Duisburg Filmstar will Schließung des Delfinariums

Duisburg · Mit einem Infostand hatte der Förderverein des Duisburger Zoos gestern Mittag Stellung vor dem Eingang bezogen. Fragen waren unerwünscht. "Wir stehen hier und gucken", zischte ein Mann genervt. Mit finsterer Miene blickte er auf die gegenüberliegende Straßenseite. Umlagert von Dutzenden Reportern demonstrierten dort weniger als 100 Tierschützer mit Aufblas-Delfinen und Holzkreuzen für die Schließung des Delfinariums. "Zoo Duisburg, größter Delfinfriedhof Europas. Veröffentlicht endlich die Zuchtbücher und Todeszahlen", war auf einem Banner zu lesen, "Ozean statt Gefangenschaft" auf einem anderen.

 Der 72-jährige Richard O'Barry war prominenter Unterstützer der Aktivisten. Der Streit um die Zuchtbücher wird vor Gericht verhandelt.

Der 72-jährige Richard O'Barry war prominenter Unterstützer der Aktivisten. Der Streit um die Zuchtbücher wird vor Gericht verhandelt.

Foto: Probst

Die Aktivisten, einige waren eigens aus den Niederlanden angereist, werfen dem Zoo vor, die Tiere nicht artgerecht zu halten. "Delfine sind nicht zur Belustigung der Menschen da", sagte eine Frau. Ihre Mitstreiterin schnaubte wutentbrannt in die Fernsehkamera, dass "meine Kinder ganz bestimmt niemals einen Zoo von innen sehen werden". Angeblich seien 60 Delfine seit den 90er Jahren in Duisburg verendet. Der Zoo widerspricht dieser Darstellung. Nach offiziellen Angaben gab es in diesem Zeitraum 15 Todesfälle. "Für die Beschäftigung von Delfinen in menschlicher Obhut ist körperliche und geistige Förderung der Tiere richtig und wichtig", sagte der Revierleiter und Pfleger im Duisburger Delfinarium, Ulf Schönfeld. Mit den Aktivisten gebe es keine Gesprächsbasis. Nun müssen Richter entscheiden: Am 6. Juli streiten die Stadt Duisburg, die mehrheitlich am Zoo beteiligt ist, und das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) vor dem Düsseldorfer Verwaltungsgericht um die Veröffentlichung der Zuchtbücher.

"Wahnsinniger Stress"

Prominenter Unterstützer der Tierschützer ist der US-amerikanische Filmstar Richard O'Barry (72). Der ehemalige Delfintrainer (er arbeitete unter anderem für die Fernsehserie "Flipper") appellierte an die Menschen, Delfinshows nicht zu besuchen. "Delfine sind die einzigen Tiere im Duisburger Zoo, die Tricks zeigen müssen", sagte er. Sie würden "wahnsinnigem Stress" ausgesetzt. Bereits am Morgen hatte O'Barry vor Medienvertretern in Düsseldorf gesagt, dass Kinder im Delfinarium "falsch erzogen" würden. "Die lernen nichts über Delfine, sondern erleben Freaks, die der Belustigung dienen und dabei leiden."

(RP)
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