Redaktionsgespräch Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer Erstes Ziel: niedrigere Leerstandsquote

Duisburg · Gleich zu Beginn seiner neuen Aufgabe als Gebag-Geschäftsführer hat Wortmeyer zwei Geschäftsbereiche neu definiert: Priorität sollen künftig die Bewirtschaftung des Bestandes und die Stadtentwicklung haben.

Redaktionsgespräch Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer: Erstes Ziel: niedrigere Leerstandsquote
Foto: Christoph Reichwein

Rund 100 Tage ist es her, seit Bernd Wortmeyer die Geschäftsführung der Gebag Duisburger Baugesellschaft übernommen hat. Vor zwei Jahren war das Unternehmen stark angeschlagen, drohte in Konkurs zu gehen. "Die Talsohle haben wir jetzt erreicht. Wir befinden uns am Anfang des Aufsteigs", sagt Wortmeyer im Redaktionsgespräch mit der Rheinischen Post und fügt hinzu: "Dafür stehe ich, für einen Neuanfang." Dann zitiert er den Verbandschef des GdW (Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen), der Geschäftsführerposten der Gebag sei derzeit der heißeste Stuhl, den die Wohnungswirtschaft zu vergeben habe.

"Ich habe aus Dortmund, wo ich bislang beschäftigt war, verfolgt, was in Duisburg passiert", so Wortmeyer. Er sei sich der Situation bewusst gewesen, die er in Duisburg vorgefunden hat. "Ich habe allerdings auch darauf vertraut, dass das dringendste Problem, das der Küppersmühle, beseitigt ist."

Bei einem Bestand von 12 200 Wohnungen habe die Gebag derzeit eine Leerstandsquote von 8,5 Prozent zu verzeichnen - ein Teil davon in desolatem Zustand. Angesichts einer durchschnittlichen Leerstandsquote in Duisburg von etwa 3,8 Prozent, sei dies viel zu hoch. Wortmeyer: "Eigentlich müssten wir für jeden Wohnungssuchenden eine passende Wohnung vorhalten können." Oft sei es so, dass bestimmte Quartiere ein schlechtes Außenimage hätten, das von den Bewohnern aber ganz anders gesehen werden. "In Duisburg ist das nicht so. Die Stadt hat so viele schöne und lebendige Seiten, aber die Duisburger selbst sehen das nicht. Hier ist unheimlich viel Potenzial!", findet er. Duisburg weiter zu entwickeln, zumindest im Bereich wohnen, sehe er als eine tolle Herausforderung an.

Gleich zu Beginn seiner neuen Aufgabe als Gebag-Geschäftsführer hat Wortmeyer zwei Geschäftsbereiche neu definiert: zum einen die Bewirtschaftung des Bestandes, zum anderen den Geschäftsbereich der Stadtentwicklung. "Wir müssen zunächst den vorhandenen Bestand in einen vernünftigen Zustand bringen", so Wortmeyer. Die Stadt Duisburg habe damit ein Instrument, mit dem sie den Wohnungsmarkt steuern und mit dem sie regulierend eingreifen könne. "Das muss ein Bestand sein, der für die Ansprüche und Bedürfnisse von jedem etwas bietet. Da muss auch im hochpreisigen Segment etwas dabei sein."

Wortmeyer möchte einen wirtschaftlichen Bestand haben, der bisherige habe keine 20 Prozent Rendite gebracht. In den vergangenen Jahren habe man viele Wohnungen zur Liquiditätssicherung verkaufen müssen.

Der zweite definierte Geschäftsbereich ist die Stadtentwicklung im Rahmen des Flächennutzungsplanes 2027, bei dem eine zentrale Frage lautet: "Wie wollen wir in Zukunft wohnen und arbeiten?" In Duisburg gebe es genügend Wohnungsbauflächen zu angemessenen Preisen, diese müssten nur entsprechend entwickelt werden, so Wortmeyer. "Wenn wir Eigentum für die Duisburger bilden, dann binden wir die Bürger auch an die Stadt", sagt er. Die Gebag sehe er dabei als eine Art Vermittler. Es gehe nicht darum, 300 oder 400 gleiche Häuser zu bauen, sondern die Grundstücke zu entwickeln, wie etwa auf dem ehemaligen Kasernengelände Wohnpark Neudorf. "Im ersten Bauabschnitt wurden dort 70 bis 80 Doppelhaushälften errichtet. Aber man hatte große Schwierigkeiten, die zu vermitteln, weil alles gleich aussieht", sagt Wortmeyer. Im zweiten Bauabschnitt, weiter südlich, sollten dort verschiedene Häuser entstehen, "von unterschiedlichen Bauträgern und mit unterschiedlicher Konzeption, von billig bis hochpreisig", fordert der Gebag-Chef. Auch unbebaute Grundstücke solle man dort mit einplanen, wo Interessenten ihr Wunschhaus hinsetzen könnten. Nur so könne ein gut gemischtes, lebendiges Quartier entstehen, das Duisburg sogar für die ansonsten typische Düsseldorfer Klientel attraktiv machen könne.

Momentan habe die Gebag allerdings noch mit Altlasten zu kämpfen, die langfristig nicht tragbar seien und nicht mehr in die neu definierten Geschäftsfelder passten, wie etwa das Tausendfensterhaus. "Das wurde erworben und umgebaut. Aber es entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen an Büroarbeitsplätze", findet Wortmeyer. Auch das Theater am Marientor (TaM) passe nicht mehr zum Portfolio, er sei froh, nun endlich einen Käufer gefunden zu haben. Bis Ende Januar sollen die Notarverträge unterschrieben sein. "Wenn wir uns zu viel mit solchen Immobilien beschäftigen müssen, können wir uns um unser eigentliches Kerngeschäft nicht mehr kümmern", bringt er es auf den Punkt. "Wir müssen uns von Dingen fernhalten, die andere besser können." Dazu gehörten auch Projekte wie etwa der Anbau der Küppersmühle. "Das ursprüngliche Investitionsvolumen von 20 Millionen Euro - das kann ein kommunales Unternehmen nicht schaffen. Klar, es hätte auch gut gehen können, dann hätte die Gebag ein schönes Vorzeigeobjekt gehabt. Aber in den Bestand hätte man damit trotzdem noch nicht investiert." Unter seiner Leitung solle es solche Projekte nicht geben.

"Wenn man etwas für die Stadt tun will, dann kann man besser in Kindergärten investieren", findet er. Damit werde etwas für die Infrastruktur getan. Außerdem habe die Stadt ohnehin nicht die Möglichkeiten, den U3-Ausbau in dem Maße voran zu treiben, wie sie es gerne möchte. "Wir wollen etwas Sinnvolles für die Stadt tun. Das werden wir gut und klug tun", verspricht Wortmeyer. Transparenz sei ein sehr wichtiger Punkt, die Auswirkungen der Projekte auf die Wirtschaftlichkeit müssten für Alle klar dargestellt werden.

"Die Frage ist, wo tue ich was für die Stadt. Der Bestand muss nach vorne gebracht werden. Dazu müssen wir die Quartiere aufwerten, die Vororte attraktiv gestalten und eine vernünftige Mieterstruktur etablieren." Dies könne erreicht werden, indem man Standortkonzepte entwickele und in den Quartieren ein gemischtes Angebot für unterschiedliche Generationen und Einkommensgruppen bereitstelle. So ließen sich auch neue Kunden gewinnen.

Wichtig sei außerdem, wie sich die Gebag in Zukunft am Markt etabliert. In einem Zeitraum von fünf bis zehn Jahren will Wortmeyer das Image der Wohnungsbaugesellschaft deutlich verbessern. Der Marktauftritt sei bislang nicht besonders gelungen gewesen und müsse jetzt geändert und professionalisiert werden, findet er. "Wir wollen neue Wege gehen. Und dafür bin ich da. Wir wollen auch keine Parteipolitik betreiben, sondern Politik zu Wohle des Unternehmens."

(RP)
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