Duisburg Etablierte Stereotypen infrage gestellt

Duisburg · Der Der französische Künstler Neïl Beloufa präsentiert ab heute und noch bis zum 19. April im Lehmbruck Museum seine Arbeit "Being rational", die er im Rahmen der groß angelegten dezentralen Initiative "25/25/25" der Kunststiftung NRW speziell für das Duisburger Museum entwickelt hat.

 Der französische Künstler Neïl Beloufa im Lehmbruck Museum vor seiner raumgreifenden architektonischen Skulptur "Being rational", die den Film "Data for Desire" einfasst.

Der französische Künstler Neïl Beloufa im Lehmbruck Museum vor seiner raumgreifenden architektonischen Skulptur "Being rational", die den Film "Data for Desire" einfasst.

Foto: APR

Beloufas Installation besteht aus zwei Teilen, deren einer - ein raumgreifendes architektonisches Stahldraht-Gebilde - sich dem Betrachter bei näherem Hinschauen als eine Art stilisierte Wohnsituation darstellt, ganz klassisch mit Wäschetrockner, Waschmaschine, Katze und Sofa. Darin eingebettet findet sich ein Fernsehgerät auf dem der Film "Data for Desire" aus dem Jahr 2014 präsentiert wird: Junge französische Studenten versuchen mit Hilfe mathematischer Formeln Charakterzüge nordamerikanischer Jugendlicher in einer Partysituation zu untersuchen und vorherzusagen. Was die Wissenschaftler bei ihren Beobachtungen nicht wissen: Sie beobachten keinen zufälligen, spontanen Handlungsverlauf, sondern die agierenden Jugendlichen wurden zuvor mit konkreten Regieanweisungen für ihr Handeln versehen.

Die zwischen den einzelnen Sequenzen des rund 45-minütigen Films eingefügten Interviewsituationen scheinen die Realität des Gesehenen belegen zu wollen. Dabei überlagern sich Dokumentation und Fiktion, realer und medialer Raum. - Wie schon in früheren Projekten spielt Beloufa auch in seinem jüngst entstandenen Film mit dem Spannungsverhältnis und der künstlerischen Brechung dieser scheinbaren Gegensätze.

Mit seiner medialen Installation unterläuft Beloufa den objektiven, rationalen Anspruch wissenschaftlicher Untersuchungen, indem er deren subjektiven, irrationalen Charakter hervorhebt und sie in letzter Konsequenz ins Leere laufen lässt. "Being rational" ist als ironischer Kommentar zu verstehen, mit dem der Künstler das vernunftgeleitete Handeln zur Disposition stellt. Offen bleibt jedoch, ob dies als Aufforderung, als Herausforderung oder gar als Frage gemeint ist.

Neïl Beloufa studierte Bildende Kunst in Paris, in New York und in Valencia, Kalifornien. Seine Arbeiten wurden international auf Ausstellungen und Festivals gezeigt. 2008 bekam er bei den Oberhausener Kurzfilmtagen den Arte-Preis für deinen europäischen Kurzfilm "Kempinski", im selben Jahr erhielt er den Preis für interkulturellen Dialog des Auswärtigen Amtes beim European Media Art Festival in Osnabrück. Seine Arbeiten beschäftigen sich mit etablierten Stereotypen, die er immer wieder aufs Neue infrage stellt.

Die Kunststiftung NRW ermöglich aus Anlass ihres 25-jährigen Bestehens im Rahmen des Projektes 25/25/25 das Zusammentreffen von 25 internationalen Künstlern mit 25 städtischen Kunstmuseen des Landes. Das Projekt will die Öffentlichkeit neu für die einzigartige kulturelle Bedeutung der Museen in NRW sensibilisieren. Die beteiligten Künstler wurden von einer renommierten Expertengruppe ausgewählt und darum gebeten, aus der Begegnung mit der jeweiligen Sammlung eine neue Arbeit zu entwickeln, die das Museum reflektiert und das Haus im weitesten Sinne "porträtiert". Dieses "Porträt" einer jeden Institution geht in den Besitz des jeweiligen Museums über. Zusätzlich ist es für einen gewissen Zeitraum auf großen Plakatwänden in der Stadt zu sehen, um so den Blick der Bürger auf das Museum ihrer Stadt zu lenken.

Das Lehmbruck Museum ist geöffnet mittwochs, freitags und samstags von 12 bis 18 Uhr, donnerstags von 12 bis 21 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Eintritt acht, ermäßigt fünf Euro.

(RP)
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