Duisburg Fast den Traumjob gefunden

Duisburg · Der Zoo Duisburg hat eine neue Tierärztin. Kerstin Jurczynski (33), die in Baerl aufwuchs, setzte sich im harten Auswahlverfahren durch und wird künftig über das Wohlergehen der rund 2300 Tiere am Kaiserberg wachen.

In Heidelberg habe sie sich durchaus wohl gefühlt, und im Vertrauen gesagt: Sie hätte sich auf keine andere deutsche Zootierarztstelle beworben als die in Duisburg. Kerstin Jurczynski sagte das gestern bei ihrem ersten Pressegespräch am Kaiserberg gewiss nicht aus lauter Höflichkeit. Die 33-jährige sympathische Blondine geht nicht nur mit Großwild ungezwungen um, sondern auch mit Journalisten, Zoodirektoren und anderen Menschen. Dass sie sich auf die frei gewordene Tierarztstelle in Duisburg beworben hat, ist verständlich: Kerstin Jurczynski wuchs im Stadtteil Baerl auf, ging im Moerser Adolfinum zur Schule. Den Duisburger Zoo kennt sie von kleinauf.

Oregon statt Serengeti

Schon „immer“ habe sie Tierärztin werden wollen, allerdings nie eine, die bloß Hunde, Katzen oder Stallvieh betreut. Am liebsten hätte sie im „Freiland“ mit Tieren gearbeitet, also in der Serengeti oder der Ethosha-Pfanne. Ganz nah dran an ihrem Traumjob war sie unmittelbar nach ihrem Studium, das sie in Antwerpen, Leipzig und Hannover absolvierte. Damals, vor gut fünf Jahren, arbeitete sie für acht Monate in einem Safaripark in Oregon (USA). Dort habe sie auch das Schießen mit dem Narkosegewehr gelernt, da man mit dem im Zoo üblichen Blasrohr die Tiere im weitläufigen Gelände nicht erreichen kann. Die 26 Geparden und die Huftiere des Safariparks habe sie besonders gemocht. Ihre Lieblinge seien aber Elefanten, Robben und mittlerweile auch Delfine.

Zu ihren zahlreichen Praktikumsstellen gehörte die Seehundstation Friedrichskoog. Und im Zoo Hagenbeck mochte sie vor allen Dingen die Arbeit mit den Dickhäutern. Privates und berufliches Glück trafen vor etwa drei Jahren aufs Treffliche zusammen: Der Zoo Heidelberg suchte eine Tierärztin und einen Elefantenpfleger. Sowohl Kerstin Jurczynski als auch ihr damaliger Freund, eben ein Elefantenpfleger, wurden engagiert.

Zweimal habe sie in diesem Jahr mit Duisburgs Zoodirektor Achim Winkler gesprochen, dann war der Wechsel perfekt. Sie habe gerade noch zwei Wochen Zeit gehabt, um zu packen und ihre Nachfolgerin in Heidelberg einzuarbeiten, übrigens eine ehemalige Doktorandin des Duisburger Zoos. Demnächst wird sie ihre Dienstwohnung im Elefantenhaus beziehen. Bis dahin fährt sie mit ihrem schweren Motorrad täglich von Rheinheim zum Kaiserberg.

Als Tierärztin interessiere sie an der Zooarbeit besonders der Artenreichtum. „Wir sind gewissermaßen Fachärzte für tierische Allgemeinmedizin“, sagte sie gestern. Die Arbeit mit Koalas, Wombats und den Ameisenbären sei für sie noch neu, doch vertraue sie auf das Wissen der Pfleger und ihrer Kollegen in anderen Zoos der Umgebung. Gegenseitige Hilfe sei da selbstverständlich. Die Arbeit im Zoo sieht sie als wichtigen Beitrag zum Artenschutz.

Angst vor großen Tieren hat Kerstin Jurczynski nicht. Nur beim Umgang mit Narkosemitteln müsse sie besonders vorsichtig sein. Wenn beim Aufziehen der Spritze ein kleiner Tropfen in ihren Mund gelange, dann brauche sie wohl einen Notarzt, „wenn es mir nicht gelingt, mir selber das Gegenmittel zu spritzen“.

Ganz schön tough, die Dame.

(RP)
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