Duisburg Fast ganz friedlich

Duisburg · Ein "heißer" Demo-Samstag blieb Duisburg diesmal erspart. Ein Großaufgebot an Polizisten erstickte mögliche Eskalationen schon im Keim.

Israel-Demo abgebrochen
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Eins zu eins — so etwa muss man sich das Verhältnis von Polizei zu Demonstranten am Samstag vorstellen. Weniger als 200 protestierenden Israelfreunden am Dellplatz und etwa der zehnfachen Menge von Palästinenseranhängern auf dem Hochfelder Markt stand ein Großaufgebot der Polizei gegenüber, wie es Duisburg wohl noch nie erlebt hat. Nach den Vorkommnissen bei der Demo vor acht Tagen wollte das Innenministerium vermutlich kein Risiko mehr eingehen und organisierte zusammen mit der Duisburger Polizei alles bestens.

Polizeitaktik ging auf

Doch wie schmal der Grad zwischen friedlichem Verlauf und Randale war, das zeigte sich auf der Wanheimer Straße in Hochfeld. Dort meinten in Höhe der Liebfrauenstraße ein paar Schaulustige, im Schutz der Polizeimacht gefahrlos den herannahenden Palästinenserfreunden Israelfahnen entgegenstrecken zu müssen. Aus dem Kreis der 2000er warfen einige Hitzköpfe Feuerwerkskörper in Richtung der Davidsterne. Die Polizisten gingen unspektakulär, wirkungsvoll und besonnen dazwischen. Eine große Gruppe Beamter bildete einen unüberwindbaren Riegel zwischen den Kontrahenten und drängte die Randalierer in der Demonstrantenmenge zurück.

Und als sich wenig später am Marientor erneut eine etwa 20-köpfige Gruppe mit Israelfahnen in den Weg stellen wollte, da wurde offenbar auch dem Veranstalter, der Organisation "Human Dignity and Rights", die Sache zu heiß. Er teilte zwischen Brückenplatz und Platanenhof seinen Gesinnungsgenossen das Ende der Veranstaltung mit. Die Begegnung mit den israelischen Fahnenschwenkern fiel damit ins Wasser. Und diejenigen, die unbedingt bis zum Burgplatz weitermarschieren wollten, gaben ihr Vorhaben angesichts der Polizeipräsenz auf. Begünstigend kam hinzu, dass es mittlerweile dunkel geworden war und wegen des nass-kalten Wetters in der leerer gewordenen City eh nicht mehr viel Aufmerksamkeit hätte erregt werden können.

Auf dem Dellplatz waren am Samstag gegen 13 Uhr rund 200 Menschen zusammengekommen. "Ich war vom Abhängen der israelischen Fahnen in der vorigen Woche so etwas von schockiert, dass ich unbedingt hier Flagge zeigen wollte", sagte Boris Gentler, Student aus Aachen. Ähnlich motiviert waren auch Martin Behnisch-Wittig und Cynthia Simoneit, beide Mitglieder der christlich-jüdischen Gesellschaft aus Moers.

Die gebürtige Engländerin hatte sich zwei kleine israelische Fahnen an ihre Mütze gesteckt. "Fahnenlos" nahm Maria S. an der Israelkundgebung teil. Die 67-Jährige Duisburgerin wollte ihren Namen nicht sagen, "weil in unserem Umfeld Andersdenkende leben. Da weiß man nicht, was passieren kann."

Versöhnliche Töne

Wäre sie ein paar Kilometer weiter zum Hochfelder Markt gegangen, da hätte sie das wohl zu spüren bekommen. Dort schallten Parolen über den Platz, in denen der Tod der Israelis gefordert wurde, streckten Versammlungsteilnehmer Babypuppen mit blutig-roter Farbe in die Höhe, forderten ein Ende des Krieges im Gazastreifen, in dem die palästinensische Bevölkerung Opfer sei. Sie schienen es zu genießen, sich vor den vielen Kameras in Protestpose werfen zu können. Auf beiden Plätzen stimmten die Redner versöhnliche Töne an, mahnten, friedlich miteinander umzugehen und den Krieg sofort zu beenden.

(RP)
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