Duisburg Faszination in Blau und Fotografien als Echo des Ichs

Duisburg · Im Museum DKM werden in zwei neuen Ausstellungen Arbeiten von Nikolaus Koliusis und Ulrich Tillmann gezeigt.

 Ulrich Tillmann ist ein Meister der Porträt-Kunst. Das Foto an der Wand ist ein Selbstporträt aus den 70ern.

Ulrich Tillmann ist ein Meister der Porträt-Kunst. Das Foto an der Wand ist ein Selbstporträt aus den 70ern.

Foto: Stoffel

Nikolaus Koliusis und Ulrich Tillmann sind zwei Künstler, deren Arbeiten schon lange zur Kunstsammlung von Klaus Maas und Dirk Krämer gehören. Jetzt hat das Museum DKM den beiden Künstlern, die jeweils höchst unterschiedlich fotografisch arbeiten, jeweils einen Künstlerraum eingerichtet. Bei der Pressevorbesichtigung sahen sich die beiden Künstler zum ersten Mal. Offensichtlich verstanden sich beide auf Anhieb.

 Nikolaus Koliusis ist durch seine Installationen aus blauen Fotofilterfolien bekannt geworden.

Nikolaus Koliusis ist durch seine Installationen aus blauen Fotofilterfolien bekannt geworden.

Foto: Arnulf Stoffel

Zwar gehört bei beiden eine Kamera zum künstlerischen Handwerkszeug, doch sind ansonsten ihre Arbeiten kaum vergleichbar. Gemeinsam ist ihnen allerdings, dass sie auf sublime Weise ins ästhetische Konzept der Museumssammlung passen, das in dem Motto "Linien stiller Schönheit" angedeutet ist.

Ulrich Tillmann (Jahrgang 1951) ist ein Meister der Porträt-Kunst. Von ihm stammt auch das Titelbild zum Sammlungskatalog "Linien stiller Schönheit", das einen ruhenden Hund an einer Buddha-Skulptur zeigt. Jetzt präsentiert Tillmann unter dem Titel "Mein Schatten, mein Echo und ich" Selbstporträts und Porträts des Schauspielers Maverick Quek, mit dem der Foto-Künstler seit Jahrzehnten befreundet ist.

Man muss schon genau hinschauen, um zu erkennen, dass in den schwarz-weißen Fotografien jeweils nur zwei Individuen abgebildet sind. Tillmann hat Quek in verschiedenen Posen fotografiert: als Macho, Guru, als (verkleidete) Diva, als Held oder Schönling. Auch in den Selbstporträts geht es um Posen, die man als Spiel mit der Identität sehen kann. Tillmann zitiert bisweilen seine großen Vorbilder aus der Geschichte der Fotografie (August Sander, Man Ray, Herbert Bayer oder Rodschenko). Einige Motive Sanders hat er sogar nachgestellt. Besonders in den Selbstporträts spürt man einen feinen Humor, der dem schönen Schein der Bilder das Pathos nimmt. Tillmanns Witz sollte man übrigens nicht unterschätzen: Als "Museumsdirektor" veranstaltet Ulrich Tillmann seit 1986 an verschiedenen Orten Ausstellungen aus seinem Projekt "Klaus Peter Schnüttger-Webs Museum". Dabei inszeniert er unter dem Deckmantel einer Museumsausstellung ironische Kommentare zum bürokratischen, medialen und marktspezifischen Umgang mit Kunst.

Vielleicht erinnern sich noch einige an Tillmanns Besuch 2002 in der Galerie DKM am Innenhafen, als er mit seinem "Klaus Peter Schnüttger-Webs Museum" die Kunstwelt auf die Schippe nahm. Die Journalisten haderten damals mit sich, ob sie verraten sollen, dass das Ganze eine ironische Aktion ist. Der Schreiber dieser Zeilen kann ein Lied davon singen!

Nikolaus Koliusis (Jahrgang 1953) ist durch seine Installationen aus blauen Fotofilterfolien international bekannt geworden. "Blau" ist auch der schlichte Titel der kleinen Ausstellung im Museum DKM. Der Künstlerraum mit Arbeiten des gebürtigen Salzburgers, der nun in Stuttgart lebt, ist ein Vorbote für eine große Einzelausstellung, die im Frühjahr 1917 realisiert werden soll. Die aktuelle Präsentation wird dominiert durch eine große neunteilige Arbeit, die in Blautönen gestaltet ist.

Bildnerisches Motiv sind gespreizte Finger, die blaue Kugeln halten. Darüber ist eine leicht gewellte Folie gespannt, in der sich der Betrachter, je nach Standort, mal mehr mal weniger deutlich spiegelt.

Die Arbeit lädt zum Sinnieren ein: Blau ist die Farbe des Himmels und des Meerwassers. Blau ist auch die Farbe des Übergangs vom Hellen ins Dunkle. Die "blaue Stunde" hat ihren besonderen Reiz, und der Blaue Planet ist die Umschreibung unserer Erde. Man kann sich vorstellen, dass diese Arbeit, wie es Nikolaus Koliusis berichtet, gut zu einem "Raum der Stille" passt, dessen Atmosphäre tröstend wirkt und zum Sich-Besinnen einlädt.

Die beiden Ausstellungen können bis zum 28. August im Museum DKM besichtigt werden. Anschrift: Güntherstraße 13-15. Weitere Informationen unter www.museum-dkm.de im Internet oder telefonisch unter 0203/ 93555470.

(pk)
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