Duisburg Es wird eng für den Museumsdirektor

Duisburg · Das Rechnungsprüfungsamt kritisiert in einem ersten Teilbericht massiv das "Finanzgebaren" von Prof. Dr. Raimund Stecker.

 Prof. Dr. Raimund Stecker ist seit dem 1. Februar 2010 Direktor des Lehmbruck-Museums in Duisburg. Offiziell wurde ihm zum 31. Dezember 2013 gekündigt.

Prof. Dr. Raimund Stecker ist seit dem 1. Februar 2010 Direktor des Lehmbruck-Museums in Duisburg. Offiziell wurde ihm zum 31. Dezember 2013 gekündigt.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Gestern Nachmittag beschäftigte sich der Rechnungsprüfungsausschuss in einer nichtöffentlichen Sitzung mit dem "ersten Teilbericht", den das Rechnungsprüfungsamt im Auftrag von Oberbürgermeister Sören Link über die Finanzsituation der Stiftung Lehmbruck-Museum erstellt hat. Danach wird es für Museumsdirektor Prof. Dr. Raimund Stecker, wie man sagt, "eng". Das Rechnungsprüfungsamt, dessen Bericht dieser Zeitung in wichtigen Teilen vorliegt, kommt in seinem vorläufigen Fazit zu einem zum Teil verheerenden Urteil über Steckers, wie es wörtlich heißt, "Finanzgebaren". Die Rechnungsprüfer werfen Stecker vor, die kritische wirtschaftliche Situation des Lehmbruck-Museums, die schon 2011 klar zu erkennen gewesen sei, erst im Mai 2012 dem Stiftungskuratorium mitgeteilt zu haben. Noch im Dezember 2011 sei das Defizit für das abgelaufene Wirtschaftsjahr auf 287 000 Euro geschätzt worden, wobei diese Summe im folgenden Wirtschaftsjahr ausgeglichen werden sollte. Doch am 10. Mai 2012 sei dem Kuratorium ohne weitere Begründung ein Defizit von rund 668 000 Euro für das Jahr 2011 präsentiert worden. Daraufhin habe das Kuratorium eine Reihe von Vorgaben und Auflagen gegenüber dem Museumsdirektor beschlossen, die dieser aber, so die Rechnungsprüfer, weitestgehend ignoriert habe.

In dem Bericht werden nicht nur Zahlen vorgelegt, sondern es finden sich auch Bewertungen beziehungsweise Interpretationen. So wird beispielsweise behauptet, dass Stecker bei der Kalkulation von Sonderausstellungen Fehler unterlaufen seien, weil er versucht habe, die Außenwirkung des Museums zu stärken und attraktiver zu gestalten. Da seien Aufträge ohne Rücksicht auf die finanzielle Lage der Stiftung vergeben und die Stellenausstattung sowie die Stellenwerte der Beschäftigten des Museums erhöht worden. Weiterhin seien Baumaßnahmen ohne bauordnungsrechtliche Genehmigungen durchgeführt worden. Hintergrund dürfte dabei im Wesentlichen die große Ausstellung "100 Jahre Kniende" gewesen sein, die für internationales Aufsehen sorgte, aber auch überaus kostspielig war. Auch die von Stecker neu gestalteten Dreiecksräume werden von den Rechnungsprüfern kritisiert. Und wieder findet sich in dem Bericht eine Bewertung: Für eine kurzfristige Attraktivitätssteigerung habe Stecker in Kauf genommen, dass die Möglichkeiten zur Präsentation für die nächsten zehn Jahre deutlich eingeschränkt worden seien. Die Rechnungsprüfer nahmen auch die den Museumsdirektor persönlich betreffenden Ausgaben ins Visier. Er habe, so die Vorwürfe, beim Umgang mit der museumseigenen Kreditkarte nicht die Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns walten lassen. Auch habe er einen Dienstwagen für häufige Dienstreisen genutzt.

Die Frage bleibt, wie Stecker auf diese Vorwürfe reagiert. Ihm wurde der Bericht bislang nicht vorgelegt; er möchte deshalb noch nichts kommentieren. Stand ist, dass ihm zum 31. Dezember 2013 ordentlich gekündigt wurde, wobei diese Kündigung noch rückgängig gemacht werden kann. Beide Seiten, das Kuratorium mit OB Link auf der einen und Stecker auf der anderen Seite, hatten vereinbart, bis Mitte des Jahres eine Entscheidung treffen zu wollen. Zwischenzeitlich wurden Zeitverträge im Lehmbruck-Museum nicht mehr verlängert. Der Mitarbeiter für die Öffentlichkeitsarbeit hat heute seinen letzten Arbeitstag im Lehmbruck-Museum; Lea Duckwitz, 2011 als neue Marktleiterin für das Lehmbruck-Museum engagiert, arbeitet bereits beim Zollverein in Essen.

(RP)
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