Duisburg Erste Hilfe für die Seele

Duisburg · In Duisburg arbeiten 77 Notfallseelsorger, von denen 72 bei der evangelischen Kirche beschäftigt sind. Der Rotary-Club spendete am Montag 37 Westen, mit denen die Helfer als solche erkannt werden. Erinnerung an Loveparade.

 Dr. med. Dietrich Flaskamp (l.) vom Rotary-Club überreicht eine Weste an Superintendent Armin Schneider. Richard Bannert (r.) koordiniert die Duisburger Notfallseelsorge.

Dr. med. Dietrich Flaskamp (l.) vom Rotary-Club überreicht eine Weste an Superintendent Armin Schneider. Richard Bannert (r.) koordiniert die Duisburger Notfallseelsorge.

Foto: ralf hohl

Notfallseelsorger gibt es schon seit vielen Jahren. In jüngster Zeit wird von ihnen aber immer mehr gesprochen. In Duisburg kennt man spätestens seit der Loveparade-Katastrophe am 24. Juli 2010 die Männer und Frauen, die "Erste Hilfe für die Seele" leisten, wie es Duisburgs Superintendent Pfarrer Armin Schneider gestern bei einem Pressegespräch sagte.

Damals waren übrigens gewissermaßen durch eine "Fügung" besonders viele Notfallseelsorger im Einsatz: An jenem Tag absolvierten Notfallseelsorger aus dem gesamten Bereich der evangelischen Landeskirche in Duisburg eine Fortbildung. Als die Nachricht von den Todesfällen verbreitet wurde, war bei der Schulung gerade Schichtwechsel. Aus der Übung wurde ein schrecklicher Ernstfall, wie Richard Bannert, Koordinator der Duisburger Notfallseelsorge, berichtete.

Unaufdringliches Hilfsangebot

Anlass für das Pressegespräch ist eine Spende des Duisburger Rotary-Clubs, der 2000 Euro für die Beschaffung von 37 Notfallseelsorger-Westen zur Verfügung stellte. Diese Westen, die Dr. Flaskamp überreichte, seien wichtiger, als man auf den ersten Blick vermuten könnte, sagte Armin Schneider. Sowohl die Hilfskräfte als auch die Betroffenen könnten die Helfer ohne weiteres identifizieren. Mit einer Weste bekleidet, können die Notfallseelsorger "unaufdringlich ihre Hilfe anbieten, wenn sie gewünscht wird".

In Duisburg gibt es insgesamt 77 Notfallseelsorger, wovon 72 bei der evangelischen Kirche, die anderen bei der katholischen Kirche beschäftigt sind. Dass weit mehr bei der evangelischen als bei der katholischen Kirche in diesem Bereich arbeiten, hat sich im Laufe der Jahre so ergeben. Es gibt in Deutschland Regionen, wo das Verhältnis umgekehrt ist. Bei der evangelischen Kirche in Duisburg haben grundsätzlich alle Pfarrer regelmäßig Dienstbereitschaft. Die meisten Einsätze gibt es im so genannten innerhäuslichen Bereich. Notfallseelsorger überbringen beispielsweise Todesnachrichten, kommen bei Selbstmorden von Familienangehörigen oder sind in schwierigen Situationen als Ansprechpartner da. Im vergangenen Jahr gab es 60 solcher Einsätze; in diesem Jahr sind es bis jetzt schon 64.

Darüber hinaus gibt es acht speziell geschulte Notfallseelsorger in Duisburg, die etwa zu schweren Verkehrs- oder Betriebsunfällen mit häufig tödlichem Ausgang gerufen werden. Beistand benötigen beispielsweise Lokführer, die miterleben müssen, wie sich ein Selbstmörder vor ihren Zug wirft.

Nicht immer können oder wollen "normale" Notfallseelsorger warten, bis ihre besonders geschulten Kollegen eintreffen. Besonders für diese Notfallseelsorger wurden die neuen Westen angeschafft. Eine liegt beispielsweise seit gestern im Auto von Pfarrer Dietrich Köhler-Miggel, der vor kurzem zu einem schweren Unfall im Eisenbahnbereich gerufen wurde und nun weiß, wie hilfreich es ist, wenn "man nicht lange erklären muss, was wir wollen und anbieten können".

(RP/rl)
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