Duisburg Energie frisst Einkommen

Duisburg · In mehr als 8300 Haushalten stellten die Duisburger Stadtwerke in den vergangenen Jahren den Strom ab, weil die Kunden nicht rechtzeitig oder gar nicht zahlten. Die Verbraucherzentrale fordert mehr Nachgiebigkeit.

Für Energieversorger ist das Thema offenbar unangenehm. In 54 nordrhein-westfälischen Städten fragten die Verbraucherzentralen bei Stadtwerken, RWE, Eon & Co. nach dem Umgang mit säumigen Zahlern und Stromsperren. Nur in 24 Fällen gab es brauchbare Antworten – und die offenbaren eine gravierende Misere. Auch in Duisburg. Hedwig Kersken, Leiterin der hiesigen Verbraucherzentrale, und Verbraucherberaterin Petra Böer erläuterten gestern ihre Aktivitäten zum Weltverbrauchertag am kommenden Dienstag. Nicht von ungefähr steht er unter dem Motto „Wenn Energiekosten Einkommen auffressen“.

„Zwischen 2004 und 2007 ist der Preisindex bei den Energiekosten um 6,2 Prozent gestiegen. Das ist deutlich mehr als bei den übrigen Lebenshaltungskosten. Auch die Haushaltseinkommen sind natürlich nicht in diesem Ausmaß angewachsen“, so Petra Böer. Die Folge: Immer mehr Haushalte bekommen massive finanzielle Probleme.

Hedwig Kersken verweist auf das Beispiel Belgien, in denen sozial Schwache 500 Kilowattstunden Strom kostenfrei bekommen. Das reiche zumindest für Kühlschrank, Licht und eine Kochplatte. Sie fordert generell den Verzicht der Unternehmen auf drakonische Maßnahmen wie Stromsperren. In der EU-Sozialcharta gebe es auch so etwas wie ein Grundrecht auf Energieversorgung.

Das sehen die Stadtwerke naturgemäß etwas anders. „Es gibt nicht nur Grundrechte, sondern auch Grundpflichten“, so Stadtwerke-Sprecher Helmut Schoofs. Etwa 40 000 „Vertragsstörungen“ – meist Zahlungsversäumnisse – konstatieren die hiesigen Stadtwerke im Jahr bei etwa 250000 Haushalten. Die Stromsperren erfolgten erst nach mehreren fruchtlosen Mahnungen.

(RP)
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