass mindestens 826 Meter zwischen dem Werk und dem Factory Outlet liegen müssten. Ein weiteres Gutachten reduzierte den Abstand auf nötige 630 Meter. "Streng genommen liegen wir aber auf der anderen Straßenseite. Die Bestimmungen besagen, dass der Abstand ab der Grenze des Firmengeländes gemessen werden muss, denn die Chemikalien werden in aller Regel mit Kesselwagen transportiert." Deshalb sei auch eine Einhausung von Lagerstätten mit Chemiefässern oder eine Verlagerung der Fässer innerhalb des Werksgeländes keine Lösung für das Abstands-Problem. Bei Grillo wird hauptsächlich mit Schwefelsäure und Schwefeldioxid gearbeitet.
"Wenn davon etwas aufgrund eines Störfalls austritt, ist für die Anwohner das oberste Gebot, im Haus zu bleiben und Fenster und Türen geschlossen zu halten", erläutert Ohm. Das geht bei Häusern und Wohnungen, das ging prinzipiell auch in einem geschlossenen System wie der Rhein-Ruhr-Halle. Das geht nicht in einem eher aufgelockerten Ensemble mit einzelnen Geschäften, Läden und Boutiquen in offener Bauweise. Gerade dieser "Village"-Charakter aber ist dem Projektentwickler, der German Development Group (GDG), immer ganz wichtig gewesen. Man orientiert sich hier zum Beispiel am erfolgreichen FOC in Roermond.
"Das Problem dabei ist viel weniger, dass Menschen durch einen Austritt von Gasen vergiftet werden können. Das viel größere Problem ist eine denkbare Massenpanik, wenn in einem solchen Fall Lautsprecherdurchsagen warnen und Sirenengeheul von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften zu hören ist", sagt der Grillo-Vorstand. Wenn dann Tausende von FOC-Kunden in Panik durcheinander liefen, könne das schlimme Folgen haben — und zwar gar nicht durch den Gasaustritt selbst, sondern durch die Angst der Menschen. Solch ein Störfall sei zwar "extrem unwahrscheinlich", aber nie völlig auszuschließen.
Eine Lösung sieht Ohm nicht. Aber auch keine Basis für Verhandlungen. Wer auf der anderen Seite der Straße gegenüber Grillo ein Projekt verwirklichen wolle, der müsse sich den Gegebenheiten anpassen. Und die brächten es mit sich, dass nur geschlossene Baukörper möglich seien.
Frank Lompa, FOC-Projektleiter des Düsseldorfer Entwicklers German Development Group, sieht die Äußerungen Ohms lediglich als eine Äußerung von vielen im Rahmen der Stellungnahmen, die von verschiedener Seite im Rahmen eines solchen Genehmigungsverfahrens abgegeben werden. "Ich arbeite gerade an einer Stellungnahme dazu. Das Gutachten, das die Meinung Grillos stützt, ist nicht ausschlaggebend. Wie das immer so ist: Am Ende eines solchen Verfahrens entscheidet die Politik."
Lompa hat selbst einen Gutachter zu Rate gezogen. Der kommt zu dem Ergebnis, dass nicht die Werksgrenze für den Abstand maßgeblich ist. "Das wäre auch unlogisch. Es kommt doch darauf an, wo genau mit Gefahrstoffen gearbeitet wird, beziehungsweise wo sie gelagert werden. Und deshalb kann eine Verlagerung oder Einhausung innerhalb des Firmengeländes durchaus Sinn machen." Für seine Stellungnahme will er sich Zeit lassen, um gründlich vorgehen zu können. Alle Einwendungen und Stellungnahmen werden von der Verwaltung abgewogen und anschließend der Politik zur Entscheidung vorgelegt. "Der Rat sollte möglichst noch in diesem Jahr die Offenlage beschließen", so Lompa. Planungsdezernent Carsten Tum möchte keinen weiteren Zeitplan nennen: "Wenn uns alle Stellungnahmen vorliegen, werden sie in Ruhe geprüft. Ob es noch in diesem Jahr zur Offenlegung kommt, ist noch nicht absehbar."