Duisburg "Er hat uns die Augen geöffnet"

Duisburg · Mit Reden, Tanz, Musik und Performances wurde Prof. Dr. Christoph Brockhaus als Direktor des Wilhelm Lehmbruck Museums verabschiedet. Hunderte Gäste zollten dem großen Kunstvermittler ihren Dank.

Das Begrüßungszeremoniell mit persönlichem Händedruck musste abgebrochen werden. Zu viele Gäste waren am Samstag ins Wilhelm Lehmbruck Museum gekommen, um bei der Feierstunde für Prof. Dr. Christoph Brockhaus dabei zu sein, der zum Ende des Monats sein Direktorenamt an Prof. Dr. Raimund Stecker weitergibt.

Oberbürgermeister Adolf Sauerland lobte Brockhaus als "prägenden Mann in der Kunstwelt der Stadt". Er habe ein Netzwerk gesponnen, in dem Politik, Verwaltung, Bürgerschaft, Sponsoren und Kunst verbunden seien. Das Museum sei, nicht zuletzt durch die Rechtsform der Stiftung, die nun seit zehn Jahren besteht, gut aufgestellt, meinte der Oberbürgermeister. Als Abschiedsgeschenk überraschte Sauerland den Museumsmann mit Noten für das Cello, das in Brockhaus' Wohnung verstaube. Bald habe er hoffentlich Zeit, das Instrument, mit dem Brockhaus als Jugendlicher und junger Mann Preise gewann, wieder zu spielen.

Prof. Dr. Klaus Trützschler, Vizepräsident der Niederrheinischen IHK und Vorstandsmitglied der Franz Haniel & Cie. GmbH, dankte Brockhaus als Vertreter der Wirtschaft und Sponsoren. Nicht nur die Kunst brauche die Wirtschaft, auch die Wirtschaft brauche die Kunst, sagte Trützschler.

Eine Kunst für sich

Dr. Herbert Krämer, Duisburg früherer Oberstadtdirektor, würdige Brockhaus als Vorsitzender des Freundeskreises Wilhelm-Lehmbruck-Museum. "Das Sprechen über Kunst ist eine Kunst für sich; es ist Ihre Kunst, Herr Brockhaus", sagte Krämer. Der Museumsdirektor sei ein großartiger Kunstvermittler. "Sie haben uns die Augen geöffnet", sagte Krämer. Brockhaus sei es gelungen, Zugänge zur Kunst zu zeigen, die sonst verschlossen geblieben wären. Den Festvortrag hielt der international bekannte Kurator, Kunsthistoriker und Autor Lorand Hegyi, zurzeit Direktor des Musée d' Art Moderne in Saint-Etienne. Der gebürtige Ungar erinnerte in freier Rede an die Bonner Ausstellung "Europa, Europa", deren künstlerischer Leiter Brockhaus war (zusammen mit dem vor zehn Jahren verstorbenen Ryszard Stanislawski). Diese Schau (1994) über das Jahrhundert der Avantgarde in Mittel- und Osteuropa sei in die Kunstgeschichte eingegangen. Bezeichnend für Brockhaus sei, dass er Kunstwissenschaft nicht von Ethik und der menschlichen Dimension abkopple. Er schaffe den Spagat zwischen feiner Analyse im Einzelnen und der Suche nach den großen globalen Wahrheiten.

Sehr persönlich dankte Dani Karavan, Schöpfer des "Gartens der Erinnerungen", dem scheidenden Museumsdirektor. Er wisse, so Karavan, wie schwer es Brockhaus falle, sein Amt aufzugeben. – Brockhaus bedankte sich bei denen, die sein "reiches Museumsleben" unterstützt hätten. Vor allem bei seinen Mitarbeitern. Ihm sei es stets um die Vermittlung von "sinnstiftenden Kunsterlebnissen" gegangen.

(RP)
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