Duisburg Eurogate-Vergabe im Visier

Duisburg · Die Essener Projektentwicklung KölblKruse gerät immer mehr ins Visier staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft stellte jetzt erneut Akten sicher. Dabei geht es auch um das geplante Eurogate.

KölblKruse bekam im Jahr 2008 eine Option auf den Kauf des Grundstücks für das Eurogate am Holzhafen. Kurz darauf begann eine europaweite Ausschreibung für das Vorhaben. Das klingt verdächtig: Eine Vergabe wird ausgeschrieben, obwohl ein Unternehmen bereits eine Option hat — der Verdacht auf eine möglicherweise strafrechtliche Unregelmäßigkeit liegt nahe.

Das dachten sich auch die Ermittler der für Korruption zuständigen Staatsanwaltschaft in Wuppertal, die wegen der Kostenexplosion beim Bau des Landesarchivs ohnehin schon mit dem Innenhafen und KölblKruse zu tun haben. Sie beschlagnahmten Akten bei der Stadtverwaltung und bei der Innenstadt-Entwicklungsgesellschaft (IDE), die bekanntlich die Nachfolgerin der Innenhafen-Entwicklungsgesellschaft ist.

IDE-Geschäftsführer Dr. Ralf Oehmke blieb gestern gelassen und verwies auf die Vorgeschichte. "2006 ist das Eurogate schon einmal ausgeschrieben gewesen — ohne Ergebnis", so Oehmke. Zu teuer, zu kompliziert, zu risikoreich. Niemand traute sich damals so recht an das 120-Millionen-Euro-Projekt heran. "Dann ging es um neue Pläne, die mit dem Büro Foster gemeinsam entwickelt wurden. KölblKruse wollte sich daran beteiligen, verlangten aber eine Kaufoption, weil für sie ja auch Planungskosten entstehen", erklärt der IDE-Chef.

Da die erste Ausschreibung ergebnislos verlaufen war, sei man davon ausgegangen, das Grundstück nun frei vergeben zu können. Ein Gerichtsurteil änderte dann die Sachlage: Nun wurde plötzlich eine europaweite Ausschreibung notwendig, die dann 2008 auch vorgenommen wurde. Bereits 2009 wurde auf der Gewerbeimmobilienmesse MIPIM ein neues Eurogate-Modell präsentiert — mit KölblKruse als Projektentwickler. "Die Stadt hatte von Anfang an architektonische Maßstäbe in den Vordergrund gestellt. Die Entscheidung für KölblKruse hatte nichts mit dieser Option zu tun.

Die Essener hatten einfach die überzeugendste Lösung", so Oehmke. 2010 wurde dann der Grundstücksvertrag mit den Essenern unterzeichnet. Über die Höhe des Kaufpreises wollte Oehmke nichts sagen. Es sei aber aus Sicht der Stadt kein schlechter Abschluss gewesen. Dass der Zuschlag ein Jahr später erfolgt, nachdem das Unternehmen um die Geschäftsführer Stephan Kölbl und Dr. Marcus Kruse bereits auf einer Messe als Projektentwickler vorgestellt worden ist, soll nicht ungewöhnlich sein. Einen sogenannten "preferred bidder" (bevorzugter Anbieter vor der endgültigen Vergabe) zu nennen, sei möglich, so Oehmke. Von KölblKruse war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.

(RP/jco)
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