Duisburg Erster Blick in den alten Kloster-Keller

Duisburg · Beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag hatten Bürger zum ersten Mal die Gelegenheit, das ehemalige Katharinenkloster auf der Baustelle des neuen Stadtfensters zu besichtigen. Eine Zeitreise von 1000 Jahren.

Beim Tag des offenen Denkmals, der unter dem Motto "Jenseits des Guten und Schönen - Unbequeme Denkmäler?" stand, war auch das ehemalige Katharinenkloster, das später die erste Duisburger Universität beherbergte, zu besichtigen und damit erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich. Auch die Arbeitersiedlung "Hüttenheim" war am Sonntag zu besichtigen.

Entsprechend rege war die Nachfrage nach den angebotenen Führungen, die Stadtarchäologe Dr. Thomas Platz von der "Unteren Denkmalbehörde" der Stadt Duisburg trotz des regnerischen Wetters unternahm. Äußerst lehrreich und unterhaltsam zugleich hat er diese durch spannende Geschichten zur Geschichte Duisburgs und im Besonderen über das Katharinenkloster den Besuchern vermittelt.

Wegen des tropfenden und teils stehenden Regenwassers in den Räumen konnte aus Sicherheitsgründen die freigelegte Ausgrabungsstätte nur von einem Kellerabsatz aus betrachtet werden. Dennoch: Der Blick in den Keller des großen Ordenshauses zeigte eindrucksvoll gemauerte Wandnischen, die seinerzeit Beleuchtungszwecken und zur Aufbewahrung von Gegenständen dienten. Als nach dem Abriss des ehemaligen Boeker-Kaufhauses bei den Bauarbeiten zum neuen "Stadtfenster" in der Duisburger Innenstadt, in das die Stadtbibliothek und die Volkshochschule demnächst einziehen sollen (die Bauverzögerung war gestern kein Thema), Ausgrabungsfunde zwischen Beekstraße und Steinsche Gasse sowie Universitäts- und Münzstraße entdeckt wurden, staunten die Archäologen nicht schlecht. Denn hier stießen sie auf historische Kellerräume, die im 12. und 13. Jahrhundert zur klosterähnlichen Niederlassung des Dritten Ordens der Franziskanerinnen gehörte. Zu der Klosteranlage zählten nach Aussage von Dr. Platz zwei Ordenshäuser, eine Klosterkirche, mehrere Wohnhäuser und ein großer Garten. "Nonnen wohnten dort nicht", so der Stadtarchäologe, "sondern der Gebäudetrakt kam eher Beginenhäusern gleich, die dem Wohnen und Leben und der Zusammenkunft von Menschen diente." 1637 wurde der Orden aufgelöst.

Der jetzt entdeckte Gebäudekomplex sei im Übrigen bereits schon auf dem "Corputiusplan" von 1566 verzeichnet gewesen, dem ältesten Stadtplan von Duisburg. "Mit derartigen Ergebnissen bei der archäologischen Erschließung hatten wir nicht gerechnet", schwärmt Dr. Platz. "Das übertraf bei weitem alle Erwartungen."

Und in der Tat: Bei den Grabungen wurden umfangreiche und zudem gut erhaltene Überreste des einstigen Katharinenklosters freigelegt. Dazu zählen insbesondere die Keller des "Großen Ordenshauses" und zwei weiterer oberirdischer Gebäude. Rund 350 Jahre später, ab 1655, wurde die Klosteranlage mit all seinen Gebäuden zum Kernstück der ersten Duisburger Universität. In die Klosterkirche zog das Auditorium Maximum ein, in das Gewölbe der Klosterkirche kam die Bibliothek und die beiden Ordenshäuser bezogen die Professoren. Dort lebten und lehrten sie die Studierenden bis zum Jahr 1818.

Die Universität verfiel im Laufe der Jahre zusehends und wurde deshalb noch im selben Jahr durch den Preußen-König Friedrich Wilhelm III. geschlossen. Damals wie heute fehle Bildung und Forschung das Geld, so Platz. "Deshalb wurde die Uni 1818 - wie man heute sagt - abgewickelt."

Der älteste Gebäudefund, der jetzt entdeckt wurde, der aber weder Sonntag noch in Zukunft besichtigt werden kann, weil er unter dem Neubau liege, natürlich aber konserviert und dokumentiert wurde, besteht aus Mauerteilen, bei denen Lehm und nicht Kalkmörtel als Bindemittel der Bruchsteine diente. Dieser Werkstoffeinsatz ist nach Aussage von Dr. Platz ein gesicherter Hinweis darauf, dass dieser Kellerraum aus der Zeit der Kaiserpfalz stamme: "Also aus dem 10. bis 12. Jahrhundert oder noch davor." Das sei "eine extreme Seltenheit heute". Dieser Raum wurde aber später in die Klosteranlage des Katharinenhofes integriert.

Mit Inbetriebnahme des "Stadtfensters" als Bildungshaus werden die drei am Sonntag zu sehenden Kellerräume zunächst nur für begleitende Führungen dorthin durch Bibliothek und Volkshochschule für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Vorgesehen ist aber, so Projektmanager Jörn Kreuzahler vom Bauträger Multi Development, diese Räumlichkeiten auch für Lesungen und Vorträge zu nutzen. Dann müsse aber ein zweiter Fluchtweg nachträglich eingebaut werden, was heute zwar schon im Plan vorgesehen sei, aber später erst realisiert werden solle.

(RP)
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