Duisburg Erste Zoohandlung verkauft Welpen

Duisburg · Im Duisburger Zoofachgeschäft Zajac, das als erstes in ganz Deutschland Welpen anbieten wird, sind gestern die ersten 23 Hundebabys eingetroffen. Tierschutzorganisationen sind empört: Sie werfen ihm eine nicht artgerechte Haltung und reine Profitgier zulasten der Tiere vor.

 Norbert Zajac will jährlich 1000 Welpen verkaufen.

Norbert Zajac will jährlich 1000 Welpen verkaufen.

Foto: Probst, Andreas

Wenn man Norbert Zajac fragt, warum immer wieder Tierschützer vor seinem Geschäft in Duisburg protestieren, schüttelt er verständnislos den Kopf. "Die haben keine Ahnung, wovon sie sprechen", sagt er dann meist im ruhigen Tonfall. "Die können so lange demonstrieren, wie sie möchten. Mich stört das schon lange nicht mehr", fügt er hinzu.

Dickes Fell

Der 56-Jährige hat sich über die Jahre ein dickes Fell zugelegt. Sein Zoofachgeschäft ist mit einer Fläche von mehr als 10 000 Quadratmetern das größte der Welt. Es findet sogar Erwähnung im Guinness-Buch der Rekorde. In seinem "Supermarkt der Tiere" bietet der 56-Jährige rund 300 000 Tiere an: Affen, Krokodile, Vogelspinnen, Faultiere und Würgeschlangen — beinahe alle Tiere kann man bei ihm käuflich erwerben. Geschätzter Jahresumsatz: 20 Millionen Euro. Seit 1975 gibt es das Geschäft schon. Und ebenso lange werfen ihm Tierschützer eine nicht artgerechte Haltung vor.

Doch so heftig wie jetzt waren die Wellen der Entrüstung noch nie. Denn der Unternehmer hat in seinem Geschäft als Erster in Deutschland Welpen ins Sortiment aufgenommen. Gestern wurden die ersten 23 Hundebabys geliefert: zwölf Dackel, fünf Labradoodle und sechs Kernterrier. Sie kosten zwischen 500 und 899 Euro.

Zajac bricht damit ein brancheninternes Tabu. Denn der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe in Deutschland hat sich vor sieben Jahren dazu verpflichtet, keine Hunde zu verkaufen, mit der Begründung: Eine Tierhandlung kann den Ansprüchen der Tiere nicht gerecht werden. Den Duisburger stört das Abkommen wenig. Er gehört dem Verband nicht an. "Nirgendwo haben es die Hunde besser als bei mir", sagt er.

Quarantänestation

Untergebracht sind die mindestens neun Wochen alten Welpen zunächst in einer Quarantänestation. Dort werden sie entwurmt, geimpft und gechipt, ehe sie in der folgenden Woche verkauft werden. Die Würfe werden dann getrennt voneinander in Boxen von je 35 Quadratmetern mit Außenanlage, Fußbodenheizung und Überwachungskamera ausgestellt. Insgesamt zwölf fest angestellte Tierärzte, Hundetrainer und Pfleger kümmern sich 24 Stunden im Schichtdienst um die Hunde.

Mehr als 800 000 Euro hat der Unternehmer in den Bau des 2000 Quadratmeter großen Welpengeheges investiert, das in den nächsten Monaten noch weiter ausgebaut wird. "Wir können dann etwa 50 bis 60 Welpen gleichzeitig halten", sagt Zajac. Vor allem will er Trendhunde wie Möpse, Französische und Britische Bulldoggen oder Boardercollies anbieten. Die Welpen kauft er nur in ganzen Würfen von privaten Züchtern ein — wie etwa von Helmut Frericks und Barbara Fehr aus Südlohn-Oeding. Von ihnen hat Zajac gestern fünf Labradoodle bekommen. Wie viel Geld sie dafür erhalten haben, sagen die beiden Züchter nicht. "Wir wissen, dass es die Hunde bei Zajac gut haben. Davon haben wir uns überzeugt", sagen sie. Die beiden wollen Zajac künftig regelmäßig Welpen überlassen. "Es ist ein einzigartiges Projekt, von dem auch wir Züchter profitieren", sagt Helmut Frericks.

Norbert Zajac ist von dem Erfolg seines Geschäftsmodell überzeugt: "Mein Ziel ist es, jährlich mindestens 1000 Tiere zu verkaufen." Für Tierschützer ist diese Vorstellung ein Horrorszenario. Sie warnen vor einer Massentierhaltung, die die Hunde traumatisieren könnte. Von Seiten der Tierschutzorganisation "Peta" heißt es, dass die Welpen bei Zajac ohne feste Bezugsperson aufwachsen und von den anderen Tieren gestresst würden, was zu Verhaltensstörungen führe. Der Deutsche Tierschutzbund will nicht hinnehmen, dass sich Zajac über den Konsens der Zoogeschäfte hinwegsetzt, und wirft ihm reine Profitgier zulasten der Tiere vor. "Der Hund verkommt dort zur Ware, zum bloßen Gebrauchsgegenstand", sagt ein Sprecher. Und die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" befürchtet, dass die Welpen letztlich im Tierheim enden, weil viele unüberlegt gekauft würden. Peta hat für den 23. Januar zu einer Demonstration vor dem Zoofachgeschäft in Duisburg-Neumühl aufgerufen. "Der Welpenverkauf muss gestoppt werden", fordern sie. Auf Facebook hatten bis gestern Abend 800 Nutzer ihre Teilnahme angekündigt.

Katzenbabys

Norbert Zajac lässt das kalt. "Die sollen ruhig kommen und ihre Fahnen schwenken", sagt er. "In vier Wochen ist das alles vergessen, dann regt sich keiner mehr über den Welpenverkauf auf." So sei es auch damals gewesen, als er begann, Katzenbabys zu verkaufen.

(RP/jul)
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