Duisburg Feuertaufe mit Stift und Spritze

Duisburg · Für elf Auszubildende des Johanniter-Krankenhauses wird es ernst: Sechs Wochen vor dem Examen haben die angehenden Krankenpfleger das Ruder in der Unfallchirurgie übernommen. Mit jedem Tag läuft es besser.

 In der Testphase ist Teamwork angesagt: Anne Vermeulen, Kathrin Ebels und Daniel Stegemann (v. l.) kümmern sich gemeinsam um ihre Patientin Auguste Grabenhorst.

In der Testphase ist Teamwork angesagt: Anne Vermeulen, Kathrin Ebels und Daniel Stegemann (v. l.) kümmern sich gemeinsam um ihre Patientin Auguste Grabenhorst.

Foto: Ralf Hohl

Hochkonzentriert studiert Dennis Guerro das Krankenblatt seiner Patientin. Die Augen des 25-Jährigen überfliegen alle Angaben. Nach kurzer Zeit ist er im Bilde und legt los: "Die Vitalzeichen sind unauffällig. Die Patientin bekommt keine Medikamente und kann heute Mittag entlassen werden. Vorher schaut der operierende Arzt noch einmal vorbei." Seine Kollegin Anne Vermeulen notiert sich alles penibel auf ihrer Checkliste. "Und wie fühlt sie sich? Soweit alles in Ordnung?", hakt sie nach. "Alles gut", antwortet Guerro zufrieden.

Die beiden jungen Leute haben alles im Griff. Was man ihnen kaum anmerkt: Sie sind noch in der Ausbildung. Trotzdem schmeißen sie sechs Wochen vor ihrem Examen zusammen mit neun weiteren Auszubildenden zum Gesundheits- und Krankenpfleger zwei Wochen lang den Laden. Sie kümmern sich eigenverantwortlich um Patienten der Unfallchirurgie, der Unfall- und der HNO-Ambulanz am Johanniter-Krankenhaus.

Der Sprung mit Sicherheitsnetz

Für die jungen Azubis ist es der Sprung ins kalte Wasser — allerdings mit Sicherheitsnetz. "Man ist schon aufgeregt und hat ein wenig Angst, bei der Vor- oder Nachbereitung etwas zu vergessen", gesteht die 22-jährige Kathrin Ebels. "Zum Glück aber haben wir unsere Ausbilder im Rücken, wenn wir mal nicht weiter wissen", fügt sie hinzu.

Zum ersten Mal dürfen Auszubildende am Johanniter Krankenhaus die Verantwortung für ihre Patienten selbst übernehmen und so in ihrer "Feuertaufe" ihr Können und ihr Wissen unter Beweis stellen. "Wir müssen uns selbst organisieren, Schichtpläne aufstellen, alles dokumentieren, die Patienten vorbereiten, und wir sind für die Nachsorge zuständig", beschreibt Ebels den Tagesablauf.

In drei Schichten arbeiten die elf jungen Leute in Zweierteams miteinander. Acht Stunden dauert so eine Schicht, die am Mittag mit der Visite und der Patientenübergabe eingeläutet wird. Mit Stift und Spritze bewaffnet wandern die Azubis von Zimmer zu Zimmer. Die Frühschicht gibt der Spätschicht einen Überblick über den Zustand der Patienten.

"Das war am Anfang nicht so leicht. Mittlerweile kennen wir aber unsere Patienten und sind schon sehr viel sicherer geworden", sagt Anne Vermeulen. Ihre Kollegin Sandra Brigsken ist froh, dass die Patienten so gut mitmachen. "Die haben viel Spaß daran und nehmen uns die Angst", erzählt sie.

Checkliste bald überflüssig

Bei der Visite immer mit dabei sind die Ausbilderinnen Sonja Kobiolka und Verena van Geldern. Doch so viel haben sie nicht zu tun. Eine kleine Korrektur hier, damit nichts vergessen wird, eine kurze Erklärung dort, wenn etwas unbekannt ist. Ansonsten sind sie zufrieden. "Es geht ihnen von Tag zu Tag leichter von der Hand, und sie müssen immer weniger auf die Checkliste schreiben, um alles zu behalten", lobt Verena van Geldern die Auszubildenden.

(RP/rl)
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