Duisburg Fair bleiben und Tonperlen töpfern

Duisburg · Mädchen probierten Serviettentechnik und hämmerten Muster auf Lederarmbänder, Jungen tobten über Stock und Stein oder tüftelten an Knobelaufgaben. Gestern war der Rheinhauser Mädchentag, gleichzeitig der Jungentag.

Rheinhausen Tobias kämpft mit Strohhalmen, Sebastian mit Krepp-Klebeband. Zusammen sollen sie ein Ei so verpacken, dass es heil bleibt, wenn man es von einem Podest fallen lässt. In der Schule besuchen die beiden Zwölfjährigen Parallelklassen, sie haben eigentlich nicht viel miteinander zu tun.

Jetzt sind sie so sehr auf einer Wellenlänge, dass sie gar nicht bemerken, wie sie gegenseitig ihre Sätze beenden: "Wir machen die Strohhalme an das Klebeband. . .", ". . . dann das Ei rein. . .", ". . . und dann lassen wir es so fallen, dass die Oberseite vom Ei unten ist. . .", ". . . weil es oben härter ist als an den Seiten." Wenn das keine Teamarbeit ist.

Filzen und weben

Gestern war der Rheinhauser Jungentag im und rund um das Jugendzentrum "Die Mühle", gleichzeitig der Mädchentag im "Haus der Jugend". Rund 120 Mädchen und 180 Jungen aus den umliegenden Schulen machten mit. Es gab jede Menge Aktions-Angebote, betreut von Lehrern und Mitarbeitern der Einrichtungen.

Die Rollenverteilung war dabei eher klassisch. Die Mädchen waren unter dem Motto "Handwerkerinnen gesucht" vor allem mit Kunsthandwerk beschäftigt. Da wurde in der Filzwerkstatt gefilzt und am Drahtgestell gewebt, T-Shirts wurden mit Batik-Technik veredelt, Lederarmbänder mit Stempeln geprägt, Tonperlen getöpfert, im Feuer gehärtet und direkt zu Schmuck verarbeitet. "Ich habe schon ein Haargummidings gemacht und Fladenbrot gebacken", sagt Melisa (8) und greift zu Pinsel und Farbe beim Bierdeckelbemalen.

"Ich hätte gerne auch einen KFZ-Schrauber hier", sagte Astrid Becker vom Mädchen-Arbeitskreis Rheinhausen, "aber finden Sie mal jemanden, der am Vormittag Zeit hat. Und dann sollte es ja am besten noch eine Frau sein." Ausgerechnet die Kollegin, die Holzarbeiten anbieten wollte, war erkrankt.

Das Junge-sein ausleben

Bei den Jungen ging es dagegen viel lauter, bewegter, chaotischer zu. Da gab es eine Hopsburg und Rennen mit Tretautos, Ballspiele und Ohren betäubendes Gehämmer. Ein Betreuer ließ in Seelenruhe trockene Erbsen aus einem Trichter auf einen Tisch rollen. Davor warteten Jungen mit dem Gummihammer im Anschlag, um alle Erbsen im Rollen zu zertrümmern.

"Jungs haben heutzutage nur noch selten Gelegenheit, ihr Jungen-sein auszuleben", sagte Mirko Greifenberg von der "Mühle". "Heute geht es aber vor allem um Teamgeist. Dass man fair miteinander umgeht und gemeinsam etwas schafft." Zum Beispiel beim Klettern: "Sich gegenseitig helfen und nicht niedermachen." Oder beim Jonglieren mit Tellern: "Die Jungs können das alle nicht, aber keiner lacht den anderen aus." Außerdem gab es bei aller Toberei auch stille Ecken — zum Beispiel beim Eierverpacken.

(RP)
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