Duisburg Erst Kloster, dann Universität

Duisburg · Auf dem Gelände an der Universitätsstraße, auf dem im kommenden Jahr das Stadtfenster stehen soll, finden derzeit Ausgrabungsarbeiten statt. Der Stadtarchäologe spricht von bedeutenden Funden.

 Dr. Brigitte Kunz von der Unteren Denkmalbehörde, Stadtarchäologe Dr. Kai Thomas Platz und Archäologin Julia Völz auf dem Gelände an der Universitätsstraße. Die Mauerreste sollen noch weiter freigelegt werden.

Dr. Brigitte Kunz von der Unteren Denkmalbehörde, Stadtarchäologe Dr. Kai Thomas Platz und Archäologin Julia Völz auf dem Gelände an der Universitätsstraße. Die Mauerreste sollen noch weiter freigelegt werden.

Foto: Andreas probst

Während nebenan der Abriss des Boecker-Hauses weiterläuft, hockt Archäologin Julia Völz zwischen Bauschutt und Werkzeug und begutachtet das Erdreich. Die Untere Denkmalbehörde hat sie und ihr Team von der Firma "Archäologische Baugrund-Sanierung" (ABS) mit den Ausgrabungsarbeiten an der Universitätsstraße betraut.

Die Funde reichen von baulichen Überresten aus dem Mittelalter und Gruben über menschliche Knochen bis hin zu Kleinfunden wie Scherben oder Steinen. "Eine solche Menge und Vielfalt auf engem Raum ist in der Innenstadt schon bedeutend", sagt Stadtarchäologe Dr. Kai Thomas Platz.

Aus der überlieferten Geschichte des Umfeldes könne auf die Gebäude geschlossen werden, zu denen die Mauerreste einst gehörten, erklärt er. Demnach befand sich ab dem späten 13. Jahrhundert ein Frauenkloster auf dem Gelände. Neben der Klosterkirche an der Beekstraße gehörten auch zwei Ordenshäuser dazu.

Skelett gibt Rätsel auf

Im frühen 17. Jahrhundert wurden die Gebäude dann durch die dort befindliche Universität umgenutzt und zum Teil umgebaut. Die Kirche wurde zum Audimax, die Ordenshäuser dienten den Professoren als Wohnungen. Ein Campus entstand, der noch bis 1815 Bestand haben sollte. Erst im 19. Jahrhundert sei die Straße durch das Gelände gezogen worden.

Die Mauerreste, die zu einem Keller gehört haben, werden noch weiter freigelegt. Anhand der unterschiedlichen Erdschichten, der Größe und Beschaffenheit der Steine sowie der Bauart schließen die Wissenschaftler, dass die ursprüngliche Mauer aus dem Spätmittelalter, vermutlich 13. oder 14. Jahrhundert, stammt.

Das Skelett hingegen gibt dem Team bislang noch Rätsel auf, zumal kein Schädel gefunden wurde. Dass der Fundort den ehemaligen Klosterfriedhof markiert, sei aufgrund der Lage auf dem Areal eher unwahrscheinlich, so Platz. Da zur Universität auch eine Medizinische Fakultät gehörte, könne es sich um ein Sezierobjekt der Anatomie handeln. Die Analyse der Knochenfunde steht noch aus.

Während das Skelett geborgen werden kann, ist noch unklar, was mit den Mauerresten geschehen wird. Die Archäologen wollen auf die Erhaltung dringen: "Die Funde zeichnen Duisburgs kulturgeschichtliche Entwicklung nach und helfen, die Bedeutung der Stadt weiter zu klären", erklärt Dr. Brigitta Kunz von der Unteren Denkmalbehörde. Darüber müssten aber noch Gespräche mit dem Investor Multi Development geführt werden.

(RP)
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