Reihe Menschen Für Gesundheit Farbsystem für die Notfallambulanz

Duisburg · Viele kennen sie: lange Wartezeiten bei der Notfallambulanz im Krankenhaus. Im Uerdinger Malteser-Krankenhaus St. Josefshospital setzt man nun auf das sogenannte "Manchester Triage System" zur reibungslosen Organisation. Es soll auch bei den Malteserkliniken in Duisburg eingeführt werden.

 Dr. Claudia Peters, ärztliche Leitung der Zentralambulanzen, erläutert das Farbsystem zur Organisation der Notfallambulanz. Ein Problem: Bis zu 60 Prozent der Patienten in einer Notfallambulanz gehören dort nicht hin .

Dr. Claudia Peters, ärztliche Leitung der Zentralambulanzen, erläutert das Farbsystem zur Organisation der Notfallambulanz. Ein Problem: Bis zu 60 Prozent der Patienten in einer Notfallambulanz gehören dort nicht hin .

Foto: Lammertz

Es zieht den Blick der Patienten in der Notfallaufnahme des Malteser Krankenhauses St. Josefshospital unweigerlich auf sich. Unübersehbar ziert es die Tür zu den Behandlungsräumen. Auf einem breiten Balken in Rot ist das Wort "Sofort" zu lesen. Es folgt ein oranger Balken mit "Sehr dringend", eine gelbe Variante mit der Aufschrift "Dringend", Grün mit dem Stichwort "Normal" und auf einem blau hinterlegten Hintergrund ist "Nicht dringend" zu lesen. Die Farben mit den einzelnen kurzen Stichwörtern spiegeln das Manchester Triage System, kurz MTS genannt, wider. Es handelt sich um ein Ersteinschätzungssystem für Patienten, die die Notfallaufnahme aufsuchen.

Die einzelnen Fälle werden nach einem internationalen standardisierten System entsprechend ihrer Symptomatik behandelt. Die Behandlungsreihenfolge richtet sich nach der medizinischen Dringlichkeit. Das war im Prinzip schon immer so, aber das neu eingeführte System objektiviert und optimiert das Ganze beachtlich und bietet bestmögliche sowie schnellste Versorgung. In der Praxis sieht es so aus, dass der ankommende Patient direkt von einer speziell ausgebildeten Krankenschwester bzw. einem Krankenpfleger in Empfang genommen und mit zum Triage-Raum genommen wird.

Dort untersucht das Fachpersonal die Vitalwerte wie Puls, Temperatur und Blutdruck. Anhand von 50 Leitsymptomen wird, neben einer subjektiven Schmerzeinschätzung durch den Patienten selber anhand einer Schmerzskala, triagiert. Es gibt eine einzige Ausnahme und das sind Patienten, die begleitet von einem Notarzt, die Ambulanz erreichen. Für sie geht es sofort weiter.

"Das neue System, das bei uns seit dem 23. April läuft, ist ein Plus für alle. Das MTS hat sich bewährt. Es ermöglicht uns die größte Objektivität und gibt Rechtssicherheit", sagt Dr. Claudia Peters, die die ärztliche Leitung der Zentralambulanzen innehat. Das Krankenhaus selber hat das bewährte System, das in vielen anderen Ländern schon seit längerem zum Standard in der Notfallversorgung gehört, getestet. "Wir haben es mit unterschiedlichen Leitsymptomen bei gleichen Krankheitsbildern ausprobiert und konnten feststellen: Das System greift", berichtet Peters. Die ermittelten medizinischen Werte machen eine treffende Ersteinschätzung möglich. Das Krankenhaus hat dabei, wie etliche andere Einrichtungen mit Zentralambulanzen auch, das Problem, dass Menschen die Ambulanz aufsuchen, die eigentlich gar keine Notfälle sind. Sie gehören mit ihren Beschwerden in die normale Hausarztpraxis. Die Zahl liegt dabei zwischen 50 und 60 Prozent. Mit dem MTS können die wirklichen Notfälle eindeutig identifiziert werden. Oft ist es so, dass der Patient, der am lautesten klagt, in der Dringlichkeitsstufe nicht vorne steht. Es gibt immer wieder Fälle, in denen ein Herzinfarkt oder Schlaganfall still und leise in der Notaufnahme sitzt, obwohl er am ehesten Hilfe bräuchte. Mit dem MTS kann so etwas nicht mehr passieren. Eigens dafür bildete das St. Josefshospital das gesamte examinierte Pflegepersonal intern weiter. Das MTS beinhaltet ein weiteres Sicherheitssystem. Alle eingestuften Patienten müssen - falls noch kein Arztkontakt erfolgte - innerhalb eines bestimmten Zeitfensters erneut eingeschätzt werden, damit überprüft werden kann, ob sich Fälle verschlimmern. Nach unten, sprich also Verbesserung, können die Patienten nicht eingestuft werden. Wer einmal den Status grün hatte, kann nicht zu Blau heruntergestuft werden, selbst, wenn es ihm bessergehen sollte. Verschlechtert sich hingegen ein Status, so steigt seine Dringlichkeit entsprechend.

Innerhalb der Malteser-Krankenhäuser Krefeld und Duisburg hat das St. Josefshospital in Uerdingen die Vorreiterrolle in Sachen Manchester Triage System übernommen. Die beiden anderen Häuser, St. Anna in Huckingen und St. Johannes-Stift in Homberg folgen in Kürze.

(RP)
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